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Jonas Deichmann bricht Weltrekord: 120 Iron-Man-Triathlons in nur 120 Tagen

Triathlon

106 Iron-Man-Triathlons in 106 Tagen: Jonas Deichmann knackt in Roth den Weltrekord

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    Im Ziel seiner 106. Langdistanz nacheinander – Weltrekord.
    Im Ziel seiner 106. Langdistanz nacheinander – Weltrekord. Foto: Pia Bayer, dpa

    In Büchenbach bei Roth standen die Zuschauer und Fans Spalier, tröteten und feuerten ihn auf seinen letzten fünf Kilometern an. In Roth angekommen, wollte der Applaus gar nicht mehr aufhören. Und als habe er gerade nur ein bisschen Sport getrieben, richtete Jonas Deichmann locker und auch selbst berauscht von einem erinnerungswürdigen Weltrekord-Tag ein paar launige Worte an die Fans im Ziel. Mehrere hundert waren es an diesem Donnerstagabend und dem 106. Tag seiner „Challenge 120“ in der Triathlon-Hochburg. „106. Neuer Weltrekord“, sagte Deichmann: „Saugeil.“ Bei 105 Triathlons über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen nacheinander, Tag für Tag, stand die Bestmarke bis zu diesem 22. August 2024. Aufgestellt hatte sie der Brite Sean Conway 2023.

    Dessen Buch darüber hatte Deichmann am Tag vor seinem Weltrekord mit persönlicher Widmung von Conway bekommen. „Das ist das Erste, was ich lesen will, nach der Challenge 120“, kündigte Deichmann an. Denn auch wenn der Weltrekord nun seiner ist, Schluss mit den täglichen Einheiten, die, wie an diesem Weltrekord-Tag, von vielen Menschen seit Tag eins begleitet werden, ist weiterhin nicht.

    120 Mal den „Iron Man“-Triathlon am Stück

    120 sollen es werden, das große Finale ist für den 5. September geplant. 120 wählte der 37 Jahre alte Deichmann, weil es der Distanz entspricht, die er bei seinem Triathlon um die Welt von September 2020 bis November 2021 zurückgelegt hatte. „Er ist eine sehr zielstrebige Person und lässt sich von nichts aufhalten“, sagte sein Vater Sammy Deichmann bei einem Treffen im Mai. Dass für einen Weltrekord „nur“ 107 Langdistanzen gereicht hätten, sei für Jonas kein Argument gegen die 120 gewesen. „Er wollte seine 120 Iron-Man-Distanzen um die Welt nicht unterbieten“, erklärte der Vater. Der 37-Jährige ist Extremsportler, aber warum macht er das?

    So richtig eine Antwort auf das „Warum?“ gibt es nicht: Deichmann versuchte bei einem Gespräch zu umgehen, antwortete mit Floskeln. Ob mit dem Fahrrad durch Sibirien oder in den USA von Küste zu Küste; er will Rekorde brechen und geht dafür an sein körperliches und mentales Limit. Und das gelingt: 2018 radelte der 37-Jährige in 100 Tagen von Alaska an die Südspitze Südamerikas, brach dabei den Rekord für die schnellste Zeit. 2021 war er der Erste, der in 120 Iron-Man-Distanzen die Welt umrundete. Dabei schwamm er 450 Kilometer an der kroatischen Küste, fuhr 21.000 Kilometer Fahrrad und lief 5060 Kilometer in Mexiko.

    Jonas Deichmann benötigte täglich mehr als 10.000 Kalorien

    Die „Challenge 120“ begann am 9. Mai. Nicht zu vergessen, die Vorbereitung auf Deichmanns härtestes Projekt. Die Vorbereitung begann viel früher. „Das sind jetzt acht, neun Monate mein Leben, da war Zeit für nichts anderes. Es ist so geil, jetzt endlich hier zu sein“, sagte Deichmann im Ziel, dieses Mal mit der Startnummer 106 und bedankte sich bei seinem „sensationellen Team“. Denn hinter der Herausforderung steckte ein enormer logistischer Aufwand: Bei einem Besuch in Roth sah man, dass allein die Verpflegung einiges in Anspruch nahm. Er verbrauchte täglich zwischen 10.000 und 11.000 Kalorien, die er mit sieben Mahlzeiten pro Tag versuchte auszugleichen. Um im Schwimmen auf die 3,8 Kilometer zu kommen, musste er insgesamt vier von gelben Bojen markierte Runden im Rothsee schwimmen. Nach jeder Runde hielt er kurz an und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. 

    402,8 Kilometer legte Deichmann bisher im Wasser zurück – immerhin etwa ein Drittel der Länge des Rheins. 19.080 Kilometer fuhr Deichmann auf dem Rad. Zum Vergleich: Luftlinie trennen Berlin und Tokio rund 8.910 Kilometer. Nicht zu vergessen, was Deichmann als „Läufchen“ bezeichnete: Da sind mittlerweile 4.452 Kilometer zusammengekommen. Sammy Deichmann, der Jonas Tag für Tag unterstützte, sagte: „Die Tage sind lang: Um fünf Uhr klingelt der Wecker, um 23.30 Uhr gehen wir meistens schlafen.“ Dazwischen galt es zu kochen, zu organisieren und sicherzustellen, dass die Tage ohne jeglichen Ausrutscher ablaufen. „In der ersten Woche war es noch ein riesiges Chaos, mittlerweile sitzt fast jeder Handgriff.“ 

    Sammy Deichmann unterstützt seinen Sohn Jonas zu gut es geht. Meistens kocht er, sodass Jonas die 10.000 verbrannten Kalorien wieder reinbekommt.
    Sammy Deichmann unterstützt seinen Sohn Jonas zu gut es geht. Meistens kocht er, sodass Jonas die 10.000 verbrannten Kalorien wieder reinbekommt. Foto: Nicolas Friese

    Um 21 Uhr holt er den Weltrekord, am nächsten Morgen springt er wieder in den See

    Geschlafen wurde etwa sechseinhalb Stunden, jeden Morgen ging es um sieben Uhr in den Rothsee. Hinzu kamen zwölf Minuten Mittagsschlaf. Um sich auf dem Laufenden zu halten, nutzte Deichmann die Toilettenpausen. Und eines durfte vor dem „Läufchen“ zum Weltrekord auch nicht fehlen: der Espresso. Davon nahm Deichmann mittlerweile rund 220 zu sich. Und noch ist ja nicht Schluss. (mit dpa)

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