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Kommentar: Warum der WM-Triumph der Basketballer schnell verblassen wird

Kommentar

Warum der WM-Triumph der Basketballer schnell verblassen wird

Johannes Graf
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    Bundestrainer Gordon Herbert hat mit den deutschen Basketballern Historisches geschafft.
    Bundestrainer Gordon Herbert hat mit den deutschen Basketballern Historisches geschafft. Foto: Kishimoto, Witters

    Hätte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Katar den WM-Titel gewonnen, hätte sie einen bombastischen Empfang erlebt. Tausende Menschen hätten beseelt am Frankfurter Römer schwarz-rot-goldene Fähnchen geschwenkt, hätten in Sprechchören ihre Helden gefeiert. Oder vielleicht auch auf einer Party-Meile zu Füßen des Brandenburger Tors. Derzeit hat der DFB an etlichen Stellen Personalbedarf, die Position des Partyplaners indes kann der Verband geflissentlich vakant lassen. Der Deutschen liebste Sportart, mit deren Identifikation stiftendem Aushängeschild, schwächelt. Und das nicht erst seit Sonntag.

    Selten schien der Moment für andere Sportarten und Nationalteams günstiger, sich in den Fokus zu rücken. Sympathien fliegen ihnen zu, wenn sie obendrein Historisches wie die Basketballer schaffen. Das ZDF indes zierte sich, ehe es das Potenzial erkannte und übertrug. 4,6 Millionen verfolgten das spannende Finale gegen Serbien, was einem Marktanteil von 35 Prozent entsprach. Anführer Dennis Schröder wünschte sich nach dem Titel-Coup, jedes Länderspiel werde künftig im Free-TV übertragen. Mehr Wunsch denn Wirklichkeit. 

    Bald dreht sich wieder alles um die Champions League im Fußball

    Der Triumph wird rasend schnell verblassen, wenn die NBA-Stars nach Nordamerika zurückkehren. Bundestrainer Gordon Herbert wird gänzlich unbehelligt in Finnland oder seiner Heimat Kanada Lachse fischen und Bäume fällen können. Spätestens mit den ersten Partien in der Fußball-Champions-League rücken andere Sportarten wieder dorthin, wo sie sich im Alltag befinden: in den Hintergrund. 

    Die Vergangenheit lehrt, dass selbst größte Erfolge von Handballern, Eishockeyspielern oder Volleyballern nur vorübergehend die Aufmerksamkeit für eine Sportart wachsen lassen. Eine Entwicklung, die sich ebenso an Olympischen Spielen festmachen ließe. Plötzlich finden es alle ganz toll, wenn Reiter, Turner oder Kanuten Medaillen holen. Selbstredend werden "wir" Olympiasieger. Nachhaltige Effekte bleiben jedoch aus. Wenn überhaupt, steigt der Zulauf in den Vereinen kurzzeitig, ehe er wieder abebbt. Oder hätten Sie gewusst, wo die Basketballer nach ihrem WM-Triumph ihren Empfang bekommen? Es ist ebenfalls Frankfurt. Aber nicht auf dem Balkon am Römer, sondern am Sitz eines Sponsors.

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