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Kanu-Weltcup in Augsburg: Augsburgs Kanuten stellen beim Heim-Weltcup ihre Klasse unter Beweis

Kanu-Weltcup in Augsburg

Augsburgs Kanuten stellen beim Heim-Weltcup ihre Klasse unter Beweis

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    Sideris Tasiadis und seine Frau: Der Sportler hat die Konkurrenz beim Weltcup-Auftakt abgehängt.
    Sideris Tasiadis und seine Frau: Der Sportler hat die Konkurrenz beim Weltcup-Auftakt abgehängt. Foto: Schoellhorn (Archivbild)

    Ein Sieg ist nicht selbstverständlich. Erst recht nicht im Kanuslalom. Zwar kennen die Augsburger ihre Heimstrecke aus dem Effeff, dennoch muss alles passen. Alles gepasst hat am Samstag bei Lokalmatador Sideris Tasiadis, dem Gesicht des ersten Weltcups der Saison auf dem Eiskanal am vergangenen Wochenende. Seine Jubelschreie nahmen kein Ende: Als er beim Weltcup-Auftakt am Samstag über die Ziellinie auf dem Eiskanal paddelte, brachen die Emotionen nur so aus ihm heraus. Zwar war dem Kanu-Schwaben noch kein Podestplatz sicher – vier Athleten standen noch am Start –, aber er wusste, was sein Lauf bedeutete. Mit 3,08 Sekunden Vorsprung setzte er sich zu diesem Zeitpunkt an die Spitze. Und die sollten auch so stehen bleiben. Die Plätze zwei und drei gingen an den Slowaken Matej Benus und Jiri Prskavec aus Tschechien.

    Sideris Tasiadis geht nach erfolgreichem Weltcup-Auftakt beschwingt in Wettkämpfe

    „Ich liebe es, Herausforderungen zu haben. Irgendwie kann ich mich dann noch mehr konzentrieren, wenn ich dann noch mehr unter Druck stehe. Irgendwie funktioniere ich da am besten“, sagte Tasiadis, der nach seinem WM-Gold im vorigen Jahr erneut ganz oben auf dem Treppchen steht. „Es ist geil, denn nach dem letzten internationalen Wettkampf hier das zu wiederholen, ist schon schwierig. Jeder will mich natürlich hier schlagen. Man hat auch gesehen, dass die Jungs im Finale noch ein bissel mehr aufgedreht haben.“ Die Leistung, die er auf dem Eiskanal abgeliefert hat, versuche er nun für die nächsten Wettkämpfe mitzunehmen, „vielleicht kann ich noch ein bissel für die Weltmeisterschaft dann drauflegen.“ Denn bei diesem Saison-Höhepunkt Ende September in Lee Valley London – wo Tasiadis Olympiasilber 2012 holte –, gilt es nicht nur, die Quotenplätze für Paris 2024 zu holen, sondern auch, sich einen Bonus für den internen nationalen Kampf um das Olympia-Ticket im Frühjahr nächsten Jahres zu sichern.

    Vereinskollegin Elena Lilik freute sich am Samstag über Bronze im Canadier-Einer – einen Tag, nachdem die 24-Jährige ihren ersten Weltcupsieg im Kajakboot feierte – vor Stefanie Horn aus Italien und der Österreicherin Viktoria Wolffhardt. Gold im Canadier sicherte sich die Australierin Jessica Fox durch einen überragenden Lauf mit 6,51 Sekunden Vorsprung auf die Französin Angela Hug. Lilik empfand trotz weniger Zuschauer als ein Jahr zuvor ein bisschen WM-Feeling. „Es ist eine unbeschreibliche Stimmung hier. Ein schwieriger Kurs, die Wettkämpfe sind spannend. Besser geht es fast gar nicht“, sagte die Augsburgerin.

    Elena Lilik zeigt sich nach ihrem Sieg glücklich mit Schwester Emely Apel.
    Elena Lilik zeigt sich nach ihrem Sieg glücklich mit Schwester Emely Apel. Foto: Fred Schoellhorn

    Olympiasiegerin Ricarda Funk scheitert im Kanuslalom an der Walze

    Bronze gab es am Wochenende auch für Kajakspezialist Hannes Aigner vom Augsburger KV. Nachdem der 34-Jährige mit einigen Schwierigkeiten bei der nationalen Qualifikation in die Saison gestartet war, stellte er beim ersten internationalen Wettkampf unter Beweis, dass mit ihm immer noch zu rechnen ist. Mit etwas Zittern rette er sich in den Endlauf, doch einmal im Finale, so wusste er, sind alle Chancen offen. „Nach meinem Finallauf, in dem ein paar Ecken drin waren, war ich ein bisschen skeptisch, ob ich lange in der Leadersbox stehen kann“, sagte Aigner. Er durfte bis zum Schluss dort stehen, lediglich der Italiener Giovanni de Gennaro und der Brite Joseph Clarke waren schneller als er. Kanu-Schwabe Noah Hegge paddelte auf Platz acht. „Im Halbfinallauf hatte ich einen besseren Lauf erwischt“, sagte der 24-Jährige. Doch allein die Finalteilnahme sei ein Erfolg für ihn gewesen. „Im Finale brauche ich einen ruhigeren Einstieg. So war das Risikomanagement dann etwas höher. Dementsprechend hat nicht alles ganz so funktioniert.“ Bei den nächsten Weltcups versuche er nun, mit mehr Ruhe den Start anzugehen, um den ganzen Lauf darauf aufbauen zu können.

