Natürlich haben sie auch rund um die alpine Ski-WM in Courchevel und Méribel das Thema Nachhaltigkeit auf die Tagesordnung gesetzt. Das Skifahren leidet besonders unter dem Klimawandel und hat gleichzeitig ein mieses Image, was die eigene Umweltverträglichkeit angeht. Also gibt es in den Medienzentren der beiden Austragungsorte Messer und Gabeln aus Holz. Die Elf-Euro-Nudeln mit Erbsen werden in Schüsseln aus Pappe gereicht, um sie in bereitstehenden Mikrowellen selbst nach Belieben zu erwärmen. Das Wasser fließt aus kleinen Kanistern in Becher, die doch bitte mehrfach genutzt werden sollen.
Inmitten des größten zusammenhängenden Skigebiets der Welt, das sich mit 600 Pistenkilometern in die Landschaft frisst, wirkt das unfreiwillig komisch, wenn im Hintergrund ein Hubschrauber abhebt. Die meisten Zuschauer, Helfer und Medienschaffenden sind in Ortschaften in der Umgebung untergebracht. Die wenigsten können (oder wollen) sich die Luxusunterkünfte in Courchevel und Méribel leisten, wo die Übernachtung gerne mal mit 1000 Euro zu Buche schlägt. Logistisch anspruchsvoll ist es also, jeden Tag all die Menschen erst nach oben und dann wieder nach unten zu karren.
Eine WM soll umweltfreundlich sein. Soll ...
Gut, dass sich die Veranstalter eine Charta gegeben haben, die aus vier Schwerpunktthemen und neun strategischen Zielen besteht. Da steht, dass die WM umweltfreundlich, sinnstiftend und integrativ sein soll. Der Einfluss auf die fragile Bergwelt und das Klima soll verringert werden, indem Müll und CO2-Ausstoß reduziert würden. Beim Weltcupfinale am Ende des vergangenen Winters hätten die Emissionen der Veranstaltung insgesamt 1957 Tonnen CO2 betragen, umgerechnet 192 Kilo pro Zuschauer. Diese Zahl soll nun auf 100 Kilo pro Person reduziert werden, 150.000 Zuschauer werden in den zwei WM-Wochen erwartet.
Interessant ist auch, dass der Kunstschnee, ohne den auch Courchevel und Méribel nicht auskommen, mit Energie aus erneuerbaren Quellen produziert werden soll. Überprüfen lässt sich das erst einmal nicht, klingt aber gut.
Katar hat bei der Leichtathletik-WM getrickst
Ähnlich hatte übrigens auch schon Katar argumentiert, als es 2019 die Leichtathletik-WM im sommerlichen Doha bei Tageshöchsttemperaturen nahe der 50-Grad-Grenze veranstaltete. Damals wurde das komplette Stadion heruntergekühlt. Natürlich sei das klimaneutral geschehen, versicherten die Gastgeber, während vor dem Stadion Dieselgeneratoren von der Größe eines Einfamilienhauses röhrten.
In Frankreich wollen sie nach der WM eine multidimensionale Wirkungsstudie durchführen. Und in ein paar Jahren wissen wir dann auch schon, wie umweltverträglich diese Veranstaltung tatsächlich war. Holzmesser und -gabeln lassen nur das Beste hoffen.