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Kommentar: Dem Sport darf es nicht mehr egal sein, woher die Millionen kommen

Kommentar

Dem Sport darf es nicht mehr egal sein, woher die Millionen kommen

Andreas Kornes
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    Der FC Schalke 04 trennte sich von Sponsor Gazprom und verzichtet auf Millionen.
    Der FC Schalke 04 trennte sich von Sponsor Gazprom und verzichtet auf Millionen. Foto: Fabian Strauch, dpa

    Der Sport hat es in den vergangenen Jahren zu erstaunlicher Beweglichkeit gebracht, wenn es darum ging, an Geld zu kommen. Überall wurde und wird sich gewunden und laviert, wird die Mär vom unpolitischen

    Wollte man nun in all dem Elend des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine etwas Gutes suchen, man könnte es im Sport finden. Denn dort scheint unter dem Eindruck der Geschehnisse ein Umdenken einzusetzen. Besonders bildhaft: Der chronisch klamme und hoch verschuldete Zweitligist Schalke 04 trennt sich von seinem Hauptsponsor Gazprom.

    Gazprom hat sich wie ein Krebsgeschwür breitgemacht

    Der russische Energieriese hat sich wie ein Krebsgeschwür im internationalen Fußball breitgemacht. Doch der europäische Fußballverband Uefa kündigte jetzt ebenfalls die Zusammenarbeit auf. Diese hatte sich von der Champions League bis hin zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland erstreckt und war rund 40 Millionen Euro pro Jahr schwer. Insgesamt soll fast eine Milliarde Euro geflossen sein. Auch der Weltverband Fifa zählte Gazprom schon zu seinen Sponsoren. Die Lage der Menschenrechte in Russland, dessen Rolle in Syrien oder die Annexion der Krim – egal.

    Selbst sportspezifische Sünden, wie das staatlich orchestrierte russische Dopingsystem, das seinen Höhepunkt zu den Winterspielen 2014 in Sotschi fand, hielten niemand davon ab, die Gazprom-Millionen zu nehmen. Aus den Mündern der Funktionäre war stets zu hören, der Sport müsse sich aus der Politik heraushalten, während sie die Hände aufhielten – und Putin als Gastgeber der Fußball-WM 2018 feierten. Es bedurfte eines blutigen Angriffskrieges, um eine Reaktion zu zeigen.

    Russland operierte nach dem Motto: Wer zahlt, schafft an

    Ziel der Geldgeber war es immer, Russland über den staatlichen Energiekonzern Einfluss zu verschaffen. Wer zahlt, schafft an. Zahlreiche Spitzenpositionen im Weltsport sind mit Putin-Freunden besetzt. Ein angekratztes Image lässt sich eben nirgendwo leichter aufpolieren als im Sport. Und nirgendwo scheint es leichter, mit ausreichend Geld in die dafür nötigen Positionen zu kommen.

    Dieses ebenso alte wie weiterhin gültige Prinzip haben aber nicht nur die Russen verstanden. Der Sport, insbesondere der Fußball, hat sich auch abseits der großen Verbände vielfach zum Steigbügelhalter autokratischer Regime gemacht. Der englische Spitzenklub Manchester City zum Beispiel gehört der Abu Dhabi United Group und hat damit eine enge Beziehung zum Königshaus der Vereinigten Arabischen Emirate. Rund zwei Milliarden Euro flossen von dort in den vergangenen Jahren in die Mannschaft.

    Ganz ähnlich sieht das Konstrukt des französischen Spitzenklubs Paris St. Germain aus. Dort hat Katar über die Investorengruppe Qatar Sports Investments seine Finger im Spiel. Deren Geschäftsführer kaufte 2011 den ganzen Klub, machte sich zum Präsidenten und investierte rund 1,4 Milliarden Euro. Das Geld wurde großteils für spektakuläre Verpflichtungen wie die von Lionel Messi verwendet. Derartige Übernahmen sind in der deutschen Bundesliga zwar verboten, doch beispielsweise

    Während alle nun auf Gazprom zeigen, ist es ansonsten also (noch) nicht weit her mit einem Umdenken. Trotzdem könnte der russische Angriff auf die Ukraine auch im Sport eine Zeitenwende einläuten. Es darf nicht mehr egal sein, woher das Geld kommt. Die Ausrede, unpolitisch sein zu wollen, ist Blödsinn. Das muss spätestens jetzt klar geworden sein.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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