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Maximilian Mittelstädt: Das ist der Nationalspieler

Fußball-EM 2024

Maximilian Mittelstädt: Der vielleicht unwahrscheinlichste Nationalspieler

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    Völlig losgelöst: Maximilian Mittelstädt schwebt zur Fußball-EM.
    Völlig losgelöst: Maximilian Mittelstädt schwebt zur Fußball-EM. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Unter den vielen Aschenputtel-Geschichten im deutschen EM-Kader ist die von Maximilian Mittelstädt vielleicht diejenige, die den größten Ausschlag aufweist. Vor einem Jahr noch stieg der Linksverteidiger mit der Berliner Hertha aus der Bundesliga ab. Seine Rolle: Ergänzungsspieler. Gerade mal 17 Einsätze stehen in der Bilanz, die wenigsten von Beginn an. Torbeteiligungen? Null. "Mittelmaß mit Mittelstädt" lautete einige Zeit ein in Berlin gültiger Schmähspruch – wobei niemand angesichts einer solchen Spielzeit noch von Mittelmaß sprechen konnte. Ein Jahr später hat sich der Sachstand gründlich geändert: Mittelstädt ist Stammspieler bei Vize-Meister VfB Stuttgart und in der deutschen Nationalelf. Mit dieser Vorgeschichte ist er der vielleicht unwahrscheinlichste Nationalspieler seit langer Zeit. Wenn die DFB-Auswahl am Freitag (21 Uhr, ZDF) das Eröffnungsspiel gegen Schottland bestreitet, wird der 27-Jährige wahrscheinlich sein fünftes Länderspiel machen und wohl wie bei seinen vorherigen Einsätzen in der Startelf stehen.

    Wie sich Mittelstädt seine Leistungsexplosion erklären kann? So richtig eigentlich nicht, wie er in einer Medienrunde in Herzogenaurach sagte. "Ich habe viel Vertrauen vom Trainer bekommen und hatte die Möglichkeit, mich über einen langen Zeitraum auf meiner Position weiterzuentwickeln." Es sei gut gewesen, mal raus aus der Berliner Heimat zu kommen, raus aus der Komfortzone, raus aus dem Hertha-Trubel. Was man eben so sagt, wenn‘s einfach gut läuft. Eine andere Erklärung lieferte er gleich danach mit einem Lächeln: "So schnell geht es eben manchmal im Fußball."

    Im Sommer musste es schnell gehen beim Wechsel von der Hertha zum VfB

    Schnell musste es auch im vergangen Sommer gehen. Eigentlich hatte Mittelstädt geplant, mit seiner Hertha, für die er seit seinem 15. Lebensjahr spielte, in die zweite Liga mitzugehen. Dann meldete sich der VfB. "Weil ich eine Ausstiegsklausel hatte, die nur noch an diesem Tag gültig war, musste ich schnell entscheiden." Er entschied goldrichtig – und Stuttgart erhielt für einen Schnäppchenpreis von 500.000 Euro einen Schlüsselspieler. Heute taxiert das Branchenportal Transfermarkt.de seinen Marktwert auf 17 Millionen Euro. Beim VfB bildet er zusammen mit Chris Führich eine starke linke Seite – und erspielte sich einen wichtigen Fan: Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der erklärte bei der erstmaligen Nationalelf-Berufung des VfB-Profis Mitte März: "Maxi ist statistisch gesehen der mit Abstand beste Linksverteidiger in der Bundesliga und einer der Top-4-Linksverteidiger der Welt. Sprich: Das ist nicht nur ein subjektiver Eindruck, sondern auch belegbar mit Daten."

    Vom Absteiger zum besten Linksverteidiger der Liga? Ein Satz, den auch Mittelstädt selbst erst mal verdauen musste: "Ich kannte diese Statistik nicht, aber ich habe die Pressekonferenz gesehen und war natürlich schockiert." Wie zum Beleg für Nagelsmanns großen Vertrauensvorschuss lieferte der beste linke Defensive der Liga im ersten Heimspiel auch gleich mal offensiv ab: Beim 2:1-Sieg in Frankfurt gegen die Niederlande sorgte ein Schuss außerhalb des Strafraums für den Ausgleich – das erste Tor im zweiten Spiel und das erste Mal, dass die von den Fans forcierte Torhymne "Major Tom" von Peter Schilling im Stadion gespielt wurde.

    Zur DFB-Torhymne "Major Tom" tanzten Mittelstädts Eltern in der Disco

    Wenn bei der EM ein Treffer der Nationalelf bejubelt wird, wird es auch in allen Lautsprechern heißen: völlig losgelöst. Zum ersten Mal war das aber bei MIttelstädt der Fall. "Ich kannte das Lied natürlich, aber es war jetzt nicht meine Zeit. Eher die von meinen Eltern, die mir erzählt haben, dass sie in der Disco früher dazu getanzt haben. Sie finden das auch ein Stück weit surreal." Passend dazu war es VfB-Fan Peter Schilling, der die Nominierung Mittelstädts im Rahmen der DFB-Videokampagne bekannt gegeben hatte. "Eine coole Idee", findet der Profi. Idealerweise wird es ab Freitag noch oft heißen: "Völlig losgelöst". Für Mittelstädt passt es ohnehin gut.

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