Die Fußball-WM 2034 wird eine einzigartige Show werden, die größte der Welt. Und sie wird in Saudi-Arabien stattfinden, was ein Beitrag zur globalen Fußball-Party sein wird. Soweit die Geschichte aus der Sicht von Gianni Infantino, seines Zeichens Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa. Dass Saudi-Arabien ein Land ist, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, in dessen türkischer Botschaft ein kritischer Journalist wie Jamal Khashoggi brutal ermordet wurde – nicht so wichtig. Bemerkenswert daran: Eigentlich ist nicht einmal die Bewerbungsfrist für die WM 2034 beendet, bis Juli 2024 können Länder ihr Interesse hinterlegen. Infantino machte aber schon via Instagram-Post klar, dass das Turnier im Wüstenstaat stattfinden wird.
Der Deutsche Fußball-Bund sagt dazu: faktisch nichts. Man wolle erst die offizielle Bewerbung abwarten, sich informieren und dann ein Urteil fällen, ließ Präsident Bernd Neuendorf mitteilen. Das hört sich erstmal redlich und vernünftig an, ist aber nichts anderes als ein Einknicken vor der Fifa, deren Entschluss schon feststeht. Zudem gibt es nur einen einzigen Bewerber: Saudi-Arabien, das mit noch mehr Geld als der WM-Gastgeber Katar auf die internationale Sport-Landkarte rückt. Der Wüstenstaat finanziert eine eigene Golf-Serie, holte sich die Formel 1 und motzt die eigene Fußball-Liga mit einem Spiel ohne Grenzen auf. Stars wie Cristiano Ronaldo werden mit Gehältern von bis zu 200 Millionen Euro gelockt, die Fußball-WM soll der Höhepunkt sein.
Der DFB macht sich klein und schiebt die Verantwortung von sich
Das erinnert alles frappierend an die Katar-WM. Über die war im Vorfeld immer zu hören: So kurz vor dem Turnierstart kann man an der Entscheidung nichts mehr ändern. Stimmt. In Bezug auf Saudi-Arabien bedeutet das aber auch: Die Zeit, gegen diese Entscheidung zu handeln, ist genau jetzt. Der DFB, der – wenn es ihm nicht weh tut – sich für Menschenrechte einsetzt, könnte nun seiner eigenen Verantwortung gerecht werden und Gegenposition beziehen. Der mit 7,4 Millionen Mitgliedern größte Sportverband der Welt könnte Allianzen mit Ländern schmieden, die ebenfalls kein Interesse daran haben, sich zum Handlanger von Infantinos Plänen zu machen und die nicht alles abzunicken wollen, was vom Fifa-Präsidenten kommt. Eine Satzungsänderung des DFB, wonach nicht in Ländern gespielt wird, in denen die Menschenrechte verletzt werden, wäre ein Statement. Ein wirkliches Zeichen wäre es auch, doch einfach selbst den Hut in den Ring zu werfen und sich für die WM 2034 zu bewerben.
Stattdessen will der DFB abwarten, bis auch die formale Bewerbungsfrist zu Ende ist und die Entscheidung für Saudi-Arabien durch ist. Zudem ist immer wieder vom DFB zu hören, dass man nur einer von 211 Mitgliedstaaten sei und nur eine Stimme habe. Es ist ein einziges Einknicken, ein einziges Wegschieben der Verantwortung. DFB-Präsident Bernd Neuerndorf gibt dort ein ebenso enttäuschendes Bild ab wie der Geschäftsführer Andreas Rettig. Der war bei der Katar-WM noch in der ersten Reihe der Kritiker, will sich aber während seiner Einarbeitungszeit noch nicht äußern, teilte der DFB mit. Und damit macht der Verband sich zum Steigbügelhalter für Infantinos Machenschaften. Dessen vorrangiges Ziel – das streitet er ja nicht einmal ab – ist die Vermehrung des Geldes. Und am meisten Geld ist derzeit eben aus Saudi-Arabien zu erwarten. Mit dem Sport soll das Image reingewaschen werden. Und so wie es derzeit aussieht, wird das funktionieren – auch dank des DFB.