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Kommentar: Die Bundesliga zeigt: Auch der große Sepp Herberger kann sich irren

Kommentar

Die Bundesliga zeigt: Auch der große Sepp Herberger kann sich irren

Tilmann Mehl
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    Ein Spiel dauert 90 Minuten und Sepp Herberger täuscht sich.
    Ein Spiel dauert 90 Minuten und Sepp Herberger täuscht sich. Foto: Roland Witschel, dpa

    Auf den großen Geisteswissenschaftler Sepp Herberger geht die Einschätzung zurück, dass die Leute aus jenem Grunde ins Stadion gehen, weil sie nicht wüssten, wie das Spiel endet. Spannung als Motivation für den Arenen-Besuch. Auch Herberger kann irren. Der Mann behauptete schließlich auch schon fälschlicherweise, dass ein Spiel 90 Minuten dauere (man blicke nur mal auf die Nachspielzeiten) und sich eine Mannschaft aus elf Freunden zu bilden habe.

    Sich der Spannung wegen in eines der Bundesligastadien zu begeben, wäre ein reichlich unsinniger Grund. Schließlich handelt es sich dabei um die wöchentliche Uraufführung des immer Gleichen. Sport gewordene Rosamunde Pilcher. Die Bayern gewinnen und an mindestens einem Standort wird sich über die Ungerechtigkeiten aufgeregt, die der Videobeweis über die Fußballfelder gebracht hat.

    Der Videobeweis sorgt in der Bundesliga weiter für Ungerechtigkeit - zumindest sehen es manche so

    Diesmal nun also in Berlin, wo sich die Mainzer benachteiligt sahen, weil erst der Unparteiische am Bildschirm entdeckt hatte, dass Leandro Barreiro den Ball mit der Hand touchiert hatte. „Schwachsinn“, schäumte der Mainzer nach dem Spiel. Schließlich habe er keinen Stürmer daran gehindert, ein Tor zu schießen. Trainer Bo Svensson schließlich bat: „Kann mir jemand bitte die Regeln erklären?“

    Was ja nun ein verbales Eigentor ist, schließlich sollte es bei einem Bundesliga-Trainer in dieser Hinsicht wenig Nachholbedarf geben. Den Ball mit der Hand im Strafraum zu berühren ist auch dann keine gute Idee, wenn die Flugbahn nicht verändert wird. So als Leitplanke. Leicht brüchig, weil ja Handregel und viele Eventualitäten aber generell gleiche Regel wie bei der Freundin des besten Freundes: Hände weg.

    Ansonsten macht man sich des Geisteszustandes verdächtig, den Oliver Glasner bei seiner Frankfurter Mannschaft ausgemacht hat. "Wir haben die beste Bundesliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte gespielt, stehen erstmals im Achtelfinale der Champions League, sind im Viertelfinale des DFB-Pokals dabei – und haben kein Selbstvertrauen. Wir sind Trottel.", schlussfolgerte der Trainer nach dem 1:1 gegen Frankfurt. Das wiederum war so von einem Trainer noch nie zu hören gewesen. Also tatsächlich überraschend im besten Sinne Herbergers. Am Ende aber wird doch wieder alles so kommen wie immer. Weil Gesetz der Serie. Und alle freuen sich. Weil Verlässlichkeit so wichtig heutzutage.

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