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Kommentar: Champions League, WM und Klub-WM: Die Geldmaschine Fußball verschleißt ihre Spieler

Kommentar

Champions League, WM und Klub-WM: Die Geldmaschine Fußball verschleißt ihre Spieler

Florian Eisele
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    Die neue Champions League umfasst so viele Spiele und Teams wie nie zuvor – und soll auch so viel Geld wie noch nie bringen. Das geht zulasten der Spieler und des Niveaus.
    Die neue Champions League umfasst so viele Spiele und Teams wie nie zuvor – und soll auch so viel Geld wie noch nie bringen. Das geht zulasten der Spieler und des Niveaus. Foto: Ennio Leanza, dpa

    Wenn die Fußball-Champions League Mitte September in ihre neue Spielzeit startet, nimmt auch eine der größten Gelddruckmaschinen des Weltsports einen neuen Anlauf. Allein die siegreiche Mannschaft kann den Planzahlen der Uefa zufolge bis zu 156,03 Millionen Euro an Prämien einnehmen. Insgesamt verteilt der europäische Verband in der kommenden Spielzeit unglaubliche 4,4 Milliarden Euro an die teilnehmenden Vereine, die in den drei Europapokal-Wettbewerben antreten.

    Das ist fast eine Milliarde Euro mehr als im vergangenen Jahr – und auch dem Umstand geschuldet, dass es noch nie so viele Spiele gab. 36 statt wie bisher 32 Teams nehmen an der Champions League teil, gespielt wird in einer alle Teams umfassenden Tabelle. In der tritt zwar nicht jeder gegen jeden an, in der Summe gibt es aber deutlich mehr Spiele: 189 Partien braucht es, um den neuen besten Verein Europas zu küren – und jedes Spiel garantiert eben noch mehr Einnahmen durch Sponsoring und den Verkauf von TV-Rechten.

    Kritik gibt es von allen Seiten: Wegen der Klub-WM haben der Europäische Ligenverband European Leagues und die Spielergewerkschaft FIFPRO bei der EU-Kommission Beschwerde gegen die Fifa eingereicht. Mediziner schlagen seit Jahren Alarm und verweisen auf die zu große Beanspruchung. Es gebe kaum noch Pausen, kaum noch Zeit zur Erholung, stattdessen werde jede noch so kleine Lücke im Terminkalender mit neuen Wettbewerben zugepflastert. Der renommierte Kniespezialist Dr. Ulrich Boenisch sagte schon vor der WM 2022, dass die „Turnierdichte zu hoch“ sei.

    UEFA Champions League: Rekordprämien und Spieleflut

    Dabei ist das Ende der Entwicklung noch längst nicht erreicht: Im Sommer 2025 soll erstmals die vom Weltverband forcierte Klub-Weltmeisterschaft stattfinden. In den USA sollen 32 Vereine, darunter auch der FC Bayern und Borussia Dortmund, vier Wochen lang um den Titel spielen. Wie viel es bei dem Turnier zu verdienen gibt? Fifa-Präsident Gianni Infantino ließ durchblicken, dass auch hier „ein paar Milliarden“ herausspringen werden. Und dann gibt es ja im Sommer 2026 noch die Fußball-WM in den USA, Kanada und Mexiko. Erstmals werden 48 statt wie bisher 32 Teams antreten.

    Die Kritik der Fußball-Vereine ist ebenso klar wie heuchlerisch

    Uli Hoeneß, der Ehrenpräsident des FC Bayern, hat eine eindeutige Meinung dazu: „Irgendwann ist genug. Diese Anhäufung von Wettbewerben muss gestoppt werden.“ Es ist eine Meinung, die in der Branche unstrittig ist. Startrainer Pep Guardiola spricht seit Jahren davon, dass seine Spieler „gekillt“ werden angesichts der Vielzahl der Partien.

    Diese Einigkeit innerhalb der Fußball-Teams hat aber bislang nichts bewirkt, im Gegenteil. Und sie ist teilweise auch heuchlerisch: Denn gerade die Top-Teams verdienen gut mit vollen Terminkalendern. Das neue Format der Champions League ist auch eine Reaktion der Uefa auf die Druckkulisse von Top-Clubs wie Real Madrid, die sich seit Jahren eine Super League unter Eigenverantwortung und ohne die Uefa wünschen. Durch den neuen Spielmodus gibt es für jeden teilnehmenden Verein fest zugesicherte acht Spiele, zwei mehr als bisher.

    Besseren Fußball bekommt man damit nicht zu sehen: Schon bei der EM wirken viele Profis ausgelaugt. Außerdem werden WM und Champions League durch mehr Spiele eher verwässert als gestärkt. Andererseits sind mit mehr Spielen auch immer mehr Einnahmen einhergegangen. Solange das so bleibt, werden Uefa, Fifa und die Vereine weiter am Rad drehen.

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    2 Kommentare
    Peter Zimmermann

    <"Die Geldmaschine Fußball verschleißt ihre Spieler."> Ach, das wird jetzt erst bemerkt? Das läuft doch seit langem schon so nur interessierte sich offenbar niemand für die bisher geäußerten Beschwerden. Selbst in den "normalen" Ligen nehmen die Verletzungen seit Jahren zu wobei sich mir dabei der Vergleich mit Gladiatoren aufdrängt.

    Maja Steiner

    Wenn man das so weitertreiben möchte, wird wohl nichts anderes übrig bleiben als wie beim Eishockey (und anderen Sportarten) mit verschiedenen Blocks zu agieren und fliegende Wechsel zu akzeptieren. Dann ist der Kader halt 40 Mann stark und es gibt Sturm- und Abwehrverbände, die gegeneinander ausgetauscht werden können. Dann kommen die Spieler wieder auf eine vernünftige Zahl an Einsatzminuten. Der Spielkultur dürfte das nicht bekommen - aber hey was soll's, Hauptsache Kohle gescheffelt.

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