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Jamie Leweling schießt sich bei Nagelsmann nach oben

Nationalmannschaft

Jamie Leweling erhöht nach tollem Debüt den Konkurrenzkampf

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    Bundestrainer Julian Nagelsmann beglückwünscht Torschütze Jamie Leweling nach dem tollen Länderspieldebüt.
    Bundestrainer Julian Nagelsmann beglückwünscht Torschütze Jamie Leweling nach dem tollen Länderspieldebüt. Foto: Tom Weller, dpa

    Vorsichtsmaßnahmen waren einst im DFB-Tross ein Running Gag. Wann immer Michael Ballack oder Bastian Schweinsteiger auf ein Länderspiel in Baku, Sofia oder Tiflis keinen gesteigerten Wert legten, zwickten die Adduktoren. Die Vorsichtsmaßnahme bestand dann darin, die Reise nicht anzutreten und stattdessen am Starnberger See oder dem Münchner Gärtnerplatz die Adduktoren bei einem Kaffee in der Mittagssonne zu schonen. Jamal Musiala ist ein derartiges Verhalten fremd. Der 21-Jährige freut sich noch auf jedes Spiel, Krakau oder Sofia – Hauptsache Fußball.

    Musiala hätte mit Sicherheit auch gerne am Montagabend in der für ihn heimischen Allianz-Arena gegen Holland gespielt. Derzeit aber macht ihm das Hüftgelenk zu schaffen. Nichts Schlimmes, aber eben doch dazu angetan, Vorsichtsmaßnahmen walten zu lassen. Also ließ Musiala die Länderspiele Länderspiele sein und konzentrierte sich darauf, für die künftigen Aufgaben der Bayern (Stuttgart! Barcelona!) fit zu werden. Davon profitierte Jamie Leweling. Also vom Ausfall Musialas und den Absagen von Kai Havertz und Niclas Füllkrug. Zudem musste auch noch Lewelings Stuttgarter Mannschaftskollege Chris Führich mit einem Muskelfaserriss von der Nationalmannschaft abreisen, und als dann auch noch VfB-Stürmer Deniz Undav wegen muskulärer Probleme für die Partie gegen die Niederlande passen musste, war tatsächlich Lewelings Chance gekommen.

    „Wäre nicht dabei gewesen“: Nagelsmann und der Konkurrenzkampf

    „Wären alle gesund gewesen, wäre er nicht dabei gewesen, so ehrlich muss man sein“, räumte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 1:0-Sieg unumwunden ein. Dass er zu später Stunde im Bauch des Münchner Stadions länger über den Stuttgarter Offensivmann redete, hatte mit dessen beeindruckender Vorstellung zu tun. Leweling fügte sich bereits nach 100 Sekunden mit seinem ersten Länderspieltreffer ein, der ihm allerdings wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt wurde. Nicht nur Nagelsmann empfand das als „Fehlentscheidung“. Dass diese nicht weiter ins Gewicht fiel, lag auch an dem engagierten Auftritt des Debütanten. „Dass er so gut spielt, habe ich nicht erwartet. Er hat viele kritische Situationen gut gelöst. Er hat ein tolles Spiel gemacht“, lobte der Trainer.

    In der 64. Minute schoss der Offensivmann den Ball erneut ins Tor und weil Nico Schlotterbeck zuvor gerade noch so aus dem Sichtfeld von Torwart Bart Verbruggen gekrabbelt war, unterließ es Schiedsrichter Slavko Vincic diesmal, auf Abseits zu entscheiden. Davor und danach behauptete Leweling etliche Male den Ball ausgezeichnet und so überraschte es nicht, dass das an sich eher reservierte Münchner Publikum den Neuling bei dessen Auswechslung stehend und mit mächtig Applaus verabschiedete.

    Musiala und dessen Münchner Mannschaftskamerad Leroy Sané verfolgten das Geschehen erfreut von der Tribüne aus. Sie waren unter anderem auch gekommen, um Manuel Neuer, Thomas Müller und Ilkay Gündogan gebührend zu verabschieden. Die drei hatten nach der EM ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet und hatten nach der Partie gegen Holland zu einer kleinen Feier in einer der Stadion-Logen geladen. Musiala und Sané verabschiedeten die Vergangenheit der Elf und sahen kurz davor die Gegenwart der Mannschaft. Eine Mannschaft, für die sich Sané erst wieder ein Rückkehrrecht erspielen muss. Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz sind in der Offensive gesetzt. Nun warben Leweling und auch Serge Gnabry eindrücklich um das Vertrauen des Bundestrainers.

    Oliver Baumann präsentiert sich besser als Alexander Nübel

    Manuel Neuer dürfte das alles mit der ihm eigenen Gelassenheit beobachten. Es interessierte ihn bisher nur am Rande, wer hinter ihm die Nummer zwei im Tor ist und nun, da er das Gehäuse der Nationalmannschaft nicht mehr hütet, ist ihm bei Fragen rund um Deutschlands Eliteelf eine gewisse Wurstigkeit zu unterstellen. Gegen die Niederlande durfte Oliver Baumann den verletzten Marc-André ter Stegen ersetzen. Der Hoffenheimer machte seine Sache noch ein wenig besser als Alexander Nübel zuletzt gegen Bosnien. Beide feierten jeweils ihr Debüt, beide werden wohl auch in den kommenden Monaten unter sich ausmachen, wer im Tor steht. Derzeit sei Baumann etwas besser in Form, erzählte Nagelsmann überraschend offen.

    Für die das Länderspieljahr abschließenden Partien im November gegen Bosnien und Ungarn habe das aber noch nichts zu bedeuten. Die deutsche Mannschaft hat sich mit dem Sieg gegen die Niederlande schon einmal für das Viertelfinale der Nations League qualifiziert. Der November-Termin würde sich dementsprechend für etwaige Vorsichtsmaßnahmen eignen. Die aber gehören unter Nagelsmann der Vergangenheit an – außer, sie sind wirklich notwendig. Eine enorme Leistung des Trainers.

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