Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Kulturkampf um „Dragqueen-Abendmahl“: Geht es nicht ein paar Nummern kleiner?

Kommentar

Kulturkampf um „Dragqueen-Abendmahl“: Geht es nicht ein paar Nummern kleiner?

Daniel Wirsching
    • |
    • |
    Der Aufreger der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris: eine Performance, an der sich insbesondere katholisch-konservative Katholiken störten.
    Der Aufreger der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris: eine Performance, an der sich insbesondere katholisch-konservative Katholiken störten. Foto: picture alliance/dpa/Pool AFP

    Wenn sich jemand in seinem religiösen Empfinden verletzt fühlt, kann man das respektieren und so stehen lassen. Und nach einer Entschuldigungsbitte, hier der Olympia-Organisatoren, kann man es „ruhen lassen“, wie der Jesuit Godehard Brüntrup kommentierte. Man kann natürlich auch überreagieren – und einen „Kulturkampf“ ausrufen oder befeuern. Dass noch Tage später mit einem Teil der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in konservativ-katholischen Kreisen und rechtsalternativen Medien Entrüstung produziert wird, war absehbar: Dragqueens stellen Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ nach!

    Ganz gleich, ob dem nun tatsächlich so war oder nicht – am Werk ist der bekannte Mechanismus: Man stürzt sich auf alles, das „woke“ erscheint und instrumentalisiert es. Abgesehen von allen anderen Fragen, die sich rund um die Performance stellen: Wie gewollt und überzogen die Debatte ist, zeigt bereits, dass ausgerechnet das „Abendmahl“ in den Mittelpunkt eines „neuen“ Kulturkampfes gerückt wird. Wie wenige Gemälde ist es Popkultur, unzählige Male in Kunst, Werbung, Mode adaptiert, parodiert, zumeist harmlos zitiert, nicht zuletzt 1979 in „Asterix bei den Belgiern“. Die (christliche) Welt ist dadurch nicht gerade aus den Fugen geraten. Durch einiges andere dagegen schon.

    Für Bischof Stefan Oster steht „unser christliches Menschenbild auf dem Spiel“

    Dass Passaus Bischof Stefan Oster, Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, die Performance als „Tiefpunkt“ und „queeres Abendmahl“ abwertete und nochmals nachlegend die Eröffnungsfeier als Beweis dafür anführte, „wie sehr im Grunde unser christliches Menschenbild auf dem Spiel steht“, wie ausgehöhlt es sei – das fällt dann doch eher auf ihn zurück. Und es ist ärgerlich, im Grunde aber vor allem traurig, wenn er, in einem Video vom Blatt ablesend, aus seiner Sicht wahrhaft gläubige Christen als „eigentliche Gegner einer Gesellschaft“ verortet, die sich „im atemberaubendem Tempo selbst säkularisiert“. Geht es wirklich nicht ein paar Nummern kleiner?

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Franz Xanter

    Bleibt natürlich die Frage, wie kommt man überhaupt auf solch eine unsinnige, provokante Idee? Auffallen wollen um jeden Preis?

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden