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Kerber triumphiert über Osaka: Unvergesslicher Sieg verschiebt Karriereende

Olympia 2024

Angelique Kerber möchte als Kämpferin in Erinnerung bleiben

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    Angelique Kerber jubelt ihre Freude über den 7:5, 6:3-Sieg gegen Naomi Osaka hinaus. Trotzdem kann bei den Olympischen Spielen in Paris nun jedes Match das letzte ihrer Karriere sein.
    Angelique Kerber jubelt ihre Freude über den 7:5, 6:3-Sieg gegen Naomi Osaka hinaus. Trotzdem kann bei den Olympischen Spielen in Paris nun jedes Match das letzte ihrer Karriere sein. Foto: Jan Woitas/dpa

    Hat sie wirklich vom Aufhören gesprochen? In der Form, in der sich die deutschen Tennisspielerin Angelique Kerber bei ihrem Auftaktmatch in Paris präsentierte, ist es nahezu unvorstellbar, dass sie die Notwendigkeit dazu sieht. Wie zu ihren besten Zeiten präsentierte sich Kerber bei ihrem ersten olympischen Auftritt gegen Naomi Osaka. Beim 7:5, 6:3-Sieg gegen die Japanerin auf dem Sandbelag des Center-Courts Philippe Chatrier im traditionsreichen French-Open-Stadion Roland Garros zog die 36-jährige Kielerin alle Register ihres Könnens. Jedem noch so aussichtsreichen Ball hechtete sie hinterher, jeder noch so guten Phase von Osaka ließ sie in diesen außergewöhnlichen 68 Minuten eine bessere folgen.

    Kerber kommt an die Statur des japanischen Kraftpakets nicht heran, doch in Sachen Bissigkeit und präzises Tennisspiel lieferten sich die beiden Mütter ein spannendes Duell auf Augenhöhe, das Kerber mit dem entscheidenden Quäntchen mehr Lockerheit gewann. „Ich habe es tatsächlich extrem genossen, ich habe versucht, alles auf dem Platz zu lassen. Ich wusste, ich habe nichts zu verlieren“, sagte Kerber nach ihrem Match und ergänzte mit einem Schmunzeln: „Es zeigt mir, dass ich weiterhin gegen die Topspielerinnen gewinnen kann. Auch auf Sand.“

    Vor einem Jahr hat Angelique Kerber ihre Tochter zur Welt gebracht

    Mit Sicherheit gab ihr auch die Entscheidung zum sportlichen Rücktritt, den sie noch vor der olympischen Eröffnungsfeier verkündet hatte, neuen Schub. Und auch die Chance, jene kritischen Stimmen zu widerlegen, die verkündeten, sie könne mit den Besten der Besten nicht mehr mithalten. Vor allem nicht nach der Geburt ihrer kleinen Tochter Liana, die sie im Februar vergangenen Jahres zur Welt gebracht hat. Doch Kerber bewies es allen und sich selbst. „Es bedeutet mir schon sehr viel, dass ich zurückgekommen bin und noch da oben mitspielen kann. Trotzdem bin ich immer noch glücklich mit meiner Entscheidung. Ich fühle mich gut damit“, sagt sie. Selbst wenn jedes Match in Paris nun das letzte sein kann.

    Noch einmal wollte Tennisspielerin Angelique Kerber die Olympischen Spiele erleben

    Doch einmal wollte sie unbedingt noch zurück in den Tenniszirkus, ein letztes Mal auf dem geliebten Rasen von Wimbledon antreten, ein letztes Mal zu den Olympischen Spielen reisen. Beides hat sie nach ihrer über einjährigen Babypause geschafft. Mehr noch sogar. Sie ist in Paris eben nicht in der ersten Runde ausgeschieden, wie in der Medienlandschaft kollektiv gemutmaßt wurde. Hatte manch einer schon den Abgesang auf Kerber im Block, musste er am Samstagabend die Geschichte noch einmal umschreiben. Denn Kerber fügte ihrer eindrucksvollen Karriere tatsächlich noch ein weiteres Kapitel hinzu. „Ich habe versucht, auf dem Platz alles zu geben und bis zum letzten Moment zu kämpfen. Das hat mich die letzten Jahre ausgezeichnet, das will ich noch weitermachen, bis es zu Ende ist. Denn genauso möchte ich in Erinnerung bleiben.“

    Das wird sie sicher bei vielen Fans, die ihren Weg im Profitennis in den vergangenen Jahren mitverfolgten. Kerbers Ausnahmejahr war 2016, als sie sowohl die Australien Open als auch die US Open gewann und bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Silber holte. 34 Wochen stand sie danach an der Spitze der WTP-Frauen-Weltrangliste und fügte 2018 noch den Wimbledon-Sieg hinzu. In Paris will sie die Spiele nun noch einmal in vollen Zügen auskosten. So hielt sie die spektakuläre wie lange Eröffnungsfeier – einen Tag vor ihrem Auftaktmatch – von der ersten bis zur letzten Minute durch. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dass ich bis zum Ende dableiben möchte. Das sind meine letzten Olympischen Spiele. Für mich waren die neun Stunden, die ich da gestanden bin, schon sehr kalt, aber ich habe auf den letzten Moment gewartet. Auf Céline Dion. Denn das war für mich schon sehr emotional. Mit all den Gedanken der letzten Tage. Für mich war das der Moment der Eröffnung. Genau dafür habe ich in den vergangenen Monaten trainiert. Um diese Momente zu genießen.“

    Angelique Kerber will sich mit Paris versöhnen

    Kann sie diese einmaligen Erlebnisse nun auch noch mit weiteren sportlichen Erfolgen verbinden, erhofft sie sich ein Happyend – nicht nur für ihren Karriereabschluss, sondern auch für ihre nicht immer unproblematische persönliche Beziehung zur französischen Hauptstadt als Tennis-Metropole. „Paris war nie mein Lieblings-Grand-Slam, nie mein Lieblingsbelag. Aber am Ende werden ich und Paris doch noch Freunde, und das tut uns allen ganz gut.“

    In der zweiten Runde des olympischen Tennisturniers geht es für Angelique Kerber nun weiter mit dem Duell gegen die Rumänin Jaqueline Cristian. Im Doppel ist sie noch an der Seite von Laura Siegemund im Einsatz.

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