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Die Professionalisierung im Frauenfußball schreitet voran, das ist auch bei anstehenden WM zu sehen. Es wäre jedoch falsch, Frauenfußball mit dem der Männer gleichzusetzen.
Letztendlich haben sich der Weltverband Fifa und die öffentlich-rechtlichen Sender doch noch geeinigt. Lange Zeit war ungewiss, ob die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im Free-TV zu sehen sein würde. Ein Leichtes wäre es gewesen, der Fifa und ihrem geldgierigem Boss Gianni Infantino die Schuld für die monatelange Hängepartie zu geben. Im Rechtestreit haben aber auch ARD und ZDF keine gute Figur abgegeben. Seit Jahren fordern sie, den Frauenfußball stärker zu fördern, diskutieren in Kommentaren über höhere Gehälter für Profispielerinnen und die Austragung von Länderspielen in größeren Stadien. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) müsse mit mehr Mitteln den Sport noch stärker unterstützen.
Die komplette Frauen-WM kostet ARD und ZDF so viel wie ein normales Spiel der Männer
Nun, da die Sender selbst Geld in die Hand nehmen sollten, um den Frauen Bühne und Reichweite zu verschaffen, beriefen sich die von Gebühren finanzierten Sender auf knappe Etats. Zur Einordnung: Mit fünf Millionen Euro für die Übertragung des gesamten Frauenturniers boten die Sender jene Summe, die sie bereit sind, für ein normales Männer-Länderspiel auszugeben. Noch zweifelhafter erscheint diese Summe in Anbetracht der Darbietungen, die die männliche Nationalmannschaft seit geraumer Zeit zeigen. Einleuchtender wäre, die eine Summe zu reduzieren, statt die andere zu erhöhen.
Bislang hat die Fifa die Rechte der Frauen-WM ins Paket der Männer-Rechte gepackt. Niemand muss sich sorgen, dass Infantino zum Wohltäter mutiert, vielmehr hat der mächtige Mann erkannt, dass sich in Zukunft mit Frauenfußball ebenso Geld verdienen lässt. Studien prognostizieren extreme Wachstumschancen. So lässt sich die Wandlung des Fifa-Chefs erklären, der in der Vergangenheit in politischen Themen wie etwa Gleichberechtigung, Menschenrechte oder Diversität, nicht unbedingt gut dastand. Jetzt erobert er die Frauenherzen, indem er die Prämien exorbitant erhöht hat und diese direkt, ohne Umweg über nationale Verbände, an die Spielerinnen ausschüttet. Sollte Deutschland Weltmeister werden, würde jede Nationalspielerin rund 250.000 Euro kassieren. Die Männer hätten für den WM-Titel 2022 je 400.000 Euro bekommen.
Die Professionalisierung schreitet voran - doch der DFB sollte auch den Breitensport im Blick haben
Grundlegend falsch wäre jedoch, das eine mit dem anderen auf jeglicher Ebene zu vergleichen. Oder am Ende gar zu versuchen, den Profi-Frauenfußball mit dem der Männer gleichzusetzen. Dem Sport ist nicht geholfen, wenn Spielerinnen Millionengehälter verdienen. Bedeutend wichtiger wird sein, die gewachsene Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu nutzen, um Weichen zu stellen, Akzeptanz zu fördern und allgemein die Wahrnehmung von Berufssportlerinnen zu verändern. Während des Turniers werden die Kapitäninnen zwar erneut keine Spielführerbinden in Regenbogenfarben tragen dürfen, sie können aber optische Botschaften zu Gendergleichberechtigung, Inklusion oder gegen häusliche Gewalt senden sowie in Interviews ihre Meinung äußern.
Entwicklungen im Spitzenfußball regelt der Markt. München, Frankfurt, Leipzig oder Wolfsburg sind längst Bundesligastandorte für Frauen- und Männer-Bundesligisten. Sie vermarkten sich, sind attraktiv für Werbepartner, und Sender investieren in Fernsehrechte. Die Professionalisierung schreitet stetig voran. Weitaus entscheidender wird aber sein, ob die Basis profitiert. Der DFB sollte nicht nur den Leistungssport im Blick haben, er sollte zugleich die Rahmenbedingungen für Mädchen- und Frauenmannschaften im Breitensport verbessern.
Die Diskussion ist geschlossen.
Obwohl Herrn Graf zumindest der Schimmer eines Licht kurzzeitig aufzugehen scheint - "Einleuchtender wäre, die eine Summe (für die Übertragungsrechte) zu reduzieren, statt die andere zu erhöhen" - so verfälllt er dann doch dem Gedanken dass es dem Sport nicht geholfen sei wenn man sich Gleichberechtigung, sprich die gleichen Rechte und Chancen, einfordern würde. Obwohl er dies als "grundsätzlich falsch" empfindet bleibt er eine Begründung schuldig was daran denn so verwerflich sei. Nein, nicht die Verbände sind seiner Ansicht in der Pflicht, die Fußballerinnen sollen sich doch bitte um den Kampf um mehr Akzeptanz und mehr Wahrnehmung widmen - und klar, es ist ja das schwache Geschlecht - sowie sich doch bitte auch noch gegen häusliche Gewalt und für Inklusion aussprechen.
Ansonsten möge es doch bitte der Markt regeln...
Herr Graf offenbart ein dermaßen antiquiertes Frauenbild, die Frau als Objekt: Die Fußballerinnen ("die Heiligen") mögen sich doch bitte von den Niederungen des Männerfußballs (denn er lässt zumindest sanft seine Kritik an den Umständen des Männerfußballs anklingen) fernhalten.