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Kommentar: Profisport in Deutschland: Tradition schießt keine Tore

Kommentar

Profisport in Deutschland: Tradition schießt keine Tore

Andreas Kornes
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    In der Fußball-Bundesliga protestieren viele Fans gerade gegen den Einstieg eines Investors. Eine Form des Protests: unzählige Tennisbälle fliegen aufs Spielfeld und sorgen für Unterbrechungen.
    In der Fußball-Bundesliga protestieren viele Fans gerade gegen den Einstieg eines Investors. Eine Form des Protests: unzählige Tennisbälle fliegen aufs Spielfeld und sorgen für Unterbrechungen. Foto: David Inderlied, dpa

    Es ist nur eine Begrifflichkeit, die aber jede Menge über den Profisport in Deutschland und in den USA aussagt. Während hierzulande der folkloristisch angehauchte Begriff "Verein" verwendet wird, ist auf der anderen Seite des Ozeans von "Organisation" die Rede. In den

    Darin liegt viel Ehrlichkeit, denn den FC Bayern beispielsweise als Verein zu bezeichnen, mag formal richtig sein, hat aber mit dem, was der Otto-Normal-Kicker unter einem Verein versteht, nicht mehr viel zu tun. 854 Millionen Euro Umsatz hat der

    Der RB Leipzig zieht wegen Kommerzialisierung des Fußballs viel Kritik auf sich

    Massive Proteste aus dem Lager der organisierten Fanszene begleiten dieser Tage die Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), sich einen milliardenschweren Investor ins Boot zu holen. Tradition und Kultur würden mit Füßen getreten. Die Kommerzialisierung des Das Gebilde des RB Leipzig zieht deshalb seit jeher Kritik auf sich. Ein österreichischer Brauseproduzent hat sich dort mit vielen Millionen Euro ein Marketing-Instrument zusammengebastelt. Keine Tradition, keine Kultur. 

    Na und? Würde der Amerikaner dazu sagen. In den USA ist Profisport seit jeher vor allem: ein Geschäft. Die Gehälter sind in Form eines Salary Caps (Gehaltsobergrenze) gedeckelt. Jeder kann nachlesen, was die Sportler verdienen. Sie fungieren als eine Art Kapitalanlage auf zwei Beinen und können innerhalb kürzester Zeit von A nach B transferiert werden. Mitspracherecht? Fehlanzeige. Dafür kassieren sie in den höchsten Football-, Eishockey-, Baseball- und Basketballligen die weltweit stattlichsten Gehälter. Selbst im lange Zeit verpönten Fußball fließen mittlerweile Millionen, wie der Wechsel von Lionel Messi nach Miami gezeigt hat.

    In Deutschland ist die NFL immer öfter im Free-TV zu sehen

    Nun expandiert die National Football League (NFL) nach Europa. Die Gastspiele in Deutschland sind Zuschauermagnete. Während der heimische Fußball im Pay-TV verschwindet, ist hierzulande immer häufiger die NFL im Free-TV zu sehen. Der Super Bowl an diesem Wochenende wird auch in Deutschland Millionen Menschen vor die Fernseher locken. Die wenigsten kennen Spieler oder Regelwerk. Was zählt, ist das Spektakel. 

    All das kann man gut oder schlecht finden. Zurückdrehen lässt sich die Uhr nicht mehr. Längst werden im europäischen Fußball ähnliche Summen wie im amerikanischem Profisport bewegt. Geld schießt zwar keine Tore, ist aber hilfreich bei der Auswahl qualifizierten Personals. Die Schere zwischen wohlhabenden und weniger wohlhabenden Klubs klafft immer weiter auseinander – was in den USA der Salary Cap verhindern soll.

    Wer Erfolg will, braucht Geld

    In Deutschland gibt es ein starkes Spannungsfeld zwischen Nostalgie und den Gesetzmäßigkeiten des Profisports. Tradition ist zum Geschäftsmodell geworden. Wer sportlich nicht überzeugt, verweist dann eben auf die Vergangenheit. Fans feiern sich selbst für ihre Leidensfähigkeit und hätten insgeheim doch gerne selbst mal wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft. Tradition allein schießt aber keine Tore. Wer Erfolg will, braucht Geld. Investoren sind eine Möglichkeit, es zu bekommen. Wer das nicht will, muss bessere Lösungen vorschlagen – oder aber akzeptieren, dass andere erfolgreicher sind.

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