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London: Bei der EM geben sich die Königinnen des Fußballs die Ehre

London

Bei der EM geben sich die Königinnen des Fußballs die Ehre

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    Trifft oft für Schweden: Stina Blackstenius.
    Trifft oft für Schweden: Stina Blackstenius. Foto: Swen Pförtner

    Der englische Pub ist mehr als ein Ort, an dem nur gegessen und getrunken wird. Er hat fast schon einen heiligen Platz im Herzen vieler Menschen. Gerade abseits des belebten Londoner Stadtzentrums finden sich auf jeder Meile mehrere solcher Kultstätten, in denen sich ein Gast schnell wie zu Hause fühlt. Sportübertragungen gehören dabei zur Pubkultur. Im „Express Tavern“ mit schönem Biergarten und urgemütlicher Einrichtung direkt an der Kew Bridge ist wie selbstverständlich am Donnerstagabend vom Tennis in Wimbledon zur Frauen-EM umgeschaltet worden, um das Gruppenspiel zwischen Norwegen und Nordirland (4:1) zu zeigen.

    Nicht jeder hat von Anfang bis Ende hingesehen, aber mitunter reichen ja auch flüchtige Blicke, um die Quintessenz herauszufiltern: dass Norwegens Fußballerinnen wieder lächeln können, auch wenn ihre nach fünf Jahren Abstinenz zurückgekehrte Ada Hegerberg (noch) nicht getroffen hat. Die Starstürmerin hat hinterher ein bisschen gemotzt über die aus ihrer Sicht zu weichen Bälle, aber ansonsten sah auch die 26-Jährige ziemlich glücklich aus. Schon Montag geht es in Brighton gegen Gastgeber England. Kann es eine bessere Bühne geben?

    Die deutsche Bundestrainerin hofft auch eine nachhaltige Prominenz des Frauenfußballs

    Immer noch sind selbst einige der besten Fußballerinnen Europas nicht prominent genug. Nur regelmäßige TV-Präsenz – es muss ja nicht gleich so inflationär wie bei den Männern sein – wird den Bekanntheitsgrad dauerhaft erhöhen. Das neue Format der Women’s Champions League soll dabei ebenso helfen wie diese Europameisterschaft. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg findet es schön, „dass die Medien bereit sind, zumindest temporär auf uns zu schauen“. Sie fügt aber mit einem spitzen Zungenschlag an: „Ich hoffe, das bleibt ein bisschen nachhaltiger.“ Aus ihrer Sicht könne jetzt ruhig herausgestellt werden, dass Europa bei der WM 2019 sieben der acht Viertelfinalisten stellte. „Der europäische Frauenfußball ist mit das Beste, was es auf der Welt gibt.“

    Insofern kommt ein Gruppenspiel zwischen Europameister Niederlande und Mitfavorit Schweden (Samstag, 21 Uhr) wie gerufen. Es duellieren sich zwei Topteams mit zwei tollen Torjägerinnen, Vivianne Miedema und Stina Blackstenius, die beide für Arsenal FC stürmen. Miedema macht das für die „Oranje Leuwinnen“, was Birgit Prinz früher fürs deutsche Team getan hat: Die Nummer neun trifft aus allen Lagen. 92 Tore in 108 Länderspielen sind eine sagenhafte Quote für eine 25-Jährige. Ohne ihr Zutun hätten sich die Niederländerinnen bei der Heim-EM 2017 nicht zum Europameister gekrönt.

    Trifft oft für Holland: Vivianne Miedema.
    Trifft oft für Holland: Vivianne Miedema. Foto: MauriceVanSteen

    Erstaunlich, wie oft die Mittelstürmerin aber betont, dass sie lieber etwas zurückgezogener eingesetzt werden möchte. Sie hat ihren Vertrag bei Arsenal erneut verlängert und das auch mit ihrer besonderen Vorliebe für die Stadt London erklärt. Gegen Schweden wird aber in Sheffield in der Bramall Lane gespielt.

    Der Gegner hatte im vergangenen Jahr nach der Goldmedaille beim Olympischen Fußballturnier gegriffen, als Stephanie Labbé im Elfmeterschießen gegen Kanada nur hätte verwandeln müssen, den Ball aber in den Nachthimmel von Tokio drosch. Auf der Rückreise nach Malmö redete niemand ein Wort mit ihr. Im Halbfinale hatte „Tre Kronor“ Weltmeister USA eine Lehrstunde (3:0) erteilt. Doppeltorschützin: Blackstenius.

    Vergleiche mit männlichen Fußball-Spielern sind keine Seltenheit

    Die 26-Jährige traf auch im WM-Viertelfinale 2019 gegen Deutschland (2:1). Dabei entschied sie sich erst mit 15 Jahren dafür, wirklich auf die Karte Fußball zu setzen – bis dahin war sie auch eine sehr gute Handballerin. Sie hat dann bereits bei der U19-EM 2015 den spanischen Nationaltrainer Jorge Vilda derart beeindruckt, dass dieser ihr die Effektivität eines Cristiano Ronaldo zusprach.

    Solche Vergleiche kennt Marie-Antoinette Katoto zur Genüge. Wer für Paris St. Germain stürmt, der wird unweigerlich auf Lionel Messi, Neymar oder Kylian Mbappé angesprochen. Mit ihren 1,77 Metern zählt die französische Nationalstürmerin zu den besten Kopfballspielerinnen überhaupt. Erstaunlich, dass die 23-Jährige von Nationaltrainerin Corinne Diacre nicht für die Heim-WM 2019 nominiert worden ist. Angeblich sei sie zu unauffällig in großen Spielen.

    In Frankreich nennen sie Marie-Antoinette Katoto auch „Königin von Paris“. Die 23-Jährige schoss unter anderem den FC Bayern dieses Jahr aus der Champions League und gilt weltweit als eine der besten Kopfballspielerinnen. Am Sonntag trifft sie mit ihrer Mannschaft auf Italien.
    In Frankreich nennen sie Marie-Antoinette Katoto auch „Königin von Paris“. Die 23-Jährige schoss unter anderem den FC Bayern dieses Jahr aus der Champions League und gilt weltweit als eine der besten Kopfballspielerinnen. Am Sonntag trifft sie mit ihrer Mannschaft auf Italien. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Davon kann eingedenk von 46 Pflichtspieltoren für PSG in dieser Saison keine Rede mehr sein. Zwei davon hat „die Königin von Paris“ in den Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Bayern erzielt. Nun will sie die ersten Ausrufezeichen bei einem großen Turnier setzen, gegen Italien geht es für „Les Bleus“ in Rotherham in der Grafschaft South Yorkshire (Sonntag, 21 Uhr) los. Viele finden allerdings das New York Stadium des Drittligisten

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