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Kommentar: Deutschlands wackeliger Plan geht gegen Kolumbien nicht auf

Kommentar

Deutschlands wackeliger Plan geht gegen Kolumbien nicht auf

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    Am zweiten Tag der Vorrunde in Sydney verlor Deutschland gegen Kolumbien. Das Spiel offenbart Schwächen in der Nationalmannschaft der Frauen.
    Am zweiten Tag der Vorrunde in Sydney verlor Deutschland gegen Kolumbien. Das Spiel offenbart Schwächen in der Nationalmannschaft der Frauen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Letztlich hat „Waru“ diesmal kein Glück gebracht. Die wegen ihres verstauchten Knies verletzt auf der Bank sitzende Felicitas Rauch hatte sich den von Klara Bühl gehäkelten Koala geschnappt und in die Jacke gesteckt, doch am Ende half auch das rührige Maskottchen nichts. Bedröppelte Mienen allerorten. Die Spuren der Enttäuschung waren auch nicht verwischt, als die deutschen Spielerinnen in der Mixed Zone nach Erklärungen für diese überflüssige Niederlage gegen Kolumbien (1:2) suchten. „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht, aber einen Standard nicht gut verteidigt“, sagte die eingewechselte Stürmerin Lea Schüller, die auf tiefergreifende Analysen wenig Lust verspürte. „Muss die Ecke überhaupt passieren?“ fragte ihre Mitspielerin Svenja Huth. Und Abwehrspielerin Kathrin Hendrich meinte: „Der Einsatz hat gestimmt, aber wir kriegen blöde Gegentore.“ Ist das verwunderlich?

    Von der Stammverteidigung aus der EM in England, die bis zum Halbfinale gegen Frankreich (2:1) keinen einzigen Treffer kassierte, ist Hendrich als einzige noch dabei. Vielleicht ist es daher gar Zufall, dass es der Viererkette in den entscheidenden Momenten am Zugriff oder an der Abstimmung fehlte. Den DFB-Frauen war die Defensivlust bestimmt nicht abzusprechen – auch die Stürmerinnen Klara Bühl und Jule Brand arbeiteten viel nach hinten mit - , doch der Eindruck blieb aus dem Sydney Football Stadium haften, dass die vielen Umstellungen und fremden Positionen eben nicht ohne Folgen geblieben sind.

    Gwinn, Hegering: Die Nationalmannschaft hatte reichlich Abwehr-Sorgen

    Hätte eine gelernte Rechtsverteidigerin wie Giulia Gwinn sich vor dem 0:1 so austanzen lassen wie Huth beim Traumtor von Linda Caicedo? Hätte eine robuste Innenverteidigerin wie Martina Hegering sich vor dem 1:2 so den Weg versperren lassen wie Sjoeke Nüsken gegen die dann frei köpfende Manuela Vanegas?  Die bald für den FC Chelsea spielende Allrounderin Nüsken kam für die mit Muskelbeschwerden zur Pause ausgeschiedene Sara Doorsoun, die bis dahin eine starke Partie gespielt hatte. „Ich war für den Rückraum eingeteilt und wurde weggeblockt“, gab die 22-Jährige zu. Beim Verteidigen solcher Standards hätte jeder einen Raum zu verteidigen. Was erkennbar nicht klappte.

    Insofern kommt auch die Aussage von Co-Trainer Michael Urbansky auf den Prüfstand, der Deutschland bei diesem Turnier zum „Weltmeister der Standards“ machen wollte. Vorne viele Tore nach Ecken und Freistößen insbesondere durch kopfballstarke Spielerinnen erzielen, hinten keines nach ruhenden Bällen bekommen – mit dieser offensiven Formulierung hatte der Fußballlehrer vor WM-Start aufhorchen lassen. Der Plan ist bereits nach zwei Gruppenspielen gründlich in die Hose gegangen.

    Oberdorf: Deutschland kommt bei der Frauen-WM zweifellos weiter

    Dennoch empfahlen Akteure wie Lina Magull „nicht alles schlechtzureden“. Den körperlichen Stresstest gegen Kolumbianerinnen, die Abräumerin Lena Oberdorf noch deutlich nickliger erwartet hatte („die lagen mehr am Boden als wir“), hat das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bestanden. Deshalb zweifelte die mit fortschreitender Spieldauer immer dominanter werdende Oberdorf auch nicht daran, dass man im letzten WM-Gruppenspiel gegen Südkorea (Donnerstag 12 Uhr/ZDF) nicht weiterkommt. „Deutschland ist keine Nation, die zittern muss, egal in welches Spiel sie geht. Wenn jeder wieder für jeden rennt und wir offensiv noch ein bisschen mehr Spielfreude entwickeln, dann glaube ich, dass das machbar ist.“ Nur wie weit es in einem Turnier geht, in dem auf den Zweiten der deutschen Gruppe dann sehr vermutlich die neuerdings vor Selbstbewusstsein strotzenden Französinnen warten würden, ist trotzdem zu hinterfragen. Da muss „Waru“ vermutlich mithelfen.

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