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Medienrummel bei den Spatzen: Wettskandal: Spieler des SSV Ulm mit Tunnelblick

Medienrummel bei den Spatzen

Wettskandal: Spieler des SSV Ulm mit Tunnelblick

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    Keinen Kommentar zum Wettskandal gaben die Kicker des SSV Ulm, als sie am Freitag zum Waldlauf aufbrachen.
    Keinen Kommentar zum Wettskandal gaben die Kicker des SSV Ulm, als sie am Freitag zum Waldlauf aufbrachen. Foto: Roland Furthmair

    Markus Lösch wirkt schon am frühen Nachmittag leicht erschöpft. Stundenlang hat der Fußball-Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 am Freitag bereits die Fragen von Journalisten aus der ganzen Republik zur angeblichen Verwicklung seines Vereins in den europäischen Manipulationsskandal beantwortet, von der die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte.

    Kurz vor halb zwei nimmt der Rummel sogar noch zu: Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC II. Aber an ein geregeltes Training ist gar nicht zu denken.

    Vor dem Stadion hält neben den schreibenden Kollegen und den Radioreportern ein halbes Dutzend Kamerateams die Stellung, in den Katakomben nimmt die Chefetage die Spieler ins Gebet. Ob einer dem Verein etwas mitzuteilen habe? Keine Wortmeldung.

    Der Vorstand hat sogar Schriftstücke vorbereitet und lässt es sich von jedem einzelnen Kicker schriftlich geben, dass beim Testspiel des Regionalligisten (vierthöchste Liga) gegen das Spitzenteam Fenerbahce Istanbul im Juli (0:5) kein Geld geflossen ist. "Es waren alle Spieler da und es haben alle unterschrieben", meldet hinterher der stellvertretende Vereinschef Mario Meuler.

    Kurz vor zwei öffnet sich die Stadiontür, und die Mannschaft kommt im Pulk heraus. Bedrückte Mienen, kein Auge für die wartenden Journalisten, Tunnelblick. Die Spieler traben los zum Lauf durch den Ulmer Stadtpark "Friedrichsau" im festen und begründeten Vertrauen darauf, dass ihnen dabei kein Reporter und kein Kameramann folgen kann.

    Meuler und Lösch laden derweil zur Fernsehstunde. Auf dem Programm: die Übertragung der Pressekonferenz der Bochumer Staatsanwaltschaft zum Wettskandal. Von Ulm ist nicht die Rede, nicht von Testspielen generell und schon gar nicht von dem der Spatzen gegen Istanbul.

    Die konkrete Frage eines einzelnen Kollegen bleibt unbeantwortet. Die Ermittler nennen lediglich 32 Punktspiele von der zweiten Bundesliga bis zur Oberliga, Meuler und Lösch fühlen sich ein Stück weit bestätigt in ihrer Unschuldsvermutung und schauen ein wenig fröhlicher aus der Wäsche.

    Ganz im Gegensatz zu den Spielern, die wenig später von ihrer Laufeinheit zurückkommen und schnurstracks in der Kabine verschwinden. Die Kicker haben Redeverbot erteilt bekommen, und sie wollen auch gar nichts sagen. Torwart Holger Betz, der noch am Morgen in einem Radio-Interview ausführlich geplaudert hat, schiebt die Kamera eines Fernsehreporters unwirsch beiseite.

    Glücklich ist, wer einen der Ulmer Spieler noch vor dem Abschlusstraining am Telefon erwischt hat. Der ehemalige Nationalspieler Heiko Gerber gestand: "Diese Nachrichten waren ein Schock, ein Hammer. Man kann sich so etwas überhaupt nicht vorstellen."

    Die vom Vorstand gereichte Unschuldserklärung hat auch er unterschrieben, obwohl er eigentlich ohnehin frei von jedem Verdacht ist: Gerber gehörte am 14. Juli noch gar nicht zum Kader. "Gott sei Dank", sagte der Routinier.

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