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Langsame Olympiasieger: Ist der Pool in Paris zu flach?

Olympia 2024

Schwimmen im seichten Pool: „Keiner hat hier gute Zeiten“

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    Die Schwimmwettbewerbe in Paris sind vergleichsweise langsam.
    Die Schwimmwettbewerbe in Paris sind vergleichsweise langsam. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Spätestens, als der Olympiasieg über 100 Meter Brust der Männer in 59,03 Sekunden an den Italiener Nicolo Martinenghi ging, rieben sich nicht nur die Experten verwundert die Augen. Das ist zwar eine Weltklasse-Zeit, hätte aber zuletzt 2007 zu einem WM-oder Olympiasieg gereicht. Der Weltrekord von Adam Peaty steht bei 56,88 Sekunden. Der Brite schlug in Paris als Zweiter nach 59,05 Sekunden an. „Keiner hat hier gute Zeiten. Das war natürlich ein Thema bei uns“, sagte Martinenghi nach seinem Sieg. Durch die Bank sind die Zeiten in Paris vergleichsweise langsam. Bis Dienstagabend gab es keinen einzigen Weltrekord. Das ist mehr als ungewöhnlich für Olympische Spiele, wo die besten Schwimmerinnen und Schwimmer der Welt in der bestmöglichen Verfassung an den Start gehen. Die meisten haben sich ihr ganzes Leben auf diesen Wettkampf vorbereitet.

    Der Grund für die Vielzahl langsamer Siegerzeiten dürfte vor allem mit dem mobilen Wettkampfbecken zu tun haben. Das wurde (zusammen mit einem Einschwimmbecken) in die Paris La Défense Arena gebaut, das eigentlich ein Rugby-Stadion ist. Das Spielfeld hatte sich offenbar nicht absenken lassen. In der Konsequenz wurde an der Beckentiefe gespart, um keine Zuschauerkapazität zu verlieren. Ideal sind drei Meter Wassertiefe. In Paris sind es gerade mal 2,15 Meter und damit nur minimal mehr als die vorgeschriebenen zwei Meter. Ideal sind drei Meter, wie es zuletzt bei der WM in Doha der Fall war. Auch dort hatte man ein mobiles Wettkampfbecken in eine Halle gebaut.

    Olympia 2024: Tiefe Becken reflektieren die Wellen weniger

    Die Tiefe ist deshalb so wichtig, weil ein tieferes Becken die von den Sportlern erzeugten Wellen weniger stark vom Boden reflektiert. Weniger Verwirbelungen bedeuten eine bessere Wasserlage und damit bessere Zeiten. Ein amerikanisches Fach-Portal zitiert dazu einen Mathematiker von der University of Virginia: „Dieser Pool ist nicht ideal dafür, Rekorde zu schwimmen. Die geringe Tiefe ist ein Hauptgrund. Ich habe von einigen Wettkämpfern gehört, dass sie gezwungen waren, ihre Startsprünge zu modifizieren.“

    Im deutschen Team sind die Zeiten auch Thema, bestätigte Bundestrainer Bernd Berkhahn. Durch die geringe Wassertiefe gäbe es sehr viele Verwirbelungen. „Das macht es für die Schwimmer nicht einfach und das bringt auch keine guten Zeiten. Das ist schon schade und das wussten wir vorher auch nicht.“ Dazu kommen zahlreiche Kameras, die auf Schienen auf dem Boden des Pools hin und her fahren, was das Wasser ebenfalls in Bewegung versetzt. Immerhin: „Für alle sind die Bedingungen gleich“, so Berkhahn.

    In Barcelona wurde eine strudelförmige Strömung vermutet

    Vergleichbaren Ärger mit dem Pool gab es zuletzt bei der WM 2013 in Barcelona. Damals fiel auf, dass die Zwischenzeiten ungewöhnlich stark schwankten, und zwar abhängig davon, in welche Richtung geschwommen wurde. Die Bahnen 0 bis 4 waren jeweils auf dem Weg zu Wendenseite langsamer. Den gleichen Effekt gab es auf den Bahnen 5 bis 9 in die andere Richtung zu beobachten. Die Theorie dazu war, dass sich eine Art strudelförmige Strömung gebildet hatte. Messungen konnten das aber nicht bestätigen.

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