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Kommentar: Russische Sportler bei Olympia? Das IOC zeigt keine Haltung

Kommentar

Russische Sportler bei Olympia? Das IOC zeigt keine Haltung

Andreas Kornes
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    Ein Fan schwenkt bei den Olympischen Winterspielen 2018 eine russische Fahne.
    Ein Fan schwenkt bei den Olympischen Winterspielen 2018 eine russische Fahne. Foto: Jae C. Hong/AP, dpa

    Allzu überraschend war es nicht mehr, als das Internationale Olympische Komitee am Dienstagabend den Weg frei machte für russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler. Seitdem herrschen Aufregung, Wut und Verwirrung. Denn das, was das IOC unter seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach entschieden hat, sorgt für jede Menge Durcheinander. 

    Im Grunde geht es erst einmal um das Signal, welches das IOC in die Welt sendet: Russland, das gerade einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, soll wieder auf die internationale Sportbühne zurückkehren. Kern der Argumentation ist, dass kein Mensch wegen seiner Nationalität diskriminiert werden dürfe. So weit, so einfach.

    IOC-Entscheidung: Russische Sportler unter neutraler Flagge?

    Gleichzeitig liefert das IOC aber diverse teils wachsweich formulierte Einschränkungen, mit denen Bach möglichst allen Seiten gerecht werden will. Am wichtigsten: Sportler der beiden Nationen, die beim Militär oder den nationalen Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen, dürfen nicht antreten. Das gilt für einen Großteil der russischen Olympiakandidaten. Doch kein Vertrag, der nicht aufgelöst werden könnte. Sportler, die den Krieg aktiv unterstützen, sind ebenfalls von der Teilnahme ausgeschlossen. Aber was bedeutet das genau? Und wie wird es nachgewiesen? Die, die alle Bedingungen erfüllen, sollen neutral gekleidet, ohne Hymne oder sonstige Symbolik ihre Wettkämpfe und Siegerehrungen absolvieren. Das kennen die Russen schon als Folge des jahrelangen Staatsdopings in ihrem Land. Zurück in der Heimat wurden die gerade noch neutralen Athleten flugs wieder eingespannt für Putins Propaganda. Die meisten ließen es willig über sich ergehen. 

    Beobachter werten es als Auswirkung des enormen öffentlichen Drucks, dass diese Einschränkungen überhaupt eingebaut wurden. Im Vorfeld der Entscheidung hatte sich eine breite Front der Ablehnung gebildet. Weit über 300 Fechterinnen und Fechter aus der ganzen Welt unterzeichneten zum Beispiel einen offenen Brief an Bach, in dem sie forderten, den Bann gegen russische und belarussische Sportler aufrechtzuerhalten. Deren Weltverband hatte jüngst, auch mit der Stimme des Deutschen Fechter-Bundes, für die Rückkehr von Russen und Belarussen auf internationaler Bühne gestimmt. Eine genau gegensätzliche Position nimmt der Leichtathletik-Weltverband ein. Dort bleiben Russen und Belarussen verbannt. Es droht ein Szenario, in dem unterschiedliche Sportarten komplett unterschiedlich mit dem Thema umgehen.

    Hunderte ukrainische Sportler sind im Krieg gestorben

    Diese Diskussionen versperren den Blick auf die Opfer. Hunderte ukrainische Sportler sind in dem Krieg gefallen. Abertausende können nicht mehr trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen, weil ihre Sportstätten zerbombt wurden. Die Ukraine hat schon mit einem Olympia-Boykott gedroht. Wie absurd wäre es, wenn Sportler des Aggressors bei Olympia antreten, während die des Angegriffenen zu Hause bleiben? Und was passiert mit Athleten aus anderen Nationen, die es aus Solidarität ablehnen, gegen Russen oder Belarussen anzutreten? Das Regelwerk sieht Disqualifikation vor.

    Russland hat über die Jahre mit viel Geld ein Netz aus Abhängigkeiten im internationalen Sport gesponnen. Jetzt nimmt das IOC eine Nicht-Haltung zu einem Thema ein, das Haltung verlangt. Ein Schelm, wer darin einen Zusammenhang sieht.

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