Vom Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine sollte eine Aufbruchstimmung ausgehen: In Bremen sollte es ein Fußballfest gegen die Ukraine geben, der Gegner schien als 30. der Weltrangliste zudem eine machbare Aufgabe darzustellen. Das ist gescheitert: Die DFB-Elf entging beim 3:3 nur knapp einer Blamage, glich in letzter Sekunde aus. Für Bundestrainer Hansi Flick hat das Spiel ebenfalls Folgen: Der Druck auf ihn wächst ein Jahr vor Beginn der Heim-EM spürbar.
Flick, der als Triple-Trainer der Bayern und mit großen Hoffnungen gestartet war, hat es in seiner Zeit als Nationaltrainer bislang nicht geschafft, der Mannschaft Stabilität und ein stringentes Offensivkonzept zu verleihen. Die Ukraine setzte auf eine simple Formel: defensive Stabilität, gepaart mit Kontern über die schnellen Angreifer – und hebelte damit die deutsche Mannschaft ein ums andere Mal aus.
Zuletzt spielte Deutschland nur gegen Peru und den Oman zu Null
Flick hingegen wagte wieder ein Experiment, versuchte es mit einer Dreierkette – und verwarf diese nach einer Stunde und einem 1:3-Rückstand. Das größte Problem der deutschen Nationalmannschaft hat er auch knapp zwei Jahre nach Amtsantritt nicht gelöst bekommen: das der löchrigen Defensive. Elf Gegentore gab es in den vergangenen sechs Spielen, zu Null spielte Deutschland in den 15 Partien seit Jahresstart 2022 nur zweimal: gegen Peru und den Oman.
Nun ist es nicht so, dass Flick seinen Spielern vorgibt, solch haarsträubende Patzer zu produzieren wie sie Matthias Ginter vor dem 1:3 unterliefen. Den Eindruck, dass die deutsche Mannschaft ein knappes Spiel über die Zeit retten könnte, hat man aber selten.
Der Kredit, mit dem Flick gestartet war, scheint bald aufgebraucht zu sein, in Bremen gab es zwischenzeitlich Pfiffe. Ein Jahr vor der Fußball-EM im eigenen Land muss Flick endlich liefern – sonst diskutiert man bald nicht mehr nur über die Mannschaft, sondern auch darüber, ob der Trainer noch der richtige ist.