Die deutschen Leichtathleten müssen kurz vor dem WM-Start durch die Absage von Konstanze Klosterhalfen den nächsten namhaften Ausfall verkraften.
Wiederkehrende Fußprobleme stoppten die 5000-Meter-Europameisterin auf dem Weg zu den am Samstag beginnenden Titelkämpfen in Budapest. "Die Entscheidung war nicht einfach", äußerte sich die 26-Jährige am Montagabend. Aber man müsse sein Bestes geben können, um mit den Besten mithalten zu können.
Fokus auf das kommende Jahr
Man habe hart gearbeitet, aber der Fuß habe auf die intensive Vorbereitung reagiert. "Nächstes Jahr ist ein großes Jahr für den Sport, dafür muss ich komplett fit sein", schrieb Klosterhalfen bei Instagram.
Der Ausfall von Klosterhalfen, die schon auf die nationalen Meisterschaften im vergangenen Monat hatte verzichten müssen, aber trotzdem die Vorbereitung in St. Moritz angegangen war, verkleinert das Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf 72 Sportlerinnen und Sportler.
Nicht die erste Absage
"Bis zuletzt hatten wir gehofft, dass es mit einem WM-Start klappt. Wir wünschen ihr, dass sie für die Olympiasaison wieder fit an den Start gehen kann", sagte Cheftrainerin Annett Stein nach der nächsten Schwächung für das Team. In Ungarns Hauptstadt musste der DLV schon vor der Absage der WM-Dritten von 2019 ohne eine Reihe prominenter Athleten und Athletinnen planen.
Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo, die in Budapest Kandidatin für den dritten WM-Titel nacheinander gewesen wäre, fehlt ebenso wie die Sprinterinnen Alexandra Burghardt und Lisa Mayer. Beide gehörten im Vorjahr zur Staffel, die bei der WM überraschend Bronze gewann und bei der EM den Titel holte.
Viele unterschiedliche Disziplinen betroffen
Auch Ex-Weltmeister Johannes Vetter und Thomas Röhler, Olympiasieger von 2016 im Speerwurf, werden wie schon 2022 nicht starten. Deutschlands bester Stabhochspringer, der EM-Zweite Bo Kanda Lita Baehre, musste nach seinem Sturz beim Diamond-League-Meeting in Monaco ebenfalls verletzt absagen. Das gilt auch für die die EM-Zweite über 3000 Meter Hindernis, Lea Meyer. Die Leverkusenerin plagt sich mit Rückenbeschwerden.
"Dass wir nicht in allen Wettbewerben unsere stärksten Athleten an den Start schicken können, mindert natürlich unsere Erfolgschancen. Da müssen wir realistisch sein", sagte Stein schon vor dem Klosterhalfen-Aus.
Hoffnung auf Medaillen schwindet
Die Hoffnungen auf ein besseres Abschneiden als bei den enttäuschenden Welttitelkämpfen vor einem Jahr in den USA, als der DLV so wenige Medaillen wie nie zuvor holte, wird durch die Absagen verringert. "Den Ausfall einer Ausnahmeathletin wie Malaika Mihambo können wir nicht kompensieren, auch in der Frauenstaffel brechen wichtige Stützen weg", sagte Sportdirektor Jörg Bügner in der vergangenen Woche.
Die größten deutschen Medaillenhoffnungen im neuen nationalen Leichtathletikzentrum in Budapest ruhen auf den Zehnkämpfern um den deutschen Rekordhalter Leo Neugebauer und Europameister Niklas Kaul sowie auf Speerwurf-Europameister Julian Weber. Als dritte Europameisterin von München steht noch Sprinterin Gina Lückenkemper im Aufgebot.
Bei der Hallen-EM hatte die in den USA trainierende Klosterhalfen, die mehrere deutsche Rekorde zwischen 1.500 und 10.000 Meter hält, Platz zwei über 3.000 Meter belegt. In der Freiluft-Saison war sie gehandicapt von den Fußproblemen nach ihrem Ausrüsterwechsel nicht wie erhofft in Schwung gekommen. Nach weiteren Untersuchungen hofft sie, weitere Rennen in diesem Jahr angehen zu können.
(Christian Kunz, Andreas Schirmer und Robert Semmler, dpa)