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Kommentar: Spaniens Kuss-Skandal: Auch die Mama kann ihren Luis nicht reinwaschen

Kommentar

Spaniens Kuss-Skandal: Auch die Mama kann ihren Luis nicht reinwaschen

Andrea Bogenreuther
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    Der spanische Fußball-Verbandspräsident Luis Rubiales drückt Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Finale an sich.
    Der spanische Fußball-Verbandspräsident Luis Rubiales drückt Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Finale an sich. Foto: Alessandra Tarantino, dpa

    Klar ist es für jede Mutter unvorstellbar, dass das eigene Kind jemals einen Fehltritt begehen könnte. Deshalb bemüht sie sich, angetrieben durch unerschütterliche Liebe, ihren Nachwuchs gegen die vielen Ungerechtigkeiten des Lebens zu verteidigen. Wenn es sein muss, bis über die Volljährigkeit hinaus. 

    Nur so ist es zu erklären, warum Angeles Béjar Rubiales versucht, mit einer irrwitzigen Aktion wie einem Hungerstreik den Ruf ihres unter medialem Beschuss stehenden Sohnes Luis reinzuwaschen. Dass dieser Luis seit 2018 Präsident des spanischen Fußballverbandes ist und er der Nationalspielerin Jennifer Hermoso nach dem gewonnenen WM-Finale einen heftigen Kuss ungestattet auf den Mund gepresst hat, wiegt an sich schon schwer. Dass er sich trotz der Entrüstung der Spielerin und massiver Kritik von allen Seiten immer noch im Recht sieht und ein Rücktritt für ihn kein Thema ist, sorgt weltweit für Fassungslosigkeit. 

    Familie Rubiales geht von einem "Kuss in beiderseitigem Einvernehmen" aus

    Und nun trägt seine Mutter dazu bei, die Geschichte auf einen neuen unappetitlichen Höhepunkt zuzutreiben. Sie sperrte sich in eine Kirche ein und trat in den Hungerstreik, bis Hermoso „die Wahrheit sagt“. Die Familie von Luis Rubiales geht – was immer sie dazu treibt – von einem „Kuss in beiderseitigem Einvernehmen“ aus. Wer jemals gedacht hat, die Bundys seien eine abstruse Familie, sieht sich eines Besseren belehrt. 

    Luis Rubiales drückte alle spanischen Fußballerinnen an seinen Körper

    Wenn die Handlung eines Funktionärs als „impulsiv, sexistisch und unangebracht“, so die Empfindungen Hermosos, bezeichnet werden kann, dann doch jene Übergriffigkeit von Luis Rubiales vor den Augen der Öffentlichkeit. Auf den Siegerehrungsbildern ist zu sehen, dass er nahezu alle spanischen Spielerinnen überschwänglich an seinen Körper drückt und ihre Gesichter abbusselt. Der Kuss auf den Mund für Hermoso war nur der Höhepunkt einer unangebrachten Serie von überzogenen Umarmungen und Betatschungen, die die Intimsphäre eines Menschen, zu der auch das Gesicht gehört, nicht respektiert. 

    Jennifer Hermosos Vorgehen wird Vorbild werden, für andere Sportlerinnen

    Es dürfte keine Frage sein, dass Jennifer Hermoso nach diesem Vorfall Anzeige erstatten wird. Ihr weiteres Vorgehen wird entscheidend dazu beitragen, wie es mit dem respektvollen Umgang mit Frauen weitergeht. Und könnte Vorbild werden – nicht nur für Sportlerinnen, sondern für alle Frauen, die sich gegen selbstgerechtes Macho-Gebaren à la Rubiales zur Wehr setzen wollen. An einem Rücktritt darf der Spanier nicht vorbeikommen. Dann hat Luis Zeit, überbordende Zuneigungen jeder Art seiner Mutter zukommen zu lassen.

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