Mats Hummels und Rainer Maria Rilke harmonieren in dem Fall prächtig miteinander. Bei Herrn Rilke handelt es sich nicht um einen Verteidiger, der neuerdings mit Hummels ein Abwehr-Duo bildet. Rilke ist ein österreichischer Lyriker, der unter anderem die Zeilen zu Papier brachte: „Es gibt nun mal nicht nur gute Zeiten, das Leben hat auch schlechte Seiten.“
Eine verdammt schlechte Zeit erwischte Hummels am Sonntagabend in Florenz. Es war der bisherige Tiefpunkt eines offensichtlichen Missverständnisses. Der Weltmeister von 2014 sowie frühere Abwehrchef von Bayern München und Borussia Dortmund war Anfang September zu dem italienischen Erstligisten AS Rom gewechselt. Bis zum 9. Spieltag war der 35-Jährige dort aber noch zu keinem Pflichtspiel-Einsatz gekommen.
Hummels versauerte auf der Auswechselbank
Sein Trainer Ivan Juric hatte Hummels seit Saisonbeginn auf der Auswechselbank schmoren lassen. Die Nicht-Berücksichtigung des Ex-Weltmeisters begründete der Kroate mit dem Rehhagelschen Axiom, wonach es nicht junge und alte Spieler gebe, sondern nur gute und schlechte. Juric zählte den 35-Jährigen zur letzten Kategorie. Am Sonntag jedoch änderte der Roma-Trainer seine Meinung und wechselte Hummels beim Spiel in Florenz in der 67. Minute für Paulo Dybala ein. Nach zweimonatiger Wartezeit durfte der Abwehrspieler endlich seine Premiere im Roma-Dress feiern. Nur vier Minuten später köpfte er einen Kopfball des Florentiners Christian Kouamé versehentlich zum 1:5-Endstand ins eigene Tor. Die Niederlage an dem deutschen Abwehrspieler festzumachen, wäre absurd. Was nördlich der Alpen vielleicht als Klatsche beschrieben wird, mutiert südlich des Brenners zu einem „tragikomischen Debüt“, wie Tuttomercato schrieb.
Hummels Klub hängt im Mittelfeld der Tabelle fest
Das Spiel sei ein „Albtraum-Start für Hummels“ gewesen, kommentierte Tuttosport die Niederlage der Römer und Hummels Missgeschick. Nach der Pleite müsse nun auch der Trainer nach nur kurzer Amtszeit um seinen Posten bangen. Ivan Juric hatte das Traineramt erst im vergangenen Monat vom Italiener Daniele De Rossi übernommen – wenige Tage nach der Ankunft von Hummels in Rom.
Während Florenz mit Nationalspieler Robin Gosens, der gegen die Roma 90 Minuten durchspielte, auf Tabellenplatz vier kletterte, hängt Hummels mit seinem Klub als Elfter im Mittelfeld fest. Ob Juric den Unglücksraben wieder aufrichten kann, ist nicht bekannt. Wir empfehlen in solch misslichen Lagen ein Zitat von Rilke, das bereits tausendfach zur Anwendung kam. Die Zeilen stammen aus dem gleichen Gedicht, aus dem eingangs zitiert wurde: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Hummels könnte jetzt einen Suchscheinwerfer gebrauchen.
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