Verstörende Bilder lieferte die Formel 1 am Sonntagnachmittag aus Italien, dem heißblütigsten aller Motorsportländer. Jenseits des Brenners gilt Blinken lediglich als eine Option und rote Ampeln sind bunte Straßenbeleuchtung, wie der jüngste Italien-Ausflug bestätigte. Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza schlichen über 700 PS starke Boliden im Gänsemarsch über die Ziellinie. Grund war eine Safety-Car-Phase, weil der abgestellte McLaren von Daniel Ricciardo auch wegen eines eingelegten Gangs nicht schnell genug entfernt werden konnte aus dem Gefahrenbereich.
Den Ferraristi schwoll der Kamm. Die Boulevard-Blätter witterten einen Skandal. Charles Leclerc, der im bisherigen Saisonverlauf mehr schlecht als recht dem WM-Spitzenreiter Max Verstappen hatte folgen können, sei um die Siegchance gebracht worden. Was erlaube die FIA, würde Giovanni Trapattoni wettern?
Der Formel-1-Skandal von Monza ist keiner
Die Formel-1-Fans setzten auf spontan angefertigten Protest-Plakaten den Automobilweltverband FIA mit der MaFIA auf eine Stufe. Nun ist der Vergleich mit süditalienischen Familienclans korrekt und durch zahlreiche hanebüchene Urteile belegt. Doch in diesem speziellen Fall täuschen sich die Wut-Italiener. Der Skandal von Monza ist keiner. Die Suche nach den Schuldigen entspringt einer Wunschvorstellung,
Es war korrekt, den Sport nicht der Show zu opfern, selbst wenn es dafür eigene FIA-Kommissionen gegeben hat. Allzu präsent sind die Bilder vom Horrorunfall von Jules Bianchi, der 2014 in einen Bergungskran krachte und an den Folgen des Unfalls verstarb. Bianchi, das nur nebenbei, war der Patenonkel von Charles Leclerc.
Verstappen hätte sowieso gewonnen
Ferrari hätte einen Abbruch samt Neustart lieber gesehen, aber wo sind wir hier? In der Formel 1 oder bei Wünsch-Dir-Was? Ohnehin wäre fraglich gewesen, ob Leclerc den Holländer hätte schnappen können. Verstappen war mit frischen Reifen unterwegs, das beste Auto im Fahrerfeld steuert der WM-Spitzenreiter ohnehin.
Das Pfeifkonzert der Ferraristi war aus Fansicht nachvollziehbar, das Schleicher-Ende angesichts der Ereignisse der Vergangenheit jedoch alternativlos.