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Kommentar: Ja zum Olympia-Boykott – aber nicht zu Lasten der Sportler

Kommentar

Ja zum Olympia-Boykott – aber nicht zu Lasten der Sportler

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    Der chinesische Präsident Xi Jinping spricht in der Großen Halle des Volkes. Angesichts der Olympischen Spiele in Peking muss Deutschland sich noch für oder gegen einen Boykott positionieren.
    Der chinesische Präsident Xi Jinping spricht in der Großen Halle des Volkes. Angesichts der Olympischen Spiele in Peking muss Deutschland sich noch für oder gegen einen Boykott positionieren. Foto: Mark Schiefelbein, dpa

    Als ehemalige Trampolinspringerin hat die Außenministerin Annalena Baerbock verkündet, ein „großes Sportlerinnenherz“ zu haben. Im Augenblick jedoch ist sie als Politikerin gefragt. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in China am 4. Februar rückt näher, und immer mehr Regierungen kehren den Gastgebern den Rücken zu. Die USA, Australien, Japan oder auch Kanada haben einen diplomatischen Boykott der Spiele angekündigt. Kanzler Olaf Scholz laviert noch herum, redet sich wie so oft auf die Abstimmung mit der EU heraus, anstatt mutig Nein zu sagen.

    Es ist richtig, wenn Minister und Präsidenten sich nicht auf der Tribüne mit Chinas Staatschef Xi Jinping zeigen. Das ist die geringste Geste, um den Protest gegen die brutalen Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik anzuprangern. In Hongkong wird die Demokratiebewegung mit Gewalt unterdrückt. Die Minderheit der Uiguren, die weiter Muslime bleiben und ihre Turksprache behalten wollen, wird in Internierungslager eingesperrt.

    Olympia wird zur großen Propaganda-Show - das sollen nicht die Sportler ausbaden

    Es war ein Fehler, die Olympischen Spiele in ein Land zu vergeben, das sie als Propaganda-Show missbrauchen wird. Ein Boykott, wenngleich nur ein politischer, passt nicht ins Bild, das die Gastgeber in die Welt senden wollen. China reagiert deshalb scharf auf die Ankündigungen. Ein Fiasko für Peking wäre es, wenn sich auch Sportlerinnen und Sportler anschließen würden. Die heile Winter-Wunder-Welt wäre zerstört.

    Zwei Argumente sprechen dagegen. Der Athletenboykott 1980 in Moskau und die Retourkutsche 1984 in Los Angeles bewirkten genau – null. Mit einem verordneten Fernbleiben von den Spielen bestraft man nur die Sportler und beraubt sie ihres Lebenstraums, für den sie jahrelang hart gearbeitet haben. Und: Athletinnen sollen nicht das ausbaden, was die Politiker versäumt oder sich nicht zu sagen getraut haben. Hier wäre das Internationale Olympische Komitee als Interessenvertretung des Sports gefragt. Doch wer seine Hoffnung auf diesen verkrusteten Funktionärshaufen legt, kann auch aufs Christkind warten.

    Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping will sein Land bei den Winterspielen vor der Weltöffentlichkeit präsentieren.
    Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping will sein Land bei den Winterspielen vor der Weltöffentlichkeit präsentieren. Foto: Li Xueren/XinHua/dpa

    IOC-Chef Thomas Bach wirkt wie eine willfährige Marionette Chinas

    Bereits mit der Vergabe nach China hatte das IOC seine Interessen dem Kommerz geopfert. Wie ernst die IOC-Spitze das Thema Menschenrechtsverletzungen nimmt, zeigt sich an zwei Beispielen. Nachdem die Tennisspielerin Peng Shuai einem chinesischen Spitzenpolitiker sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatte, verschwand sie aus der Öffentlichkeit. Erst als Kolleginnen und Tennisverbände Aufklärung über den Verbleib Shuais forderten, tauchte IOC-Präsident Thomas Bach wie Kai aus der Kiste mit einem Video-Interview mit der Chinesin auf. Der IOC-Chef als willfährige Marionette der Kommunisten-Diktatur.

    IOC-Mitglied Richard Pound zweifelt an den Medien - und beugt sich China

    Zweites Beispiel: Der Kanadier Richard Pound, 79, der seit 1978 dem IOC angehört, zweifelte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk die Menschenrechtsverletzungen in China an. Man kenne ja die Medien, dass das, was als Fakt behauptet wird, nicht unbedingt stimme. Und auf die Frage, ob sich Olympioniken frei ausdrücken dürfen, schob der Kanadier einen Satz hinterher, der alle hellhörig lassen werden sollte. Die Teams sollten verstehen, dass sie in ein anderes Land reisen. In China gelten eben andere Gesetze als beispielsweise in Kanada oder Deutschland.

    Die Botschaft des erfahrensten IOC-Mitglieds lautet: laufen, springen, spielen – aber ansonsten besser die Klappe halten. Außenministerin Baerbock und Kollegen täten gut daran, sich nicht in China auf der Tribüne mit Xi Jinping, Thomas Bach und wahrscheinlich Wladimir Putin zu zeigen. Keine gute Gesellschaft.

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