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DFB stimmt für WM in Saudi-Arabien: Ein Kniefall vor der Fifa?

Kommentar

WM-Vergabe nach Saudi-Arabien: Der DFB ist erneut vor der Fifa eingeknickt

Florian Eisele
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    Kritik an der Fifa unerwünscht: DFB-Präsident Bernd Neuendorf (links) und Fifa-Chef Gianni Infantino.
    Kritik an der Fifa unerwünscht: DFB-Präsident Bernd Neuendorf (links) und Fifa-Chef Gianni Infantino. Foto: Martin Meissner, dpa

    Schon die Art und Weise der Abstimmung hat der Fußball-Weltverband Fifa vielsagend gewählt: Per Akklamation, also per Klatschen, wurden die Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaften 20230 und 2034 bestimmt. Viel zu wählen gab es ohnehin nicht: Für die WM 2030 hatten Portugal, Spanien und Marokko (mit einzelnen Spielen in Uruguay, Argentinien und Paraguay) zwar noch nicht formal, aber doch faktisch den Zuschlag erhalten. Und für die WM 2034 gab es ohnehin nur noch einen Bewerber, nachdem zuvor alle anderen möglichen Bewerber-Kontinente befriedet worden waren: Saudi-Arabien. Die Losung der Fifa lautete: Alle brav klatschen, keine Widerworte.

    Kritik vonseiten der Mitgliedsländer der Fifa gab es kaum. Nur das kleine Norwegen tat sich einmal mehr hervor. NFF-Präsidentin Lise Klavenes kündigte an, nicht klatschen zu wollen. Damit sende Norwegen „ein bewusstes Signal, dass wir den Ansatz der Fifa nicht unterstützen können“, ließ Klaveness sich in einer Verbandsmitteilung zitieren. Das Verfahren stehe „nicht im Einklang mit den Grundsätzen einer soliden und fairen Vergabe“. Das kleine Norwegen geht aus der Deckung - und was macht der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der mit 7,4 Millionen Mitgliedern größte Sportverband der Welt?

    Der DFB schwadronierte eineinhalb Jahre davon, sich informieren zu wollen

    Seit eineinhalb Jahren eiert der Verband herum, schwadroniert davon, sich einbringen zu wollen und hat am Mittwoch der Bewerbung Saudi-Arabiens zugestimmt. Präsident Bernd Neuendorf begründete es so: „Wenn wir diese WM boykottiert hätten, hätten wir uns isoliert.“ Nun wolle man „im Spiel bleiben“ und auf Missstände innerhalb des Landes hinweisen. Immerhin, da gibt es genug zu tun in einem Land, dessen Staatschef einen Mord an einen Journalisten in einer Botschaft befohlen hat. Was für den DFB, einen Riesen der Szene, nun so schlimm gewesen wäre, der Fifa ein Nein entgegenzustellen, sagte Neuendorf nicht.

    In einer Hinsicht hat Neuendorf recht: Ein deutsches Nein hätte wenig bewirkt, außer einer Signalwirkung. Zugleich ist aber schon länger klar, dass die Saudis der einzige Bewerber sein werden, die Frist lief im Sommer aus. Auch bis dahin kam vom DFB außer warmen Worten: nichts. Man werde sich informieren, mit der Sachlage auseinandersetzen und so weiter.

    Auf unangenehme Politik scheint der DFB keine Lust mehr zu haben

    Der DFB hätte Allianzen schmieden können, eine echte Gegenposition einnehmen können – und nickte nun ab, was von der Fifa kam. Die Entscheidung des DFB hat aber eine Signalwirkung in die andere Richtung: Mit Politik in jedweder Form will man nach der in jeder Hinsicht verpatzten WM 2022 (Stichwort: „Regenbogenbinde“) offenbar nichts mehr zu tun haben. Das wäre zumindest dann konsequent, wenn der Verband auf entsprechende „Statements“ in anderer Hinsicht verzichten würde – etwa dann, wenn er sich mit Gratismut schmückt, wenn es um die Rechte von Homosexuellen geht. Nun bleibt vor allem eine Erkenntnis stehen: Der DFB ist einmal mehr vor der Fifa eingeknickt und hat es versäumt, Rückgrat zu zeigen.

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    2 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Warum eingeknickt? Saudi-Arabien ist zweitwichtigster Handelspartner Deutschlands im arabischen Raum. Dafür scheinen die Saudis gut zu sein.

    Wolfgang Schwank

    Warum sind denn (fast)alle europäischen Verbände auf dieses getrickste Vergabeprocedere eingegangen und haben heftig mitgeklatscht? Der europäische Spitzenfußball ist doch längst mit arabischen Geldern, an denen durchaus Blut klebt, geflutet. Insoweit ist eine WM in Saudi Arabien doch nichts was die aktuelle Situation konterkariert. Und bei Geschäften oder gar bei Waffenlieferungen ist es mit der Moral auch ganz schnell vorbei; globalisierte Realität eben!

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