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Kanuslalom-WM: Die Kanuslalom-WM in Augsburg steht wegen der Trockenheit auf der Kippe

Kanuslalom-WM

Die Kanuslalom-WM in Augsburg steht wegen der Trockenheit auf der Kippe

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    Inzwischen fließt wieder Wasser durch die Wettkampfstrecke am Augsburger Eiskanal. Sinken die Pegel der umliegenden Gewässer weiter, funktioniert die  aktuelle Notlösung aber nicht mehr.
    Inzwischen fließt wieder Wasser durch die Wettkampfstrecke am Augsburger Eiskanal. Sinken die Pegel der umliegenden Gewässer weiter, funktioniert die aktuelle Notlösung aber nicht mehr. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es bleibt eine Zitterpartie, ob die Stadt Augsburg die Kanuslalom-Weltmeisterschaft am Eiskanal in der nächsten Woche wirklich wie geplant abhalten kann oder nicht. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit sind die Wasserpegel im Lech, am Forggensee und den angeschlossenen Staustufen so niedrig, dass in

    Die Stadt Augsburg suchte in den vergangenen Tagen fieberhaft nach Lösungen. Zumal durch die sportliche Großveranstaltung die Ökologie nicht gefährdet werden darf, betonte Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber bei einem eilig einberufenen Ortstermin auf der Olympiaanlage am Mittwochvormittag. "Wenn die Natur hier Schaden erleiden würde, weil wir hier zehn Tage Wasser ausleiten, würde ich das nicht tun", betonte Weber, dass alle Optionen von allen beteiligten Experten gut abgewogen wurden.

    Für die 70 Kanuslalom-Nationen war zwei Tage lang kein Training möglich

    Dass Handlungsbedarf besteht, war allen klar. Denn seit Dienstag ist der Eiskanal gesperrt, weil der Lech statt der notwendigen 50.000 Liter Wasser nur höchstens noch 28.000 Liter Wasser pro Sekunde führt. Für die rund 70 Nationen aus aller Welt war eineinhalb Tage kein Training möglich. Weil andere Lösungen wie ein verstärktes Aufstauen an der Lechstaustufe 23 aufgrund des starken Niedrigwassers nicht die gewünschte Wirkung zeigte, wagte sich das Tiefbauamt der Stadt Augsburg in Abstimmung mit den verschiedenen Referaten nun an eine besondere Maßnahme, um die Weltmeisterschaft zu retten.

    Auf der Jugendstrecke neben dem Eiskanal wurden massive Betoneinbauten aus dem Straßenbau eingesetzt und eine Art Mini-Staudamm errichtet, sodass das Wasser ein Stück weiter aufwärts abgebremst wird und verstärkt in die dort abzweigende Wettkampfstrecke einfließt. „So sind wir sicher, dass wir in den nächsten Tagen die zehn Kubik Wasser in der Sekunde haben, die wir für den Eiskanal brauchen“, sagte der städtische WM-Organisationsleiter Johannes Heiß erleichtert. Das Wasser floss nach der Fertigstellung der Maßnahme so gut, dass die WM-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen sogar schon am Mittwochnachmittag ihr Paddeltraining wieder aufnehmen konnten und nicht bis Donnerstag warten mussten.

    Betoneinbauten am Jugendkanal sind keine Garantie für die Durchführung der Kanuslalom-WM

    Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber betonte allerdings ausdrücklich, dass die aktuelle Lösung nur mit der bisherigen oder mehr Wassermenge funktionieren wird. Fallen die Pegel weiter, gebe es keine Garantie, dass die Weltmeisterschaft durchgeführt werden kann. "Die Kuh ist noch nicht aus dem Lech", veranschaulichte Weber bildhaft die durchaus ernste Lage, verband sie aber mit einem großen Dank für das städtische Team, das am Mittwoch noch lange an der Feinabstimmung der Jugendkanal-Einbauten feilte. "Das ist die letzte Möglichkeit, die wir ziehen können, um diese Wassermengen sicherzustellen. Wir hoffen sehr, dass bei der WM nächste Woche dann alles funktioniert, aber garantieren kann das keiner. Das möchte ich ausdrücklich sagen. Es ist ein sehr fragiles Konzept."

    Bisher sei die Stimmung bei den Athleten noch in Ordnung, versicherte Organisationsleiter Heiß. Man habe sie rechtzeitig über den Trainingsausfall informiert, das Verständnis sei da. "Sie hatten auch noch die Möglichkeit, auf dem Stadtbach und dem Nebenstadtbach zu trainieren. Da ist ein bisschen Abstand vom Trainingsstress vielleicht ganz gut." Dass die Nationen die Sperrung der Wettkampfstrecke acht Tage vor WM-Beginn bisher ziemlich gelassen sehen, liegt wohl auch daran, dass den meisten von ihnen der Eiskanal nicht unbekannt ist. Nahezu alle großen Kanuslalom-Nationen haben seit vergangenen Herbst immer wieder die Möglichkeit genutzt, für mehrere Trainingswochen an den Augsburger Eiskanal zu kommen.

    "Die Topnationen wie Tschechien, Slowakei, Frankreich haben sich schon entsprechend vorbereitet und waren im Vorfeld vor dem offiziellen WM-Training schon mehrmals da", berichtet Michael Senft, der Leiter des Augsburger Kanuslalom-Leistungszentrums. "Diese Nationen waren alle bei mir im Haus und haben dann sich für einen Aufenthalt zwischen vier und acht Tagen eingebucht." Deshalb ist Senft, der an der Seite von André Ehrenberg im Canadier Zweier in Atlanta Olympia-Bronze gewonnen hat, zuversichtlich, dass sich die internationale Weltspitze von den Wasserproblemen nicht aus dem Konzept bringen lässt. Eher schon Sportlerinnen und Sportler, die etwas weniger Wettkampf-Routine haben und sich weniger schnell auf Veränderungen im Wasserfluss einstellen können. "Man merkt es im Boot wahrscheinlich ein bisschen am Wasserdruck und an der Fließgeschwindigkeit. Aber da wir eine solche Situation im Kanal noch nicht hatten, sind es eigentlich für alle die gleichen Bedingungen. Wobei sich der grundlegende Charakter der Strecke ja trotzdem nicht verändern wird", sagt Senft.

    Streckenbauer bei der Kanu-WM müssen Wassersituation berücksichtigen

    Er rechnet aber schon damit, dass die Streckenbauer, die den Paddelweg bei der WM mit den Slalomstangen aushängen, die ungewöhnliche Wassersituation berücksichtigen. "Sie werden sich sicher verschiedene Bereiche genauer anschauen, denn man will ja für alle Sportler die gleichen Bedingungen. Sie werden an einer Stelle, an der das Wasser enorm pumpt oder sich die Welle immer wieder komplett überschlägt oder komplett offen ist, nicht gerade eine Torkombination reinhängen. Sonst hat derjenige den Vorteil, bei dem die Welle zu ist. Dabei sollte es ja nicht um Glück gehen." Glücklich wäre man in Augsburg schon genug, wenn es in den nächsten Tagen noch ordentlich Regen geben würde, damit auf dem Eiskanal überhaupt gepaddelt werden kann und der WM nichts mehr im Weg steht.

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