An diesem Wochenende, wenn die Olympischen Spiele in Frankreich auf die Zielgerade einbiegen, ist es höchste Zeit, einmal dem Publikum einen großen Dank auszusprechen. All denjenigen, die sich trotz der Unkenrufe im Vorfeld nicht abschrecken ließen, sich teure Tickets gekauft haben und nach Paris gefahren sind. Dabei hatten Olympia-Kritiker ja düstere Szenarien gezeichnet: Die Transportwege würden nicht funktionieren, die Sicherheit könne nicht gewährleistet werden und die Bettwanzen würden in Scharen über die Touristen herfallen. Von Olympia-Begeisterung wäre in Paris eh nichts zu spüren und jeder, der woanders ein Ferienhäuschen besitzt, würde aus der Hauptstadt fliehen.
Doch genau das Gegenteil ist eingetreten. Diejenigen, die tatsächlich geflohen sind, kann man nur bemitleiden. Sie haben in ihrer Stadt etwas ganz Einzigartiges verpasst. Denn spätestens ab der bombastischen Eröffnungsfeier war ganz Paris eine riesengroße Bühne, die nicht nur den Sportfans ein mitreißendes Spektakel bot. Täglich wuchs die Begeisterung in dieser Stadt, die Stadien und Sportstätten waren voll bis auf den letzten Platz.
Tausende Menschen erleben die olympischen Triathlon- und Schwimmwettkämpfe entlang der Seine
14.000 Menschen bei jedem Wettkampf an der Kanuslalom- und Ruderstrecke, 33.000 am Place de la Concorde für 3x3 Basketball, Skateboard, Breaking und BMX, 77.000 täglich bei der Leichtathletik im Stade de France. Mehrere Hunderttausende am Rande der Radrennen durch die Innenstadt, dem Geländeritt in Versailles oder den Triathlon- und Schwimmwettkämpfen entlang der Seine. Überall war die Stimmung grandios. Und das nicht nur, wenn französische Sportlerinnen und Sportler zu einer ihrer vielen Medaillen liefen, sprangen oder paddelten. Das Publikum zeigte sich empathisch mit allen, jubelte mit guten Leistungen und litt mit, wenn Fehler passierten.
Dazwischen ertönte im weiten Rund der Sportstätten immer wieder die Marseillaise, die französische Nationalhymne, lautstark intoniert von tausenden Kehlen – nicht immer takt- und textsicher, aber immer mit maximaler Inbrunst. Das Publikum zeigte sich in den Sportarten höchst fachkundig.
Die Fans wussten, wann Stille geboten war oder es Zeit wurde für frenetischen Jubel. Der natürlich immer dann besonders laut auf den Tribünen ausfiel, wenn französisches Gold in Reichweite schien. In ungeahntem Maßen potenziert bei Auftritten von Schwimmstar Léon Marchand, der ganz Frankreich in einen kollektiven Olympia-Hype versetzte.
Egal, ob Stimmung, Transport oder Sicherheit. Alle Bedenken der Kritiker wurden widerlegt. Das Publikum konnte die Spiele nahezu uneingeschränkt genießen. Denn nicht einmal die hinterhältige Bettwanze ist während der zwei Olympia-Wochen in Paris gesichtet worden.
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