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Kommentar: Ein Großer, aber nicht der Größte: Djokovic demontiert sich mit dem Ego-Trip

Kommentar

Ein Großer, aber nicht der Größte: Djokovic demontiert sich mit dem Ego-Trip

Florian Eisele
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    Novak Djokovics Start bei den Australian Open gerät zur Hängepartie.
    Novak Djokovics Start bei den Australian Open gerät zur Hängepartie. Foto: Michael Probst, dpa

    Novak Djokovic würde mit einem Sieg bei den Australian Open Historisches gelingen: Mit einem Sieg in der Rod Laver Arena könnte der Serbe den 21. Grand Slam Titel holen und damit seine scheinbar ewigen Konkurrenten Rafael Nadal und Roger Federer überflügeln. Tatsächlich gibt es wohl kaum ein Turnier, das dafür besser gemacht zu sein scheint als die Open in Down Under: Schon neun Mal gewann der Weltranglistenerste hier. Vielleicht ist das Teil der Erklärung, warum Djokovic unbedingt dort antreten will.

    Um Zutritt zu Australien zu erhalten, das so strenge Corona-Regeln hat wie nur wenige andere Länder, setzt der ungeimpfte Djokovic alle juristischen Hebel in Bewegung. Auf seine Reputation scheint Djokovic dabei offenbar wenig Wert zu legen: So soll er sich Mitte Dezember (bereits zum zweiten Mal nach der von ihm initiierten Adria-Tour inmitten der Pandemie) mit dem Coronavirus identifiziert haben und würde somit als genesen gelten. Fraglich ist dann nur, warum er sich am Tag darauf mit Nachwuchsspielern in seiner Heimat traf. Weil ihm seine Infektion und eine mögliche Ansteckung egal waren? Oder weil die Zweifel an der Echtheit des nun präsentierten PCR-Tests begründet sind?

    Djokovic vermittelt das Bild eines abgehobenen Sportstars

    So oder so würde es ins Bild passen, das Djokovic und seine Familie in diesen Tagen und eigentlich schon seit Beginn der Pandemie vermitteln: das eines abgehobenen, der Realität völlig entrückten Sportstars, dem niemand Einhalt gebietet. Wenn Vater Djokovic seinen Sohn mit Jesus Christus vergleicht oder der serbische Staatspräsident die Sache zu einem Vorfall des nationalen Interesses erhebt und betont, dass man alles tun würde, um Djokovic in Australien an den Start gehen zu lassen, sagt das viel über das Umfeld aus, in dem sich der Tennisstar bewegt.

    Sollte Djokovic in Australien an den Start gehen – recht wahrscheinlich, dass er erneut sportlich triumphieren wird und dann alleiniger Rekordchampion wäre. Sein eigentliches Ziel hat er mit dem rücksichtslosen Ego-Trip aber längst verfehlt: den Respekt der Weltöffentlichkeit zu erlangen, wie ihn eben Nadal und Federer genießen – und der ihm bislang verwehrt blieb. Djokovics Rechnung: Wenn er die beiden sportlich übertreffen würde, würde sich das mit der Anerkennung von alleine lösen. Spätestens mit dem jetzigen Theater hat sich das erübrigt. Es ist möglich, dass Djokovic eines Tages der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten ist. Der Größte wird er aber nie werden.

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