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Leichtathletik-WM: Leichtathleten missglückt Trendwende - Nullnummer bei WM

Leichtathletik-WM

Leichtathleten missglückt Trendwende - Nullnummer bei WM

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    Die deutsche 4x100 m-Staffel der Frauen.
    Die deutsche 4x100 m-Staffel der Frauen. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Zehnkämpfer Leo Neugebauer genoss auch ohne Medaille ausgiebig seine Ehrenrunde, die Staffel-Frauen um Gina Lückenkemper umarmten sich nach ihrem Finale überglücklich. Mitten in der ausgelassenen Budapester WM-Party der in Nationalflaggen eingehüllten internationalen Stars war dieser Moment sinnbildlich für den Zustand der deutschen Leichtathletik.

    Leistungen, die für Europameisterin Lückenkemper "aller Ehren wert sind", reichen bei Weitem nicht für Medaillen bei Weltmeisterschaften. Die Weltspitze ist zum Teil weit entrückt, die Trendwende nach der letztjährigen WM-Tristesse von Eugene ausgeblieben.

    "Anschluss an die Weltspitze verloren"

    "Wir sind nicht hierhergekommen, um wieder mit leeren Händen nach Hause zu gehen", sagte Verbandspräsident Jürgen Kessing vor dem finalen Abschnitt über den "Worst case" - den schlimmsten Fall - einer Nullnummer. Eine WM ohne deutsche Medaille gab es noch nie. Eine Anpassung des ambitionierten Zieles, bis 2028 wieder zu den Top 5 der Welt zu zählen, mochte Sportdirektor Jörg Bügner nicht vornehmen. Ein Jahr vor Olympia in Paris bleibt aber der sorgenvolle Eindruck, den Anschluss nicht mehr zu schaffen.

    "Wir haben festgestellt, dass wir in vielen Disziplinen den Anschluss an die Weltspitze verloren haben", sagte Bügner. Die Weltspitze habe sich signifikant weiterentwickelt. "Wir haben eine größere Distanz zu überbrücken und müssen uns mehr anstrengen."

    Elf Top-8-Platzierungen waren zwar vier mehr als bei der Vorjahres-WM in den USA. Dort gab es aber Gold durch die diesmal nach Verletzung fehlende Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo und Bronze durch die Sprintstaffel - und Medaillen sind für das Renommee entscheidend. Wenn Mihambo, Zehnkämpfer oder Diskuswerferinnen nicht liefern, sieht es düster aus. Ein begeisterndes EM-Sommermärchen wie das aus dem Vorjahr übertüncht die magere WM-Ausbeute diesmal nicht.

    Neugebauer fühlt sich auch ohne Medaille fantastisch

    "Wir haben wieder Leistungen mit dabeigehabt, die in den Vorjahren immer zu einer Medaille gereicht hätten", sagte Team-Kapitänin Lückenkemper. "Diese extreme Leistungsentwicklung in einigen Disziplinen - der Sport entwickelt sich immer weiter, sei es über Schuhe oder über Trainingswissenschaft. Das ist eine Entwicklung, die wir aktuell natürlich auch mitbekommen." Vier fünfte Plätze des Teams kamen dem Podest vor dem Schluss-Akt am Sonntag noch am nächsten.

    Der deutsche Rekordhalter Neugebauer, der zur Halbzeit auf Goldkurs lag, dann aber auf Rang fünf zurückfiel, fühlte sich nach dem zweitbesten Zehnkampf seines Lebens auch ohne Medaille "fantastisch". "Der Wettkampf hat mir viel beigebracht über mich selbst", sagte er am Sonntag über die "Probe" für Paris. "Besser, dass es jetzt passiert als nächstes Jahr bei Olympischen Spielen."

    Der 23-Jährige, der in den USA studiert und abseits der Verbandsmaßnahmen an einer Uni mit großen finanziellen Möglichkeiten eine imposante Leistungsentwicklung hingelegt hat, gab das Motto für Paris vor. "Wenn ich gesund bleibe, da gibt es kein Limit", sagte er am Tag des WM-Golds des Kanadiers Pierce Lepage, dem neuen König der Athleten. Europameister und Ex-Weltmeister Niklas Kaul war wegen einer Fußverletzung vorzeitig aus dem Zehnkampf ausgestiegen. Er wollte "die Vorbereitung für Olympia nicht wegwerfen", sagte der 25-Jährige. Kaul staunte, welche Punktzahlen für eine Medaille nötig gewesen wären.

    Noah Lyles auf den Spuren von Usain Bolt

    Auch andere Leistungen sorgten am knisternden Samstagabend für Aufsehen. US-Star Noah Lyles (26) machte sein goldenes Sprint-Triple mit dem Staffel-Erfolg perfekt und unterstrich seine Ambitionen, die Zeiten von Vollspeed-Legende Usain Bolt zu jagen. Sein eigenes Kapitel Leichtathletik-Geschichte hat schon jetzt Stabhochspringer Armand "Mondo" Duplantis. Der 23 Jahre alte Schwede siegte wie erwartet ungefährdet. Die Weltrekordhöhe von 6,23 Metern riss er frenetisch angefeuert vom täglich begeisterten Publikum nur äußerst knapp. Und die zweimalige Olympiasiegerin Faith Kipyegon aus Kenia, die von der Motivation durch ihre fünf Jahre alte Tochter sprach, läuft auch in einer eigenen Liga.

    Acht persönliche Bestmarken und acht Saisonbestleistungen sowie zwei deutsche Rekorde durch Geher-Routinier Christopher Linke (34) führte der DLV als positive Punkte an. Lust auf mehr machen aber einige Athleten. Joshua Abuaku erreichte etwa als erster Hürdenläufer über 400 Meter seit Harald Schmid vor 36 Jahren mit Bestzeit wieder das Finale. U23-Europameisterin Olivia Gürth (21) freute sich beim WM-Debüt über eine Bestzeit und den Endlauf über 3000 Meter Hindernis. Aber es gab auch Frust-Erlebnisse wie ein verzocktes 200-Meter-Halbfinale von Joshua Hartmann, einen verlorenen Staffelstab oder einen Sturz von 5000-Meter-Läufer Sam Parsons im Vorlauf.

    Zehnkämpfer Manuel Eitel gab nach Rang elf beim WM-Debüt vor, was für viele im Team gelten kann. "Für mich war es definitiv ein Wettkampf zum Lernen und zum Wachsen", sagte der 26-Jährige.

    (Von Christian Kunz und Robert Semmler, dpa)

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