Man könnte meinen, es war alles extra für Lewis Hamilton arrangiert worden. Sogar das Wetter. Als der Brite Ende Januar zu seinem ersten Arbeitstag in Maranello erschien, hingen dunkle Wolken am Himmel, aus denen Nieselregen fiel. Ganz wie in Hamiltons Heimat und für Italien eher untypisch. Zur Begrüßung für den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister aber irgendwie passend. Wohlfühlklima von Beginn an.
Die Verschmelzung von Ferrari und Hamilton elektrisiert den Motorsport. Der 40-Jährige hatte sich nach vielen erfolgreichen Jahren von Mercedes verabschiedet, um seinen großen Traum zu erfüllen. Er wollte unbedingt noch einmal für Ferrari fahren. Im Idealfall möchte er mit der Scuderia gar seinen achten WM-Titel holen. Das wäre vermutlich fast zu kitschig, sollte es gelingen - würde aber eine außergewöhnliche Karriere krönen. Nur: Wird es Hamilton wirklich schaffen?
Ferrari wartet seit 2007 auf einen WM-Titel. Kimi Räikkönen hatte damals triumphiert. Seitdem haben sich mehrere Fahrer versucht, doch auch der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel ist an der Störrigkeit des Cavallino Rampante gescheitert. Das berühmte aufbäumende Pferd ist das Symbol von Ferrari. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder mal aus dem Tritt gekommen.
Hamilton war von der Begrüßung überwältigt
Charles Leclerc ist ein talentierter Fahrer, ihm gehören die Herzen der italienischen Fans. Er spricht ihre Sprache, man kennt sich lange. Und Leclerc hat den ein oder anderen Glanzpunkt mit Ferrari gesetzt. Ganz vorne ist aber auch der Monegasse am Ende einer Saison noch nicht gelandet. Weil er selbst Fehler machte oder das Auto nicht so stark war, um Dominator Max Verstappen auf lange Sicht zu ärgern. Die Hoffnung heißt jetzt Hamilton.
An seinem ersten Tag war der Brite von der Begrüßung überwältigt. Von den zahlreichen Fans, die im Regen auf ihn warteten. Von den Gesprächen mit Teamchef Fred Vasseur und Ferrari-Boss Benedetto Vigna. Davon, dass als Willkommensgeste ein von ihm geliebter Ferrari F40 bereitstand. „Es gibt Tage, an die man sich immer erinnern wird. Der heutige, mein erster als Ferrari-Fahrer, ist einer davon“, sagte Hamilton zu seinem Dienstbeginn.
Der 40-Jährige bekam eine Führung über das Gelände in Maranello, dem Sitz von Ferrari. Er schaute sich auch das berühmte Büro an, von dem aus Enzo Ferrari dem Team bei der Arbeit zugeschaut hatte. Die Ferrari-Historie im Schnelldurchlauf. Am Dienstag folgt der nächste wichtige Schritt, wenn alle Teams ihre neuen Autos bei einer gemeinsamen Show in London präsentieren werden.
Die ersten Testfahrten sahen ordentlich aus
Hamilton weiß, worauf er sich eingelassen hat. Jeder wird schauen, ob der Rekordchampion die Erwartungen erfüllen kann. Vor allem die Tifosi, deren Begeisterung für die Scuderia grenzenlos ist. Die aber auch leiden, wenn der Erfolg fehlt. „Ich hatte das Glück, in meiner Karriere schon viel erreicht zu haben, es blieb aber immer der Traum, in Rot zu fahren“, sagte Hamilton. Er hat sich erfüllt.
Hamilton möchte mit Ferrari Geschichte schreiben. Bei den ersten Testfahrten mit älteren Modellen begann es bereits ganz ordentlich. Hamilton war ähnlich schnell wie Charles Leclerc, der als Referenz gilt. Zunächst geht es für jeden Rennfahrer darum, schneller als der Teamkollege zu sein. Sollte Hamilton bereits daran scheitern, dürfte er unruhige Zeiten bei Ferrari erleben. Solche prophezeit ihm der ehemalige Forme-1-Boss Bernie Ecclestone. „Ich denke nicht, dass Lewis die gleiche Aufmerksamkeit bei Ferrari bekommt. Das Team ist glücklich mit Charles Leclerc“, sagte der 94-Jährige im Interview mit dem britischen Daily Telegraph.
Vor allem zweifelt Ecclestone den unbedingten Siegeswillen an. „Es ist nicht das Alter der Fahrer, es geht darum, wie lange sie schon das Gleiche machen. Wenn er noch nie eine Weltmeisterschaft gewonnen hätte, wäre das vielleicht anders, denn dann hätte er einen Anreiz, eine zu gewinnen. Aber er hat sieben gewonnen“, sagte Ecclestone. Seit 2007 fährt Hamilton in der Königsklasse. Seit eben jenem Jahr, in dem Ferrari der letzte WM-Titel gelang.
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