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Kanuslalom: Kanu-WM: 50 Jahre nach Olympia zurück an den Augsburger Eiskanal

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Kanu-WM: 50 Jahre nach Olympia zurück an den Augsburger Eiskanal

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    Zahlreiche Ordner umfasst das große Archiv, das Horst Woppowa mit Unterstützung seiner Frau Christa angelegt hat. Dank alter Ergebnislisten konnte er viele Olympiateilnehmer von 1972 noch ermitteln.
    Zahlreiche Ordner umfasst das große Archiv, das Horst Woppowa mit Unterstützung seiner Frau Christa angelegt hat. Dank alter Ergebnislisten konnte er viele Olympiateilnehmer von 1972 noch ermitteln. Foto: Fred Schöllhorn

    Wenn im Juli die besten Slalomkanutinnen und -kanuten zur Weltmeisterschaft an den Augsburger Eiskanal kommen, erlebt die traditionsreiche Wildwasserstrecke ein besonderes Jubiläum. Vor genau 50 Jahren feierte die Sportart Kanuslalom an dieser Stelle ihre Olympia-Premiere.

    Bei den Spielen 1972 in München wurden die neu ins Programm aufgenommenen Paddel-Wettbewerbe in Augsburg ausgetragen. 120 Sportlerinnen und Sportler nahmen daran teil, zwischen 30.000 und 50.000 Fans drängten sich täglich bei den Wettkämpfen auf den Rasenterrassen.

    Kampfrichter Horst Woppowa stand bei Olympia 1972 an Tor Nummer fünf

    Für alle Beteiligten sei das Mitwirken an diesen olympischen Wettkämpfen ein besonderes Erlebnis gewesen, erinnert sich Horst Woppowa. Der leidenschaftliche Hobby-Paddler war 1972 der jüngste Kampfrichter an der Wettkampfstrecke, „Gate five“ – Tor Nummer fünf – wie er heute noch schmunzelnd anmerkt und das passende Bild dazu aus seinem umfangreichen Archiv zieht. Es zeigt ihn als jungen Mann im quietschgrünen Blazer, dem damals offiziellen Olympia-Outfit.

    Nach diesem einschneidenden Erlebnis ließ Woppowa die Begeisterung für den Kanuslalom-Sport nicht mehr los. Er engagiert sich bis heute bei den Kanu Schwaben Augsburg, durchlief nahezu alle Ämter auf Funktionärsebene, war 39 Jahre Vorsitzender des Vereins und ist heute Ehrenmitglied. Zudem sammelt und archiviert Woppowa seit 50 Jahren ordnerweise akribisch jede mediale Veröffentlichung, die den Kanuslalomsport und dessen Verbindung zu Augsburg zum Inhalt hat.

    Horst Woppowa 1972 als Kampfrichter an Tor fünf.
    Horst Woppowa 1972 als Kampfrichter an Tor fünf. Foto: Woppowa, privat

    Kontaktdaten über die alten olympischen Ergebnislisten ermittelt

    So kam er in der Vorbereitung auf die Kanuslalom-Weltmeisterschaft, für die Augsburg zu Ehren des Olympia-Jubiläums den Zuschlag erhalten hat, auf eine ungewöhnliche und arbeitsintensive Idee. Zu Ehren des Olympia-Jubiläums hat er alle ehemaligen Aktiven aus dem Jahre 1972 für die Wettkampfwoche im Juli einladen. Ungeachtet dessen, dass diese rund 120 Personen über die ganze Welt verteilt sind, machte sich Horst Woppowa, unterstützt von seiner Ehefrau Christa daran, anhand der alten Ergebnislisten die Namen herauszusuchen, die Kontaktdaten der ehemaligen Kanuten und Kanutinnen zu ermitteln und Einladungen zu verschicken.

