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Kommentar: Zum Rücktritt von Ashleigh Barty: Die Kunst, ins Nichts zu springen

Kommentar

Zum Rücktritt von Ashleigh Barty: Die Kunst, ins Nichts zu springen

Tilmann Mehl
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    Ashleigh Barty feiert einen Tag nach ihrem Sieg im Damen-Finale der Australian Open mit Champagner während eines Fototermins. Nun ist sie mit 25 Jahren zurückgetreten.
    Ashleigh Barty feiert einen Tag nach ihrem Sieg im Damen-Finale der Australian Open mit Champagner während eines Fototermins. Nun ist sie mit 25 Jahren zurückgetreten. Foto: Dave Hunt/AAP/dpa

    Ashleigh Barty wird in ihrem Leben wohl nichts mehr so gut beherrschen wie einen Tennisschläger. Das Racket folgte dem Willen der 25-Jährigen so gut, dass sie drei Grand-Slam-Titel gewann, die Weltrangliste anführt und als rechtmäßige Erbin der Regentschaft von Serena Williams galt. Aber Barty will nicht mehr.

    Es ist ein mutiger Schritt, denn sie weiß auch, dass sie nirgendwo der Perfektion so nahe kommen wird wie zwischen den beiden Außenlinien eines Tennisplatzes. Sie wird scheitern, hadern und zweifeln. Wie jede und jeder andere auch. Gleichwohl ist der Rücktritt Bartys auch mit Privilegien verbunden, die kaum sonst jemand genießt. Barty kann es sich finanziell leisten, sich neu zu orientieren. Das macht ihren Schritt nicht weniger bemerkenswert – leichter ins Nichts zu springen ist es aber allemal im Wissen, dass im Zweifelsfall die Miete für die kommenden Jahrzehnte gesichert ist.

    Angst vor der Zukunft? Nicht bei Barty

    Barty scheint keine Angst vor der Zukunft zu haben. Das eint sie mit all den Sportlerinnen und Sportlern, die ebenfalls zurücktraten, noch ehe sie ihren Leistungshöhepunkt für alle sichtbar überschritten hatten. Ebenfalls im Alter von nur 25 Jahren haben beispielsweise die deutschen Biathletinnen Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier der Loipe den Rücken gekehrt.

    Magdalena Neuner hat auch bereits mit 25 Jahren ihre Karriere beendet.
    Magdalena Neuner hat auch bereits mit 25 Jahren ihre Karriere beendet. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Ihr Anspruch an das Leben war ein anderer, als den Ansprüchen der Fans und Medien gerecht zu werden. Die recht kleine Stichprobe lässt vermuten, dass Frauen eher dazu bereit sind, sich frühzeitig einem neuen Lebensabschnitt zu stellen. Das zu analysieren, obliegt Wissenschaftlerinnen und Küchenpsychologen.

    Im Gegensatz zu Barty denken die besten männlichen Tennisspieler nicht daran, den Schläger in die Ecke zu stellen. Roger Federer arbeitet mit 40 Jahren mal wieder an einem Comeback, Rafael Nadal hat mit 35 Jahren gerade 20 Spiele in Serie gewonnen, ehe er das erste Mal in diesem Jahr verlor. Novak Djokovic dominiert mit 34 Jahren den Sport, wenn er nicht gerade aufgrund seiner Impf-Weigerung pausieren muss. Haben sie es nun besser gemacht als Barty? Oder war der Zug der Australierin weiser, weil sie nun Freiheitsgrade genießen kann, die ihr zuvor versperrt waren? Es gibt kein richtig und falsch. Nur Respekt.

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