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Kanuslalom: Nervenschlacht im Canadier Einer: Augsburger Sideris Tasiadis holt Olympiaticket

Kanuslalom

Nervenschlacht im Canadier Einer: Augsburger Sideris Tasiadis holt Olympiaticket

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    Handschlag unter den Konkurrenten. Nur dank des Sieges des Leipzigers Franz Anton (rechts) beim Wiederholungsrennen hat sich der Augsburger Sideris Tasiadis das Olympiaticket für Paris im Canadier Einer gesichert.
    Handschlag unter den Konkurrenten. Nur dank des Sieges des Leipzigers Franz Anton (rechts) beim Wiederholungsrennen hat sich der Augsburger Sideris Tasiadis das Olympiaticket für Paris im Canadier Einer gesichert. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Im Zielraum konnte Sideris Tasiadis die Entscheidung der Jury nicht fassen. Er hatte im Kanupark Markkleeberg gerade das Finalrennen der letzten Qualifikation gewonnen und damit seinen Start bei den Olympischen Spielen in Paris festgemacht. Dann aber beschloss die Jury nach einem Protest, dass die besten vier Fahrer noch einmal an den Start müssen, um den Lauf zu wiederholen. Beim viertletzten Paddler Timo Trummer (KV Zeitz) hatte sich das 18. Slalomtor ausgehängt, weshalb eine kurze Korrekturpause entstanden war. Die letzten drei Starter fuhren anschließend die Strecke mit dem reparierten Tor und Tasiadis glaubte, als Schnellster das Rennen gewonnen zu haben.

    Doch der KV Zeitz legte Protest ein und nach längeren Diskussionen in der Wettkampfführung wurde festgelegt, dass die letzten vier Starter das Rennen wiederholen müssen. „Ich verstehe diese Entscheidung nicht. Dass Timo noch einmal starten darf, wäre sportlich fair gewesen, aber wir drei anderen wollten gar nicht mehr“, sagte der Augsburger Tasiadis verärgert, als er wieder in sein Boot stieg. Dennoch mussten Tasiadis sowie die beiden Leipziger Lennard Tuchscherer und Franz Anton neben Trummer noch einmal an die Startlinie.

    Kompliziertes Rechensystem bringt Sideris Tasiadis am Ende doch den Platz für Paris

    Doch bis auf Franz Anton, der im Kampf um das Olympiaticket bereits ausgeschieden war, sich im zweiten Lauf aber souverän den Sieg holte, kam keiner der Finalteilnehmer noch einmal an seine vorhergegangene Leistung heran. Wütend schlug Tasiadis sein Paddel auf das Wasser auf, als er als Fünfter ins Ziel kam, in dem Glauben, seine vierte Olympiateilnahme damit verfehlt zu haben. Doch das komplizierte Rechensystem der Olympia-Qualifikation kam ihm zugute. Der fünfte Platz wurde als sein Streichergebnis gewertet, seine drei zweiten Plätze aus der restlichen Quali reichten aufgrund des Sieges von Franz Anton aus, dass er im Canadier Einer doch noch als Gesamt-Sieger hervorging und zu den Olympischen Spielen nach Paris fahren wird. 

    Sideris Tasiadis wartet mit seinem Hund Milou in Markkleeberg bangend auf die Entscheidung der Jury. Es wird entschieden, dass der Sieger der Olympia-Qualifikation seinen Lauf wiederholen muss.
    Sideris Tasiadis wartet mit seinem Hund Milou in Markkleeberg bangend auf die Entscheidung der Jury. Es wird entschieden, dass der Sieger der Olympia-Qualifikation seinen Lauf wiederholen muss. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Für die Entscheidung der Jury hatte Sideris Tasiadis nach nervenaufreibenden zwei Stunden, die ihn mental wie körperlich auslaugten, überhaupt kein Verständnis. „Das hat einen faden Beigeschmack“, übte Tasiadis deutliche Kritik am Vorgehen der Offiziellen. „Es ist fast unmachbar, dass man zweimal gewinnt. Die ganze Anspannung, die ich davor hatte, war natürlich abgefallen. Der ganze Druck der letzten Wochen war weg, das ist ja klar. Ich hatte das Ziel ja eigentlich erreicht. Da ist klar, dass mein Körper sagt: Okay jetzt haben wir unseren Job getan.“

    Sideris Tasiadis fährt mit zwei Vereinskollegen zu den Olympischen Spielen

    Trotzdem riss er sich noch einmal zusammen, wenn auch die Kraft nicht ausreichte, an den furiosen ersten Lauf heranzukommen. Dennoch reichte es für Tasiadis am Ende dieser Nervenschlacht und so wird der 32-jährige Candierfahrer von Kanu Schwaben Augsburg in Paris seine vierten Olympischen Spiele erleben – gemeinsam mit seinen Vereinskollegen Elena Lilik und Noah Hegge sowie Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach, die sich schon zuvor qualifiziert hatten

    Vor allem, dass er mit seinen beiden „Ziehkindern“, Elena und Noah, die er seit Jahren in ihrer jungen Karriere unterstützt und fördert, nach Paris fahren wird, berührte Tasiadis. „Es ist so mega, dass wir zu dritt dort sein werden. Die beiden wollen von mir natürlich Unterstützung, wie man sich auf ein so großes Turnier und all die großen Emotionen vorbereitet. Ich weiß, was auf uns zukommt und ich werde es natürlich an die beiden weitergeben. Sie können nur daraus lernen“, sagte Tasiadis. 

    Mit 16 Jahren war Sideris Tasiaids zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen dabei

    Und machte sich bewusst, dass er bei seinen vierten Olympischen Spielen so etwas wie der Vater der Kanuslalom-Kompanie sein wird. „Das erste Mal, als ich bei Olympia dabei war, war ich der jüngste im Team und jetzt bin ich der Älteste“, stellte Tasiadis lachend fest. „Ich glaube, ich bin auch der erste deutsche Athlet im Kanuslalom, der zum vierten Mal zu Olympia fährt. Ich finde, das ist schon unbeschreiblich. Alles, was in Tokio zu Coronazeit gefehlt hat, kommt jetzt und ich kann mir vorstellen, dass es richtig gut wird.“ Nach Silber in London und Bronze in Tokio würde ihm nur noch eine Goldmedaille in seiner Sammlung fehlen, um den olympischen Satz vollzumachen. 

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