Angedeutet hatte es sich bereits in den Testspielen, die der FC Augsburg bislang bestritt. Vor der Generalprobe gegen Olympique Marseille (Samstag, 17 Uhr) verkündete der Fußball-Bundesligist nun ganz offiziell, wer auf Ermedin Demirovic als Kapitän folgt. Und zwar Jeffrey Gouweleeuw. Seine Vertreter sind Kristijan Jakic und Fredrik Jensen. Den sechsköpfigen Mannschaftsrat komplettieren Phillip Tietz, Mads Pedersen und Arne Maier. Trainer Jess Thorup hatte das interne Gremium selbst bestimmt, wählen durften die Spieler nicht. Seine Auswahl begründete der Däne so: „Wir haben uns für diese Besetzung entschieden, weil wir so das Team sehr gut repräsentiert wissen. Diese Spieler haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie mit Mentalität, Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit auf und neben dem Platz vorangehen und Verantwortung übernehmen können.“
Somit schlüpft Gouweleeuw in jene Rolle, die er über etliche Jahre beim FCA innehatte. Der 33-Jährige folgte im Sommer 2020 auf FCA-Legende Daniel Baier, führte dann über drei Jahre hinweg die Mannschaft auf den Rasen. Vor einem Jahr kam es zum vorläufigen Bruch. Der damalige Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter hatte den langjährigen Kapitän für entbehrlich gehalten, Neben sportlichen Gründen sollen Zweifel an den Führungsqualitäten des Abwehrchefs bestanden haben. Als eine Reaktion darauf legte Gouweleeuw sein Amt nieder. „Ich habe damals die Kapitänsbinde nicht abgegeben, weil ich mit der Rolle nicht klarkam, sondern weil ich von den damals Verantwortlichen kein Vertrauen mehr gespürt habe“, erklärte der Niederländer während der Südafrika-Reise.
Jeffrey Gouweleeuw spricht beim FCA Klartext
Der Versuch mit einem jungen Trainer und einer jungen Mannschaft scheiterte jedoch. Reuter und Maaßen sind beim FCA Geschichte, mit Sportdirektor Marinko Jurendic in der Verantwortung hatte sich die Situation für diese Spieler grundlegend verändert. Gouweleeuw diente wie Iago oder Felix Uduokhai - auch sie sollten den Klub ein Jahr vor Vertragsende verlassen - in der vergangenen Saison als Abwehrstabilisator. Als einer der wenigen Augsburger Spieler neben Kapitän Demirovic stellte sich Gouweleeuw selbst dann, wenn er Fragen zu Niederlagen oder negativen Erlebnissen beantworten sollte. Sprach Klartext. Künftig wieder mit Spielführerbinde am Arm. „Nachdem, was vor einem Jahr vorgefallen ist, ist es nicht selbstverständlich für mich“, so Gouweleeuw.
Die Hierarchie auf dem Feld wird somit eine andere sein. Vom Mannschaftsrat, mit dem der FCA in die vergangene Saison gegangen war, ist lediglich der vereinstreue Pedersen geblieben. Die Zusammensetzung dokumentiert den Umbruch innerhalb des Teams. Stammkräfte wie Demirovic und Iago haben den Klub verlassen, Uduokhai und Ruben Vargas wollen es ihnen bis zum Ende der Transferperiode noch gleichtun. Jakic, Jensen, Maier und Tietz sollen als Repräsentanten mehr Verantwortung übernehmen. Die Konstante bleibt Gouweleeuw, dessen Vertrag sich im Sommer 2025 automatisch per Klausel verlängern könnte. Selbst sagt er, er fände es „komisch“, sollte er seine Karriere nicht in Augsburg beenden. Zugleich steht er unter dem Einfluss der Erfahrungen von vor einem Jahr. „Im Fußball und allgemein im Leben gibt es keine Garantien.“
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