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Kommentar: Kritik an Schiedsrichtern: Nichts darf man mehr sagen

Kommentar

Kritik an Schiedsrichtern: Nichts darf man mehr sagen

Tilmann Mehl
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    Kölns Trainer Steffen Baumgart kritisierte nach der Niederlage gegen Wolfsburg den Schiedsrichter.
    Kölns Trainer Steffen Baumgart kritisierte nach der Niederlage gegen Wolfsburg den Schiedsrichter. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Es gibt Verhaltensweisen, die nie aus der Mode kommen. Als Mann einer Frau die Türe aufzuhalten, schickt sich trotz Gleichberechtigung noch an. Gelästert wurde schon immer und wird auch immer. Nach Niederlagen beginnt die Suche nach einem Sündenbock. Im Fußball hat es sich dabei kultiviert, die Gründe für eine Pleite vorzugsweise dem Schiedsrichter zuzuschreiben.

    "Es war das Auftreten, das Verhalten und Entscheidungen im Umschaltspiel", mäkelte am Wochenende Steffen Baumgart. Es war eine Kritik des Kölner Trainers, die seine Spieler betroffen haben könnte, schließlich verloren sie mit 0:2 gegen Wolfsburg. Baumgart wollte aber seine Mäkeleien auf Schiedsrichter Frank Willenborg bezogen wissen. Dabei störte ihn genau genommen nur eine Sache an dem Unparteiischen: "Alles."

    Schiedsrichter bekommen 70.000 Euro – aber verdienen sie das auch?

    Vergangene Woche hatte sich Julian Nagelsmann enttäuscht von der Persönlichkeitsstruktur sämtlicher Schiedsrichter gezeigt und sie als "weichgespültes Pack" bezeichnet. Fand selbst der Münchner Trainer wenig später in der Wortwahl etwas zu hart

    und empörte sich deswegen auch nicht darüber, dass er 50.000 Euro Strafe zu zahlen hat. Das entspricht etwa dem Gehalt von zwei Tagen. Ein Unparteiischer mit fünf Jahren Bundesliga-Erfahrung erhält ein Grundgehalt von 70.000 Euro. Jährlich. Auch das nun eine alte, über Generationen gelernte Verhaltensweise. Äpfel. Birnen. Vergleiche. 

    Schiedsrichter sind oft für Niederlagen verantwortlich

    Derart plakative Kritik an den eigenen Spielern verbietet ein über Äonen überlieferter Ehrenkodex. Intern spreche man natürlich eine deutliche Sprache und benenne Fehler deutlich. Aber für die Öffentlichkeit sei das selbstredend nicht bestimmt. Anders als das Maulen gegenüber den Schiedsrichtern. Jede Woche stehen neun von ihnen etwa 300 Spielern gegenüber. Dafür sind die Referees überproportional häufig für Niederlagen verantwortlich und verdienen dementsprechend noch viel zu viel Geld. 

    Nicht Nagelsmann oder Baumgart sollten löhnen, sondern die Schiedsrichter, die mit ihrem unbedachten Gepfeife das Wochenwerk hart arbeitender junger Männer zunichte machen. Das muss ja mal gesagt werden. Aber sagen darf man ja heute auch nichts mehr. 

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