    Nicht ganz optimal lief es für Olympiasiegerin und Doppelweltmeisterin Ricarda Funk vom KSV Bad Kreuznach am Samstag im Kajak-Einer. Die 31-Jährige war in ihrem Finallauf vier Tore vor Schluss noch auf Siegkurs, bis ihr eine Walze zum Verhängnis wurde. „Ich habe es verbockt. Ich war ein bisschen zu weit rechts, die Anfahrt hat nicht ganz gesessen und dann war auch noch die Walze relativ klein in dem Moment. Damit hatte ich nicht die beste Voraussetzung, um das noch zu managen“, schätzte die 31-Jährige selbstkritisch ihren Lauf ein. Dennoch sei sie zufrieden, die Leistung generell stimme.

    Hannes Aigner ist bester Deutscher im Kajak-Cross

    Bei den Kajak-Cross-Wettbewerben war Hannes Aigner der beste Deutsche mit Rang vier. Er hatte sich bis in das Finale gekämpft. „Es gab zwischenzeitlich viele Positionswechsel, war zunächst Erster und hatte dann leider ein paar Probleme, ich war ein bisschen wegeschoben worden. Und dann ist man eben schnell mal Vierter“, sagte Aigner.

    Lokalmatador Hannes Aigner kämpfte sich im Kajak Cross bis ins Finale.
    Lokalmatador Hannes Aigner kämpfte sich im Kajak Cross bis ins Finale. Foto: Fred Schoellhorn

    In Anbetracht der in dieser Saison erstmals verlängerten Strecke in dieser Disziplin stellt dieses Wettkampfformat auch physisch noch eine größere Herausforderung als zuvor dar. Die beste deutsche Frau, Ricarda Funk, ärgerte sich über ihr Ausscheiden im Halbfinale. „Mir ist etwas passiert, was mir eigentlich sonst nicht passiert. An dem tendenziell einfachsten Tor der Strecke bin ich vorbeigefahren. Ich weiß nicht, was da schief gegangen ist“, sagte sie.

    Vinzenz Hartl vom Augsburger KV erreichte das Viertel- und Vereinskollegin Franziska Hanke das Achtelfinale. Die beiden Kanu-Schwaben Noah Hegge und Elena Lilik waren bereits in den Qualifikationsläufen für die Kopf-an-Kopf-Rennen, dem Einzelzeitfahren, ausgeschieden. Denn nur die 20 Zeitschnellsten kommen direkt in die Heats der besten 32. Die restlichen zwölf Startplätze werden zunächst an Starter anderer Nationen vergeben, die noch nicht unter den Top-32 sind. Deshalb ist Hegge als 24. ausgeschieden. „Die Regel ist speziell. Aber sie ist so, und dann muss ich einfach schneller fahren.“ Ganz so einfach, wie es aussieht, ist es aber nicht. Das Fahren sei ganz anders als im Slalomboot unterwegs zu sein. „Wir sind zwar immer noch auf dem Wasser, aber wir haben ein anderes Boot, andere Stangen, die wir berühren dürfen und die deutlich schwerer sind. Das Handling ist ganz anders und daran muss man sich immer relativ schnell anpassen.“ Und das habe diesmal bei dem ersten Tor bei ihm nicht funktioniert, weshalb er dort Zeit verloren hat.

    Die Stimmung am Eiskanal war gut, besonders der Sidi-Fanclub war nicht zu überhören. Dennoch resümierte Tasiadis, „es sind für einen Weltcup schon recht viele Leute dagewesen, aber nicht so viele wie bei der WM. Das ist ja klar.“ Einen Grund sehe der Kanu-Schwabe aber auch in dem neuen Zeitplan seitens des Weltverbandes ICF. „Ich finde den muss man noch bissel ändern. Man muss klipp und klar sagen, wir sind an keine Fernsehzeiten mehr gebunden. Deswegen könnte man den Zeitplan hier und da schon anpassen, damit man mehr Zuschauer generieren kann“, meinte Tasiadis.

    Nach den Kanuslalom-Wettkämpfen sagte Cheftrainer Klaus Pohlen: „Es war ein außerordentlich guter Einstieg in die Saison. Wir waren in allen Finals vertreten und haben überall eine Medaille gewonnen, davon zweimal Gold. Besser kann es erstmal nicht laufen.“

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