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Leichtathletik-EM: Die einzige deutsche Europameisterin von Rom: Das Phänomen Mihambo

Leichtathletik-EM

Die einzige deutsche Europameisterin von Rom: Das Phänomen Mihambo

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    Weitspringerin Malaika Mihambo jubelt nach ihrem Sieg in Rom.
    Weitspringerin Malaika Mihambo jubelt nach ihrem Sieg in Rom. Foto: Oliver Weiken, dpa

    Kurz vor Mitternacht erklang für Malaika Mihambo ganz zum Schluss der Leichtathletik-EM in Rom doch noch die deutsche Nationalhymne. Die Olympiasiegerin, zweimalige Weltmeisterin und nun auch zweimalige Europameisterin sprang mit phänomenalen 7,22 Metern den zweitbesten Sprung ihrer Karriere. "Es war natürlich schön, oben zu stehen, auch weil der Wettkampf so besonders war", sagte die 30-Jährige nach ihrem EM-Sieg.

    "Ich habe auch wieder so eine Gänsehaut bekommen, wie in Doha auch schon, das ist einfach so schön." 2019 in Doha flog Mihambo mit 7,30 Metern zum ersten von zwei WM-Titeln. Nach einem WM-Aus wegen eines Muskelfaserrisses im Vorjahr hat die Sportlerin der LG Kurpfalz nun wieder zu alter Stärke gefunden.

    Mihambo holt in Rom einzigen Europameistertitel für Deutschland

    "Für mich ist [die EM] auf jeden Fall eine Meisterschaft, die ich sehr ernst nehme", sagte Mihambo vor dem Wettkampf in Rom. "Aber natürlich ist klar, dass in Paris dann im Sommer der absolute Höhepunkt gesetzt wird." Dort kann die Tokio-Olympiasiegerin Historisches schaffen und als erste Frau zwei olympische Goldmedaillen in Folge holen.

    Diese EM lässt einen Schluss zu: Mihambo ist einer der wenigen Leichtathletik-Stars, die dieses Land zurzeit hat. Der Europäische Leichtathletik-Verband hat Mihambo deswegen mit der "Golden Crown" und 50.000 Euro ausgezeichnet. Anhand einer internationalen Punktetabelle würdigt der Verband die besten Leistungen in fünf Disziplingruppen. Mihambo erreichte in dieser Rangliste sogar die beste Punktzahl bei den Frauen überhaupt.

    Deutsche Gold-Hoffnungen bei Olympia: Weber und Neugebauer

    Ein anderer Ausnahmesportler im deutschen Team ist Speerwerfer Julian Weber. Der WM-Vierte gewann am letzten EM-Tag Silber und durfte bis kurz vor Schluss sogar auf den zweiten Titel hoffen. Im sechsten und letzten Versuch gelang dem tschechischen Speerwerfer Jakub Vadlejch ein sogenannter "goldener Konter" mit 88,65 Metern und er verwies Weber mit seinem 85,94 Meter-Wurf auf Platz zwei. Bei der EM 2022 in München waren die beiden Kontrahenten in der gleichen Situation – nur in vertauschten Rollen. Damals gewann Weber in letzter Sekunde Gold.

    Zehnkämpfer Leo Neugebauer ist in dieser Saison wie Mihambo die Nummer eins in seiner Disziplin und ein Gold-Anwärter für Paris. Neugebauer gewann vor wenigen Tagen die College-Meisterschaften der Vereinigten Staaten. Mit 8961 Zählern stellte der 23-Jährige dort einen deutschen Rekord im Zehnkampf auf. International ist Neugebauer jedoch deutlich unerfahrener als Mihambo.

    Mihambo gibt ihr Wissen über mentale Stärke als Coach weiter

    Mit ihrer EM-Goldmedaille fest in der rechten Hand kommentierte Mihambo ihre Favoritenrolle für Paris am Mittwochabend gewohnt vorsichtig: "Ich versuche, mein Bestes zu geben. Ganz egal, welche Rolle man mir zuschiebt oder nicht, und gucke dann im zweiten Schritt, wofür es halt an diesem Tag reicht." Damit spielt die Weitspringerin auf ihre große Konkurrentin bei den Olympischen Spielen an. Die Amerikanerin Tara Davis-Woodhall sprang zu Beginn dieser Saison 7,18 Meter weit.

    Im Training bis Anfang August sieht Mihambo noch Reserven und rechnet sich Chancen aus, in Paris noch weiter zu springen als in Rom: "Ich freue mich darauf, die nächsten zwei Monate zu trainieren, weil ich weiß, dass wir noch nicht alle Register gezogen hatten, was Trainingstechnik angeht."

    Mihambo betreibt neben dem körperlichen ein striktes mentales Training, das sie auch als Coach auf einer Internetplattform weitergibt. Mit Meditation, Visualisierungen und Selbstreflexion richtet sie sich nicht nur an wettkampftrainierende Sportlerinnen und Sportler, sondern auch an Menschen mit stressigen Berufen oder Präsentationsangst. Dort lehrt sie unter anderem, "im entscheidenden Moment dein volles Potenzial auszuschöpfen". 

    Deutschland landet im Medaillenspiegel der Leichtathletik-EM auf Rang zwölf

    Nach der Leichtathletik-WM in den USA 2022 sagte sie etwa: "Für mich geht es schon lange eigentlich nicht mehr um Titel. Ich versuche immer, diesen äußeren Wettkampf zu nehmen, um zu schauen, wie ich mich innerlich weiterentwickelt habe, und sehe das Ganze als innere Meisterschaft, die ich verbessern kann."

    In Rom jubelten am Mittwochabend vor der Bühne viele deutsche Fans über den ersten und einzigen Europameistertitel dieser EM. Mit fünf deutschen Medaillen am EM-Abschlusstag, und damit auf Rang zwölf des Medaillenspiegels, verabschiedet sich das Team aus Rom. Mit dem aktuellen Gesamtbild der deutschen Leichtathletik im Blick schaut Mihambo lieber auf die persönliche Entwicklung der einzelnen Sportlerinnen und Sportler. Die erst 21 Jahre alte Weitspringerin Mikaelle Assani etwa verpasste EM-Bronze nur um Haaresbreite. (mit dpa)

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