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Kommentar: Schwache Olympia-Bilanz: Die besten Trainer müssen zu den jüngsten Sportlern

Kommentar

Schwache Olympia-Bilanz: Die besten Trainer müssen zu den jüngsten Sportlern

Tilmann Mehl
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    Zehnkämpfer Leo Neugebauer holte Silber bei den Olympischen Spielen. Der Deutsche trainiert hauptsächlich in den USA und profitiert dort von den College-Strukturen.
    Zehnkämpfer Leo Neugebauer holte Silber bei den Olympischen Spielen. Der Deutsche trainiert hauptsächlich in den USA und profitiert dort von den College-Strukturen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    In vier Jahren wird hier wahrscheinlich ein beinahe wortgleicher Beitrag stehen. Nach den Olympischen Spielen in Los Angeles wird Deutschland im Medaillenspiegel irgendwo zwischen Rang acht und elf gelandet sein und die Frage wird dann wie heute lauten: Wie kann der deutsche Spitzensport gestärkt werden? Selbst wenn in den kommenden Wochen und Monaten ausschließlich richtige Entscheidungen getroffen werden würden (wie auch immer die aussehen): Auf den Medaillenspiegel hätten sie aus deutscher Sicht kaum Auswirkungen.

    In Los Angeles werden zwar die Olympiasieger gekürt, geformt werden sie aber in den zehn bis 20 Jahren zuvor. Diese einfache Erkenntnis bedeutet, dass nun umzusetzende strukturelle, personelle und finanzielle Maßnahmen erst bei den Olympischen Spielen 2040 in Gänze durchschlagen würden. Es ist ein langsamer Prozess, der aber die schnellsten Ergebnisse liefert. Jetzt aufgeschreckt von dem abermals mäßigen Abschneiden zig Millionen in den Leistungssport zu investieren, kann funktionieren - allerdings erst in etlichen Jahren.

    Kinder sind in anderen Ländern auch nicht leistungsbereiter

    Mit finanziellen Nachbesserungen kann der Abwärtstrend im internationalen Vergleich möglicherweise gestoppt werden. Viel hilft viel, und irgendein Milliönchen wird schon sinnvoll verwendet werden. Wichtiger aber sind strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen, die zum einen die Sportbegeisterung fördern und zum anderen den Leistungssport als lohnenswert erscheinen lassen. Dabei spielt Geld selbstverständlich eine Rolle. Aber nicht die maßgebliche.

    Bei den erfolgreichen Briten werden weniger Steuermittel in den Leistungssport gesteckt als in Deutschland. Selbstverständlich aber profitiert man dort noch von den Investitionen für die Olympischen Spiele 2012 in London. Die verhältnismäßig kleinen Niederlande liegen im Medaillenspiegel vor Deutschland. Dort werden keine Milliarden ausgegeben, dafür aber etliche Athleten verschiedener Verbände an einem Ort zentral betreut und trainiert. Eine Konzentration ist freilich in kleineren Ländern einfacher. In den USA gibt es das College-System, in dem sich Sport und Studium hervorragend miteinander vereinbaren lassen. Das ist in Deutschland anders. Was in Deutschland nicht anders ist, ist die Leistungsbereitschaft der Kinder. In anderen Ländern wird genauso viel Playstation gespielt wie hier. Auch in anderen Ländern gibt es keine Bundesjugendspiele. In anderen Ländern aber werden keine wochenlangen Diskussionen darüber geführt, ob der Leistungsgedanke nichts mehr zählt.

    In anderen Ländern hat der Leistungssport schlicht gesellschaftlich einen anderen Stand. In den USA oder Australien sind Profisportler hoch angesehen. Wer hierzulande sagt, er sei Fechter oder Ruderer, wird als Nächstes gefragt, was er denn beruflich macht. Um aber Sport und Beruf oder Studium miteinander vereinbaren zu können, braucht es vor allem: Sportlerinnen und Sportler. Der Leistungssport speist sich immer aus dem Breitensport. Wo Sportstunden in der Schule gekürzt und Zuschüsse der Gemeinden an die Vereine zusammengestrichen werden, fällt es schwer, Begeisterung für Bewegung zu schaffen. Zudem fehlt es vielen Vereinen schlicht an Trainerinnen und Trainern, um die Kinder zu betreuen. Zu wenige Menschen engagieren sich, zu viele regen sich stattdessen vor dem Fernseher auf.

    Um 2040 im Medaillenspiegel wieder weiter vorne zu stehen, müssten nun ausgebildete Trainer Kinder für den Sport begeistern. Die Besten müssen zu den Jüngsten. Wahrscheinlicher aber ist, dass hier in vier Jahren derselbe Text steht.

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