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Länderspiel: Die Nationalmannschaft hat endlich wieder Luxusprobleme

Länderspiel

Die Nationalmannschaft hat endlich wieder Luxusprobleme

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    Julian Nagelsmann hat sich mit dem Sieg gegen Frankreich erst mal Ruhe verschafft.
    Julian Nagelsmann hat sich mit dem Sieg gegen Frankreich erst mal Ruhe verschafft. Foto: Christian Charisius, dpa

    Es gibt unterschiedliche Formen des Hoffens. Etliche Christen beispielsweise hoffen auf die Wiedergeburt. Aber: Nix Genaues weiß man nicht. Kann so kommen, muss aber nicht. Anders verhält es sich mit der Hoffnung auf einen Lottogewinn. Den Spielern und Spielerinnen ist klar, dass die Chance auf Reichtum gering ist, aber hoffen wird man ja wohl noch dürfen. Ist in etwa vergleichbar mit den Darmstädter Fußballern und deren Aussicht, auch in der nächsten Saison noch in der Ersten Bundesliga zu spielen. Schließlich gibt es noch die Hoffnung des gut vorbereiteten Schülers, sein Wissen in der Prüfung auf das Papier zu bekommen, Streber-Hoffnung also.

    Die Fußball-Nationalmannschaft befand sich zuletzt in der Lotto-Kategorie. Partien wurden nur noch mit jenem Gleichmut verfolgt, mit der auch die Ziehung der Gewinnzahlen einhergeht. Wieder nicht gewonnen, war ja eh klar. Julian Nagelsmann aber hat sich nun eines Systemscheins bedient. Statt immer wieder auf die immer gleichen Spieler zu setzen, griff er auf ein geradezu revolutionäres Stilmittel mit der Kadernominierung zurück: das Leistungsprinzip.

    Die deutsche Nationalmannschaft kann erfrischenden Fußball spielen

    Die Folge darauf war das beste deutsche Länderspiel seit mehreren Jahren. Eine Garantie für eine erfolgreiche EM ist das freilich nicht. Aber immerhin gibt es nun berechtigte Hoffnungen, dass diese Mannschaft erfrischenden und erfolgreichen Fußball spielen kann.

    Mit berechtigten Hoffnungen gehen immer berechtigte Sorgen einher. Was, wenn der Lehrer die Aufgaben unverständlich stellt? Oder plötzlich ein Blackout alles Gelernte in ein schwarzes Loch verschwinden lässt? Diese Sorgen sind Privilegien der gut Vorbereiteten. Auch die deutsche Mannschaft ist jetzt im Besitz dieser Privilegien. Denn selbstverständlich kann es passieren, dass sich Toni Kroos vor der EM verletzt und ausfällt. Der Stein, in die Nagelsmann seine Mannschaftsstruktur geschlagen hat, würde plötzlich brüchig. Fraglich auch, wie sich denn die Bayern Sané, Goretzka und Gnabry einordnen, falls sie in den kommenden Wochen gute Leistungen bringen. Außen vor lassen könnte sie Nagelsmann dann nicht. Aber wen denn dann nicht nominieren? Das sind Luxusprobleme. Es ist lange her, dass sich die deutsche Mannschaft damit herumschlagen durfte. Was ein Spiel so alles ändern kann. Möglicherweise aber steht Nagelsmann nach dem Spiel gegen die Niederlande wieder vor ganz anderen Problemen. Auch, wenn man es nicht hoffen mag.

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