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Kommentar: Vierschanzentournee der Superlative – mit einem Makel

Kommentar

Vierschanzentournee der Superlative – mit einem Makel

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    Andreas Wellinger hätte für den ganz großen Jubel sorgen können – es passierte aber einfach nicht.
    Andreas Wellinger hätte für den ganz großen Jubel sorgen können – es passierte aber einfach nicht. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Freunde des gepflegten Live-Erlebnisses im Stadion sind genauso auf ihre Kosten gekommen wie die Anhänger des gemütlichen Sofa-Sports. Die Vierschanzentournee der Skispringer hat – um in der Sprache dieses faszinierenden, weil so schwierig zu durchschauenden Sports zu bleiben – einmal mehr einen sportlichen Höhenflug erlebt und damit beim Publikum eine Punktlandung geschafft. 

    Die Wettkämpfe waren hochklassig und spannend, die unschlagbare Atmosphäre vom Auftakt in Oberstdorf schwappte auch auf Springen in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck über. Und dann war da die deutsch-österreichische Rivalität, die der Tournee eine zusätzliche Würze verlieh. Wer hätte gedacht, dass es mit Andreas Wellinger wirklich ein Deutscher schaffen kann, den rot-weiß-roten Überflieger Stefan Kraft die Flügel zu stutzen? Jedenfalls bis zur letzten Station in Bischofshofen. Obwohl der Ort im Pongau auch diesmal zum Finale fest in deutscher Fan-Hand (am Bierbecher) war, ist es sich – Achtung, O-Ton Austria – wieder nicht ausgegangen mit einem deutschen Gesamtsieg. Verfluacht no amoi. 

    Andreas Wellinger war nah dran am Sieg bei der Vierschanzentournee

    Das ist der Makel an dieser Tournee. Wellinger war so nah dran wie kein anderer Deutscher in den vergangenen 22 Jahren und ist letztlich doch gescheitert. Vielleicht auch, weil Karl Geiger, der Hobby-Philosoph im deutschen Team, nicht müde geworden ist, sich und den Teamkollegen einzureden, dass ein Tourneesieg einfach passieren müsse. Wie ein Lottogewinn, eine Liaison oder ein Lackschaden am Supermarkt-Platzplatz. Ja, schöne und weniger schöne Dinge im Leben passieren. Aber irgendein Zutun ist ja immer erforderlich. Kollege Kobayashi hat bewiesen, dass Erfolg nicht erzwingbar, aber in gewisser Weise doch planbar ist. Mit Qualität, Konstanz und vor allem Mentalität hat der extrovertierte Japaner schon zum dritten Mal den Goldenen Adler gewonnen. Materialnachteile haben die Deutschen immer schnell aufgeholt. Jetzt sollten sie in Kobayashis Kopf hineinschauen. Und lernen. Dann passiert es vielleicht. Wellingers Versprechen.

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