Mehreren Medienberichten zufolge stand Spaniens Verbandschef Luis Rubiales nach dem Kuss-Eklat beim Finale der Fußball-WM der Frauen kurz vor seinem Rücktritt. Doch nun lehnte der 46-Jährige diesen Schritt ab. "Ich trete nicht zurück. Ich werde kämpfen bis zum Ende", sagte er bei einer außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Verbandes RFEF. Er sehe sich als Opfer. "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung", sagte Rubiales. Er entschuldigte sich. "Ich hatte die Kontrolle verloren. Der Kuss war wie für eines meiner Kinder."
Doch wirklich einsichtig zeigte sich Rubiales in seiner voller Pathos vorgetragenen Rede am Freitag nicht. "Der falsche Feminismus sucht nicht nach der Wahrheit, er versucht, sich eine Medaille umzuhängen und zu glauben, dass wir vorankommen. Sie kümmern sich nicht um die Menschen", sagte er und beklagte eine Hetzjagd."Soll mich ein Küsschen in beiderseitigem Einvernehmen hier rausbringen?"
Kuss-Eklat bei Fußball-WM der Frauen: Empörung in Spanien groß
Der 46-Jährige hatte bei der Siegerehrung der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen in Australien am Sonntag die spanische Spielerin Jennifer Hermoso mit beiden Händen am Kopf gepackt und ungefragt auf den Mund geküsst. Die Empörung wegen dieses übergriffigen Verhaltens war nicht nur in Spanien groß. Der Weltfußballverband FIFA hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
Auch die spanische Regierung hatte Druck gemacht. "Natürlich warten wir darauf, dass etwas passiert. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Regierung handeln", sagte Präsidentschaftsminister Félix Bolaños. Hinzu kommt noch, dass die RFEF mit Nachbar Portugal, Marokko und möglicherweise auch der Ukraine die WM 2030 ausrichten will. Die Entscheidung soll Ende 2024 fallen. Ein derartiger Skandal ist da nicht hilfreich.
Rubiales räumt nach Kuss-Eklat beim WM-Finale Fehler ein
Rubiales räumte einen Fehler am Montag ein – wenn auch mit Verzögerung. Er habe Hermoso "spontan" und "ohne jede böse Absicht oder bösen Willen" auf den Mund geküsst. Hermoso veröffentlichte gemeinsam mit der panischen Spielergewerkschaft FutPro ein Statement, in dem sie das Verhalten verurteilt und Konsequenzen gefordert. Der UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat sich bislang nicht zu dem Vorfall beim WM-Finale geäußert.
Der Übergriff hatte zur Folge, dass wieder verstärkt über Machtstrukturen und Missbrauch im Fußball diskutiert wurde. US-Star Megan Rapinoe sprach von einem großen "Ausmaß an Frauenfeindlichkeit und Sexismus in diesem Verband und in diesem Mann". Die 38-Jährige sagte dem Portal The Athletic in einem Interview: "In was für einer verkehrten Welt leben wir eigentlich? Auf der größten Bühne, auf der man feiern sollte, muss Jenni (Hermoso) von diesem Kerl körperlich angegriffen werden."
Rubiales seit 2018 Chef des Verbandes RFEF
Rubiales führt den spanischen Verband seit 2018, zuvor war er von 2010 bis 2017 Präsident der spanischen Spielergewerkschaft AFE. Der 46-Jährige sitzt seit vier Jahren als Vizepräsident im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union UEFA. Dieser Job wird jährlich mit 250.000 Euro plus Spesen vergütet. (mit dpa)