    Manchmal fiel das überraschend leicht, weil das gute Netzwerk der Woppowas in den internationalen Spitzensport half, manchmal versandeten die Bemühungen ohne Ergebnis. „Etwa 90 Prozent der Kontakte haben wir bekommen, 50 Personen haben uns bereits ihre Zusage gegeben. Die Resonanz auf unsere Einladungen sind sehr positiv“, freut sich Woppowa, dass die Anstrengungen erste Früchte tragen.

    Eindrucksvoll schlängelt sich die Wettkampfstrecke am Augsburger Eiskanal, auf der im Juli 2022 die Weltmeisterschaft im Kanuslalom ausgetragen wird, neben dem Lech hinunter.
    Eindrucksvoll schlängelt sich die Wettkampfstrecke am Augsburger Eiskanal, auf der im Juli 2022 die Weltmeisterschaft im Kanuslalom ausgetragen wird, neben dem Lech hinunter. Foto: Ulrich Wagner

    Olympia-Ausstellung im Augsburger Kongress am Park

    Das Ehepaar Woppowa will für die ehemaligen Aktiven in der WM-Wettkampfwoche ein ganz besonderes Programm auf die Beine stellen. Ein Festabend soll ebenso dazugehören wie eine Stadtführung und der Besuch der Olympia-Ausstellung im Kongress am Park. Die Unterbringung müssen die ehemaligen Sportlerinnen und Sportler selbst übernehmen, für die Verpflegung und die Eintrittskarten, zu denen automatisch auch Tickets für den ÖPNV gehören, kümmert sich Woppowa in Zusammenarbeit mit den Kanu Schwaben Augsburg und der Stadt Augsburg.

    Zu nahezu jedem Namen auf seiner langen Liste, die zu seinem Bedauern auch schon zehn Todesfälle aufweist, kann Horst Woppowa eine Anekdote erzählen. Zum jugoslawischen Olympia-Starter Zlatan Ibrahimbegovic etwa, der aus Australien anreisen wird, oder dessen Landsmann Tone Hocevar, der bei der WM seinen Enkel anfeuern will. Auch der Japaner Shoken Narita, der heute Präsident des asiatischen Kanuverbands ist, hat eine besondere Geschichte zu Augsburg. Auch er war 1972 als Kanute im Einsatz. Und ihm sei es zu verdanken, dass Augsburg den Zuschlag für die WM 2022 erhalten hat, erzählt Woppowa. Denn Japan hätte als Gastgeber der Olympischen Spiele 2020 das Recht auf die erste WM danach gehabt, habe zugunsten von Augsburg und dessen Olympia-Jubiläum aber verzichtet.

    Olympia-Teilnehmer Bernhard Heinemann unterstützt Horst Woppowa in seinen Bemühungen

    Und dann ist da noch Bernhard Heinemann, ebenfalls Olympia-Teilnehmer 1972 und vierfacher Weltmeister im Wildwasser-Rennsport, der bis heute den Paddelnachwuchs der Kanu Schwaben Augsburg fördert. Er unterstützt die Aktion von Woppowa, die „Olympians 1972“ zurück an den Eiskanal zu bringen. Zu diesen gehört auch Woppowas Freund und langjähriger Weggefährte bei den Kanu Schwaben, der Augsburger Weltmeister Karl Heinz Englet, der 1972 die Ehre hatte, das Olympische Feuer am Eiskanal zu entzünden.

    "Viele der „Slalom-Veteranen" werden zu den Wettkämpfen kommen. Es gibt bereits Zusagen aus Hawaii, Australien, USA und natürlich von den Sportfreunden in Europa“, sagt Heinemann, der 1972 selbst auf Rang 16 im Canadier Einer über die Ziellinie fuhr. Er und die Woppowas freuen sich schon riesig darauf, mit während der WM-Tage mit den Olympia-Veteranen an die größten Momente von 1972 zurückzudenken und den neuen sportlichen Kanuslalom-Größen von 2022 zuzujubeln.

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