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Kommentar: Warum es schlecht ist, wenn Fortuna Düsseldorf seine Tickets verschenkt

Kommentar

Warum es schlecht ist, wenn Fortuna Düsseldorf seine Tickets verschenkt

Florian Eisele
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    Fans von Fortuna Düsseldorf sollen in der Zukunft kostenlos ins Stadion gehen können.
    Fans von Fortuna Düsseldorf sollen in der Zukunft kostenlos ins Stadion gehen können. Foto: Marius Becker, dpa

    Vor kurzem hat der europäische Fußballverband Uefa die Preisliste für das diesjährige Finale der Champions League bekannt gegeben. Die teuerste Karte für das Spiel, das Mitte Juni in Istanbul stattfinden wird, kostet demnach 690 Euro. Selbstredend werden die 76.000 Karten für das wichtigste Spiel im europäischen Vereinsfußball trotzdem schnell Abnehmer finden. Umso mehr erstaunt es, was Zweitligist Fortuna Düsseldorf vor wenigen Tagen verkündete: Der Verein wird Tickets für seine Heimspiele ab der kommenden Saison kostenlos abgeben. Vorerst sind von diesem "Fortuna für alle" titulierten Modell nur drei von 17 Heimspielen betroffen. Langfristig soll das Konzept aber ausgeweitet werden. Möglich macht das ein Sponsorenpool des Vereins, der die Verluste aus dem Kartenverkauf ausgleicht.

    Ist das jetzt eine Revolution, wie teilweise schon gejubelt wurde? In Zeiten, in denen es fünf verschiedene Pay-TV-Anbieter braucht, um das Fußballgeschehen verfolgen zu können, mag das so erscheinen. Zur Wahrheit gehört es aber auch, dass es der Fortuna mitnichten in erster Linie um einen Dienst am Fan geht, sondern schlichtweg darum, das Stadion vollzubekommen. Im Schnitt sehen sich derzeit knapp 30.000 Menschen die Spiele des Vereins an (das ist der fünftbeste Schnitt der 2. Liga), ins Stadion passen aber 54.600 Fans.

    Markus Kurscheidt ist Professor für Sport-Governance und Eventmanagement an der Universität Bayreuth
    Markus Kurscheidt ist Professor für Sport-Governance und Eventmanagement an der Universität Bayreuth Foto: Universität Bayreuth

    Sportökonom Kurscheidt: "Das ist der letzte Schritt der Kommerzialisierung"

    Und da sieht es eben besser aus, wenn alle Plätze besetzt sind – sowohl für die Sponsoren als auch die Zuschauer vor den Bildschirmen. Der Fan, der ins Stadion geht, ist somit Teil der Kulisse. Die wird mit dem "Düsseldorfer Modell" aufgehübscht. Der Sportökonom Professor Markus Kurscheidt von der Universität Bayreuth bezeichnete das wie folgt: "Man könnte nun sagen, das ist der letzte konsequente Schritt der Kommerzialisierung und Eventisierung des Profifußballs. Dass die Zuschauer wirklich nur noch die Rolle der Claqueure einnehmen und für die tolle Atmosphäre sorgen." Natürlich ist es am besten, wenn die Fans für ihre Karte auch zahlen – noch wichtiger aber scheint es längst, dass die Kulisse stimmt.

    Denn die Einnahmen aus den Kartenverkäufen sind für die deutschen Profiklubs beileibe nicht die größten Faktoren: Machen sie bei Zweitligisten wie Düsseldorf durchschnittlich 15 Prozent der Einnahmen aus, liegt die Quote bei Erstligisten sogar nur noch bei zehn Prozent. Den Löwenanteil machen längst die TV-Gelder aus. Rund eine Milliarde Euro werden auf die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga aus dem nationalen Topf verteilt, dazu kommen bei Spitzenvereinen wie den Bayern oder Dortmund noch die wesentlich lukrativeren Einnahmen aus internationalen Wettbewerben wie der Champions League.

    Der traditionelle Fan kommt in der Kosten-Nutzen-Rechnung erst mal nicht vor

    Und was macht das mit den Fans? Kommt drauf an, welcher Fan gemeint ist. Dank der internationalen Werbetour der Vereine werden Spiele der Bundesliga und auch aller anderen Topligen weltweit übertragen. Folglich identifizieren sich auch Menschen in Asien oder den USA etwa mit dem FC Bayern oder verfolgen die Bundesliga intensiv – auch wenn sie noch nie ein Stadion von innen gesehen haben.

    Der traditionelle Fan, der ins Stadion geht, somit für das Bild eines vollen Stadions sorgt, bestenfalls für die Fankultur, kommt in dieser Kosten-Nutzen-Rechnung erst mal nicht vor. Wenn die Fußballvereine ihre Identität behalten und nicht nur Großunternehmen sein wollen, wären sie aber gut beraten, diesen Aspekt in ihre Überlegungen einzubeziehen.

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