Niemals darf eine Generation der vorherigen entsprechen. Der Weltenlauf wäre ansonsten ein malmender Weltenstillstand. Das Recht der Älteren besteht darin, mit Argwohn auf die Nachkommenden zu blicken. Die wiederum müssen alte Gewohnheiten ablegen. Manchmal aber geraten die Bezüge durcheinander.
Am Mittwoch ist Just Fontaine im Alter von 89 Jahren gestorben. Nie traf ein Spieler häufiger bei einer WM als der Franzose 1958, als er gleich 13 Tore erzielte. Mit 28 Jahren musste er seine Karriere beenden, nachdem das Bein nach einem doppelten Bruch nicht mehr recht zusammenwachsen wollte. Fontaine aber blickte zumindest öffentlich nie mit Bitterkeit auf das vorzeitige Ende seiner Laufbahn zurück. Ebenso war ihm Missmut fremd, wenn er auf seine Nachfolger blickte. "Justo war ein Mann von großer Freundlichkeit, sehr respektvoll gegenüber den Generationen, die ihm folgten", sagt Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps über Fontaine.
Benzema folgt in der Ahnengalerie auf Fontaine
In der Ahnengalerie der französischen Stürmer folgte zuletzt Karim Benzema auf Fontaine. Ein Sportler, dessen sportliche Qualitäten und Charaktereigenschaften höchst unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Am Tag von Fontaines Tod veröffentlichte Benzema in den sozialen Netzwerken Bilder, die seine Bitterkeit ob einer persönlichen Enttäuschung dokumentierten. Zu sehen unter anderem: der Schriftzug "GOAT" (Greatest of all time) und eine Aufzählung an Titeln, die er zuletzt gewann. Nicht dabei - und eben das traf Benzema - war die Auszeichnung zum Weltfußballer. Die nahm Lionel Messi am Montag entgegen.
Die Eitelkeiten des 35-Jährigen werden durch Medien zu Tage gefördert, die es zu Fontaines Zeiten noch nicht gab. Auch deswegen bleiben die Helden der Schwarz-Weiß-Zeit als bescheidene Männer in Erinnerung. Erinnerungen dürfen trügen. Vielleicht müssen sie es sogar.