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Kommentar: Thomas Tuchel hat nicht alleine Schuld an der Bayern-Krise

Kommentar

Thomas Tuchel hat nicht alleine Schuld an der Bayern-Krise

Florian Eisele
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    Thomas Tuchel und der FC Bayern – dieses Kapitel dürfte spätestens am Saisonende geschlossen werden.
    Thomas Tuchel und der FC Bayern – dieses Kapitel dürfte spätestens am Saisonende geschlossen werden. Foto: David Inderlied, dpa

    Kaum zu glauben, aber bis vor eineinhalb Wochen war der FC Bayern noch eine Spitzenmannschaft. Eine, die sich im Winter-Transferfenster gut verstärkt schien, die bis auf zwei Punkte an den Überfliegern aus Leverkusen dran war. Eine, die neben Weltklasseleuten wie Harry Kane und Manuel Neuer auch hoffnungsvolle Talente wie Aleksandar Pavlovic in ihren Reihen hatte . Trainer Thomas Tuchel hatte vor dem Topspiel in Leverkusen eine "Statement-Leistung" gefordert – und bekam sie in einer Heftigkeit geliefert, wie er es sich nicht zu träumen gewagt haben dürfte. Auf die heftige und in der Höhe verdiente 0:3-Pleite gegen Leverkusen folgten zwei weitere Niederlagen gegen Lazio Rom und nun gegen Bochum. Innerhalb von acht Tagen krachte der Anspruch einer Spitzenmannschaft in sich zusammen. Das liegt auch an Trainer Thomas Tuchel – aber bei Weitem nicht nur an ihm.

    Die Pleiten der jüngsten Tage haben nicht zum ersten Mal gezeigt, dass das Gefüge innerhalb der Bayern-Mannschaft nicht mehr stimmt. Es gibt Führungsspieler wie Manuel Neuer und Thomas Müller, die im Herbst ihrer Karriere sind und im Fall von Müller nicht mehr die große sportliche Rolle spielen. Andere wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka wollen zwar eine Hauptrolle spielen, haben aber den Beweis bislang nicht erbracht, das Ruder in schwierigen Zeiten herumreißen zu können – weder beim FC Bayern noch in der Nationalmannschaft. Die Krisen, die beide Teams durchleben, kommen hingegen immer heftiger und in immer kürzeren Intervallen – sowohl bei der DFB-Elf, als auch beim FCB. Die Trainer, die sich in dieser Zeit an den Teams versucht haben, sind teilweise sogar dieselben: Flick, Nagelsmann, Tuchel.

    Der FC Bayern spielte unter Thomas Tuchel fast nie am Limit

    Sportlich mag die allergrößte Qualität also wohl nicht da sein – es gehört aber zu den Aufgaben eines Trainers, diese Defizite innerhalb eines Teams auszugleichen, idealerweise zu vertuschen. Innerhalb der Branche ist für einen solchen Idealfall die Rede davon, dass eine Mannschaft "am Limit" oder sogar darüber spielt. Diesen Eindruck erweckt gerade das von Xabi Alonso trainierte Bayer Leverkusen, das immer noch auf seine erste Niederlage in dieser Saison wartet. Auch der VfL Bochum macht – nicht nur gegen die Bayern – mehr aus dem Spielerkader. Der FC Bayern erweckte selbst bei den guten Zeiten, die ja erst eineinhalb Wochen her sind, nie den Eindruck, als ob das Team auch nur annähernd bei 100 Prozent spielt. 

    Thomas Müller kritisierte nach dem 0:3 in Leverkusen, dass die Mannschaft "zu verkopft" spiele, sich zu wenig zutraue. Er wollte das nicht als Kritik am Trainer verstanden wissen – dabei ist dieser Punkt schlichtweg nicht von Tuchel zu trennen. Der Kopfmensch, der sich bei früheren Stationen selbst im Weg stand, scheint auch nach knapp einem Jahr nicht den Zugang zu seinem Team gefunden zu haben. Sehr wahrscheinlich wird das auch niemals der Fall sein. Und ja, sehr wahrscheinlich wird spätestens am Ende der Saison das Kapitel beim FC Bayern für Thomas Tuchel geschlossen sein, vielleicht schon früher. Es darf aber nicht der einzige Personalwechsel sein. Die vergangenen Tage haben mal wieder gezeigt: Auch die Mannschaft der Bayern braucht dringend ein neues Gesicht.

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