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Kommentar: Frauen im Spitzensport: der mühsame Weg zur Gleichberechtigung

Kommentar

Frauen im Spitzensport: der mühsame Weg zur Gleichberechtigung

Andrea Bogenreuther
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    Als Mutter erfolgreich im Spitzensport unterwegs: Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria steht mit ihren Kindern Cecilia und Charlotte auf dem Court.
    Als Mutter erfolgreich im Spitzensport unterwegs: Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria steht mit ihren Kindern Cecilia und Charlotte auf dem Court. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Natürlich müssen wir beim Thema Frauen im Leistungssport auf dieses umstrittene Kaffeeservice zu sprechen kommen. Warum das 41-teilige "Mariposa"-Set bis heute so viele Gemüter erregt. Denn passenderweise spielen die deutschen Fußballerinnen ja gerade wieder eine Europameisterschaft und werden dabei sicherlich das ein oder andere Mal an diese denkwürdige Prämie erinnert, die ihre Kolleginnen 1989 für den Gewinn des EM-Titels erhalten haben. Unter anderem auch die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die betont, das Service nach wie vor in Ehren zu halten.

    Dennoch zeigt die Geschirr-Anekdote – für Kritiker und Kritikerinnen das frustrierende Symbol, dass die Frau auf den Lebensraum Küche reduziert wird – das ganze Dilemma rund um den weiblichen Leistungs- und Spitzensport. Die große Schere zwischen Männern und Frauen mag in den vergangenen Jahren kleiner geworden sein, aber es ist immer noch ein mühsamer Weg, wahre Gleichberechtigung herzustellen. Wenn man wie in Deutschland Frauen erst seit 1970 erlaubt, Fußball zu spielen, braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn sie spielerisch aufholen müssen. Erfolg im Spitzensport kostet Zeit und braucht eine ordentliche Förderung.

    Mangelnde Anerkennung durch die rein männlich besetzte DFB-Führungsriege

    Heute mutet es trotzdem unglaublich an, dass vor 33 Jahren niemand beim Deutschen Fußball-Bund ernsthaft in Erwägung gezogen hat, adäquate Geldprämien an die Fußballerinnen auszuzahlen. Was zum einen der mangelnden Anerkennung durch die damals noch ausschließlich mit Männern besetzten Führungsriege des DFB zuzuschreiben ist. Aber ebenso der damals noch geringen sportlichen Strahlkraft und der mangelnden finanziellen Ausstattung des Frauenfußballs. Bis heute braucht es mutige Überzeugungsarbeit, Frauen im Spitzensport zu fördern und ihre Leistungen entsprechend zu entlohnen. Nicht nur im Fußball.

    Sponsoren und Publikum waren für reine Frauenwettkämpfe wie beispielsweise im Volleyball oder Handball lange Zeit weniger empfänglich. In manchen Sparten wie Skispringen oder Motorsport gelten Frauen nach wie vor als Exotinnen. Bekommen Sportlerinnen Kinder, wird es für sie noch schwieriger, die sportliche Karriere weiterzuverfolgen. Die zweifache Mutter, Tennisspielerin Tatjana Maria, die das Halbfinale von Wimbledon erreicht hat, und die zum zweiten Mal schwangere, zweifache Olympiasiegerin im Dressurreiten, Jessica von Bredow-Werndl, sind da rühmliche Ausnahmen. Aber sie zeigen, dass es heutzutage möglich ist, Leistungssport und Familie zu verbinden.

    DFB läuft wieder Gefahr, eine Entwicklung im Frauenfußball zu verpassen

    Unverzichtbare Basis dafür ist eine angemessene Entlohnung. Deshalb ist es umso erschreckender, dass nun ausgerechnet wieder der DFB Gefahr läuft, in Sachen „Gender Pay Gap“ eine zielführende Entwicklung zugunsten der Frauen zu verpassen. Gemeint ist damit die noch immer reichlich große Verdienstlücke zwischen weiblichen und männlichen Fußballprofis. Die Schweiz und die USA sind hier Vorreiter und haben Prämien und Sponsorengelder von Fußballerinnen und Fußballern bereits angeglichen. Sieben andere europäische Nationen wollen nachziehen. Deutschland bisher nicht. Die vom DFB aufgestockten 60.000 Euro für jede Spielerin bei einem EM-Triumph wären zwar so viel wie nie zuvor, reichen aber nicht im Entferntesten an jene 400.000 Euro heran, die ein männlicher Kollege im Fall eines Titelgewinns 2021 erhalten hätte.

    Somit ist klar: Ja, Frauen haben es im Leistungssport immer noch schwerer. Es wäre nur fair und angemessen, wenn sie so bald als möglich mit den Männern gleichziehen. Die Anfänge sind gemacht. Aber es braucht weiterhin aktive Unterstützung in allen Bereichen – durch Verbände, Sponsoren, die Wirtschaft und durch uns alle. Als interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich von den Frauen im Spitzensport mitreißen lassen und für steigende Quoten sorgen.

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