Es wohnt eben nicht jedem Anfang ein Zauber inner. Dem Anfang des neuen Jahres wohnt beispielsweise oft ein dröhnender Kopf und fahler Geschmack im Mund inne. Überhaupt: Redensarten. Meist nur Verlegenheitslösung, um sich nicht tiefergehend beschäftigen zu müssen. Wer meint, dass jeder Stein umgedreht werden müsse, meint ja nur in den seltensten Fällen, dass er (oder sie) jeden Stein selbst umdreht und dann die notwendigen Schlüsse zieht.
Besonders bitter wird es, wenn Sinnsprüche und Redewendungen aufeinanderprallen. So hat der Neuanfang beim DFB ganz gewiss nichts Magisches und beim Umdrehen jedes Steines bei dem Verband wird sich herausstellen, dass die meisten da vollkommen zurecht liegen und es keinen Bedarf gibt, sie auszutauschen.
Es bedarf neuer Konzepte im Nachwuchsfußball
Es wird keinen Neuanfang beim DFB geben. Sowohl im Verband nicht wie auch bei seinem Aushängeschild, der Männer-Fußball-Nationalmannschaft. Hansi Flick ist weiter verantwortlich für die Zusammenstellung des Kaders. Das ist richtig so. Der Bundestrainer hat gewiss in Katar einige fragwürdige Entscheidungen getroffen – die aber allesamt nicht derart miserabel waren, als dass sie das frühe Aus zu verantworten hätten. Flick hat die Chance verdient, zu beweisen, dass mit dieser Mannschaft mehr möglich ist als ein Ausscheiden in der Vorrunde. Auf bahnbrechende personelle Neuerungen werden die Fans aber verzichten müssen. Nur weil ein Neuanfang ausgerufen wird, bedeutet das nicht, dass plötzlich andere Spieler zur Verfügung stehen.
Mit einer Neu-Ausrichtung auf Verbandsebene ist meist das Austauschen von Führungspersönlichkeiten gemeint. Bierhoff ist weg. Auch das bedeutet nicht, dass die Nationalmannschaft bei der kommenden EM einen treffsicheren Mittelstürmer in ihren Reihen hat. Dabei bedarf es tatsächlich neuer Konzepte im Nachwuchsfußball. Bis diese erstellt sind, sich mit Leben füllen und schließlich zum Erfolg führen (oder auch nicht – auch das ist immer möglich), wird aber noch ein knappes Jahrzehnt vergehen. Bis dahin werden möglicherweise noch etliche Neuanfänge gefordert, sämtliche Steine nicht nur einmal umgedreht und am Ende wird man feststellen, dass viel Wasser die Flüsse hinuntergeflossen ist und manche Diskussion vergossene Milch war.