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Krieg in der Ukraine: Russische Sportler und Putin: Zwischen Schweigen und Einschüchterung

Krieg in der Ukraine

Russische Sportler und Putin: Zwischen Schweigen und Einschüchterung

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    Alexander Ovechkin schüttelt Präsident Wladimir Putin die Hand. Der Sport ist eben doch politisch.
    Alexander Ovechkin schüttelt Präsident Wladimir Putin die Hand. Der Sport ist eben doch politisch. Foto: Yuri Kadobnov, dpa

    Mit einem lässigen Grinsen im Gesicht posiert Alexander Ovechkin, die linke Hand zum Victoryzeichen ausgestreckt. Neben ihm blickt Wladimir Putin stolz in die Kamera. Es ist ein Foto, das in der aktuellen Zeit mehr als unpassend erscheint: der russische Eishockeystar neben dem Kriegstreiber, der mit einem Angriffskrieg die Ukraine überfällt. Ovechkin hat bislang aber darauf verzichtet, sein Instagram-Profilbild zu ändern.

    Der Kapitän der Washington Capitals gilt seit jeher als Unterstützer Putins. Selbst nach der Ukraine-Invasion konnte sich Ovechkin nicht dazu überwinden, Kritik am russischen Präsidenten zu üben. "Bitte, keinen Krieg mehr. Wir müssen in Frieden leben", forderte er zuletzt in einem Statement, das sein Verein auf Twitter veröffentlichte. Im gleichen Statement sagte er über Putin: "Er ist mein Präsident."

    Russische Sportler zeigen Solidarität mit Wladimir Putin

    Es ist auffällig, wie wenig aktive Sportler aus Russland Kritik am Kreml-Chef üben. Der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft Artjom Dsjuba etwa kritisierte den Ausschluss russischer Sportler aus zahlreichen Turnieren und Wettbewerben: "Ich bin stolz, Russe zu sein. Und ich verstehe nicht, warum Athleten leiden müssen." Der Präsident des deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, beklagte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, dass es auch aus dem Parasport sehr viele Posts gäbe, die "glühend Putin gratuliert haben."

    Auf Provokation setzte dagegen der russische Turner Iwan Kuliak: Beim Weltcup in Doha war er am Wochenende Dritter geworden. Extra für die Siegerehrung hatte er sich ein „Z“ auf die Brust geklebt – das Zeichen, das laut russischem Verteidigungsministerium „Für den Sieg“ bedeutet. Neben Kuliak stand der Ukrainer Ilja Kowtun.

    Doch warum ist es für die russische Sportwelt so schwierig, sich von Putin abzugrenzen? Es spielen wohl auch Erfahrungen eine Rolle, welche Konsequenzen drohen. Beispielhaft steht da der Fall von Eishockeystar Artemi Panarin: Der Stürmer der New York Rangers hatte sich öffentlich hinter Kreml-Kritiker Alexej Nawalny gestellt und Kritik an Putin geäußert. Kurz darauf kamen in den russischen Medien Berichte auf, wonach Panarin zehn Jahre zuvor eine junge Frau geschlagen haben soll. Mancher sah darin eine Einschüchterungsstrategie, die Kritiker zum Schweigen bringen soll. Mit Erfolg: Panarin äußerte sich bislang nicht zum Ukraine-Krieg.

    Tennisprofi Andrej Rublew ist einer der wenigen, der Kritik am Krieg in der Ukraine übt

    Für die Menschen in Russland ist es mittlerweile sogar gesetzlich verboten, die sogenannte "militärische Sonderoperation" öffentlich zu kritisieren. Kein Wunder, dass Kritik vor allem von Sportlern kommt, die sich nicht dauerhaft in Russland aufhalten. Tennisprofi Andrej Rublew schrieb nach seinem Sieg beim ATP-Turnier in Dubai "NO War Please" auf die TV-Kameralinse. Im Gegensatz zu anderen Sportlern halten sich Tennisspieler kaum zuhause auf. Am deutlichsten wurde Anastasia Pavlyuchenkova in ihrer Twitter-Botschaft: "Persönliche Ambitionen oder politische Motive rechtfertigen niemals Gewaltanwendung."

    Letztlich spielt aber auch die Umgebung eine Rolle: In Russlands Medien sind kritische Töne gegenüber Putin nicht zu finden. Das russische Parlament hat erst vergangene Woche ein Gesetz verabschiedet, das es den Medien verbietet, kritisch über den Ukraine-Krieg zu berichten. Was die Sportler im Lande hören, ist also vor allem Regierungspropaganda. Im Endeffekt sehen sich viele russische Sportler als Opfer. Immer wieder weisen sie darauf hin, dass sie eben nichts dafür könnten, dass Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ. So schrieb Radprofi Aleksandr Vlasov, einen Tag nachdem russische Teams vom Weltverband UCI von allen professionellen Rennen verbannt wurden, auf seiner Instagram-Seite: "Ich will, wie viele Russen, einfach nur Frieden. Ich bin kein politischer Mensch, und normale Leute wie ich wurden nicht gefragt, ob wir einen Krieg wollen." (mit dpa)

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