Vieles deutet darauf hin, dass die Bundesliga und der FC Bayern München eine neue Attraktion bekommen: Der wochenlange Transferpoker um Englands Nationalmannschaftskapitän Harry Kane scheint beendet. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben sich der deutsche Rekordmeister und Kanes bisheriger Klub, die Tottenham Hotspurs, auf eine Ablöse geeinigt. Zuerst berichtete das Portal The Athletic unter Berufung auf Quellen in Deutschland. Demnach fließen über 100 Millionen Euro für den 30-Jährigen an den Londoner Premier-League-Klub. Eine Summe, die Kane zum teuersten Spieler machen würde, der jemals in der Bundesliga aufgelaufen ist.
Eine offizielle Bestätigung der Klubs steht noch aus – letztlich muss aber nur noch Kane selbst dem Deal zustimmen. Das galt bis Donnerstagabend als Formsache, mit dem FC Bayern schien der Spieler seit Juli klar zu sein, seine Frau Kate Goodland soll vor Kurzem schon in München ein neues Zuhause für das Paar und die bislang drei Kinder gesucht haben.
Bayern-Präsident Hoeneß hatte die Summen bei Kane noch im März als "völlig gaga" bezeichnet
Dann aber meldete SkySport UK, dass Kane Zweifel bekommen habe. Angeblich werde nun doch wieder wahrscheinlicher, dass er seinen Vertrag bis 2024 erfüllen werde. Grund: So könnte er ohne Ablöse wechseln. Und das wiederum würde ihm ein stattliches Handgeld bescheren. Paris Saint-Germain soll seine Fühler ausgestreckt haben, die Franzosen suchen ja einen Ersatz für Mbappé.
Damit ist die Phase der fast stündlich aktualisierten Wasserstandsmeldungen zu Kane doch noch nicht zu Ende: Jede Regung des Stürmers, jedes Testspiel wurde bislang schon observiert – etwa der Viererpack bei der Saisoneröffnung der Tottenham Hotspurs. Als Kane dann beim Testspiel der Londoner in Barcelona fehlte, war auch das Anlass für Spekulationen.
100 Millionen Euro – es wäre eine Ablöse, wie sie selbst für den FC Bayern bislang unvorstellbar war. Noch im März hatte Bayern-Patron Uli Hoeneß die Summen, die bei Kane im Umlauf sind, als „völlig gaga“ bezeichnet und einen Wechsel des Stürmers nach München nahezu ausgeschlossen: „Letztes Jahr hat Tottenham 160 Millionen Euro Ablöse abgelehnt von Manchester City. Meinen Sie, der ist dieses Jahr billiger? Das ist ein Geld, das zahle ich nicht!“
Nur wenig später fand bei den Bayern ein Umdenken statt. Zum einen, weil Kane, tatsächlich billiger geworden ist. Im Sommer 2024 wäre er ablösefrei zu haben. Einen Kane-Abschied zum Nulltarif will Tottenham-Besitzer Joe Lewis unbedingt vermeiden.
England-Legende Lineker: Kane macht dich zu einem Favoriten auf den Titel
Tatsächlich hat aber auch die vergangene Saison ein Umdenken bei den Bayern bewirkt. Einen echten Mittelstürmer von Weltklasse-Format unter Vertrag zu haben, ist – auch das ein Hoeneß-Zitat – „überlebenswichtig“ im modernen Fußball. Das habe selbst der Erfinder und Verfechter der falschen Neun, Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola, erkannt und erst mit Haaland das Triple gewonnen. Das Problem: Die Nachfrage nach Weltklasse-Mittelstürmern ist groß, der Markt klein – und deswegen ist der FC Bayern nun bereit, Ablösesummen in dieser Kategorie zu stemmen.
Mit Kane bekäme der FC Bayern mit einem Jahr Verspätung Ersatz für den nach Barcelona abgewanderten Robert Lewandowski. Kane traf in jeder seiner Spielzeiten in der Premier League zuverlässig. Zuletzt waren es 30 Treffer. Kane mache „auf jeden Fall“ den Unterschied, befindet auch Englands Fußball-Legende Gary Lineker in einem Interview der Sport Bild: „Er macht dich gleich zu einem Favoriten auf den Titel, wenn er sich schnell zurechtfindet.“ Mit besagtem Titel ist selbstredend die Champions League gemeint – die Meisterschaft ist für die Bayern längst nicht mehr genug.