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Jahresrückblick: Unvollendete, Ungeimpfte und ein Bomber: Sie prägten das Jahr im Sport

Jahresrückblick

Unvollendete, Ungeimpfte und ein Bomber: Sie prägten das Jahr im Sport

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    Zwischen Jubel und Frust: Das Sportjahr 2021.
    Zwischen Jubel und Frust: Das Sportjahr 2021. Foto: dpa/AZ

    Naomi Osaka und Alexander Zverev – von Tennisträumen und gemischten Heimatgefühlen

    Hätte man vor einem Jahr gefragt, was Naomi Osaka und Alexander Zverev, beide 24 und unter den Besten im Tennis, Ende 2021 verbinden könnte: Vielleicht die Erfüllung eines Traumes? Der Deutsche mit dem ersten Grand-Slam-Titel? Die Japanerin mit dem Olympia-Sieg bei den Spielen zu Hause? Am Ende gewann Zverev zwar keines der vier großen Turniere, aber dafür in Tokio – und hatte auch sonst viel Grund zur Freude. Osaka schied dort im Achtelfinale aus – und erlebte auch sonst viele dunkle Zeiten.

    Es hätte der große Auftritt für die in den USA aufgewachsene Tochter eines Haitianers und einer Japanerin sein sollen. Osaka gab für Olympia ihren US-Pass ab, weil nach japanischem Recht ab 22 Jahren keine Doppelstaatsbürgerschaft erlaubt ist. Als letzte Fackelläuferin entzündete die ehemalige Nummer eins der Welt das Feuer der Spiele – und hoffte auch persönlich auf Licht. Seit den French Open nämlich herrschte Schatten. Die Turnierleitung drohte ihr mit dem Rauswurf, weil sie alle Pressekonferenzen abgesagt hatte, wegen ihrer mentalen Verfassung. Daraufhin gab sie auf, machte ihre Depressionen öffentlich und tauchte ab. Olympia sollte eine strahlende Rückkehr sein – und wurde ein neuer Tiefpunkt. Tiefe Enttäuschung auch in der Heimat.

    Für Zverev hingegen wurde Olympia zum Höhepunkt im besten Jahr seiner Karriere. Er steht nun auf Platz drei der Welt, ist der beste Deutsche seit Boris Becker. Nach dem Turniersieg in Madrid hatte er, als in der Pressekonferenz keine Frage auf Deutsch gestellt wurde, noch gesagt: „Wie man sieht, bin ich den Deutschen wirklich egal.“ Nach der Goldmedaille auch zum „Sportler des Jahres“ gewählt, bekannte er dann: „Ich bin Deutscher, ich liebe Deutschland.“ Beide eint also im Bezug zur Heimat: Es ist kompliziert.

    Verpassten 2021 die wichtigsten Titel: Novak Djokovic und Lewis Hamilton.
    Verpassten 2021 die wichtigsten Titel: Novak Djokovic und Lewis Hamilton. Foto: Michael Probst, dpa - David Davies, dpa/PA Wire
    vorerst

    unvollendeten Champions

    Ein triumphales Jahr hätte es werden sollen. Lewis Hamilton, 36, hatte davon geträumt, seinen achten WM-Titel in der Formel 1 einzufahren. Damit wäre er alleiniger Rekordweltmeister. Und Novak Djokovic, 34, hatte die Chance auf das goldenste Tennisjahr: alle vier Grand-Slam-Titel plus der Sieg bei den Olympischen Spielen (plus die meisten Siege bei Grand-Slam-Turnieren überhaupt). Nur: Es wurde nichts daraus. Hamilton und Djokovic, die traurigen Champions: Ihr Jahr war zwar sehr erfolgreich, aber legendär wurde es nicht.

    Bei Hamilton lag das an einem forschen Niederländer, der ihm in letzter Sekunde den Triumph entriss. Max Verstappen profitierte von regeltechnischen Unschärfen in Abu Dhabi. Hamilton war schneller, er führte das letzte Saisonrennen an, ehe eine Safety-Car-Phase für Verwirrung und damit für die Überholmöglichkeit von Verstappen sorgte. Der gewann, Hamilton blieb bei sieben WM-Titeln. Aber unterwegs zementierte er schon mal den ewigen Platz 1 der Grand-Prix-Siege: Schumi gewann 91, Hamilton ist der Erste über der Schallmauer 100, hat aktuell 103.

    Novak Djokovic hat jedes der vier Grand-Slam-Turniere mehrfach gewonnen, aber nie in einem Jahr Melbourne, Paris, Wimbledon und New York, was dann „Grand Slam“ genannt wird. 2021 schien, das Jahr zu werden. Sieg in Australien, in Frankreich, in England. Zwischendurch mit Olympia sogar noch die Möglichkeit zum ganz großen Triumph: Grand Slam plus Goldmedaille, der „Golden Slam“, den bislang allein Steffi Graf schaffte. Dann aber: Niederlage in Tokio im Halbfinale! Und: Final-K.-o. New York! Djokovic blieb also unvollendet, vorerst – und auch bei insgesamt 20 Grand-Slam-Siegen wie Nadal und Federer. Und weinte.

    Robert Lewandowski und Joshua Kimmich – Gegensätze im Scheinwerferlicht

    Der Sport hält ja dann doch immer Überraschungen parat. Also, nicht in der Gestalt, dass dem FC Bayern die Meisterschale abspenstig gemacht werden würde – derart vorwitzig ist der Fußballgott dann doch nicht. Dass eine als Jahrhundertrekord gerühmte Bestmarke aber gebrochen werden sollte, war ja auch nicht zwingend zu erwarten.

    Robert „Lewa“ Lewandowski aber macht sich wenig aus Rekorden – die eigenen ausgenommen. Also erzielte er in der 90. Minute des abschließenden Saisonspiels gegen den FC Augsburg seinen 41. Treffer der Spielzeit. Gerd Müllers Ewigkeitsrekord wandert in den Almanachen in den Bereich der Fußnoten, doch der Mann der als „Bomber der Nation“ bekannt war, wird nicht nur wegen seiner 40 Tore der Saison 1971/72 in Erinnerung bleiben. Müller schoss Deutschland zum WM-Titel, das Leben beutelte ihn, seine Bescheidenheit prägte ihn. Im August starb er mit 75 Jahren.

    Zu den prägenden Gestalten der Gegenwart der Münchner gehört zweifelsfrei Joshua Kimmich. Ehrgeizig, sozial engagiert und reflektiert galt er auch jenen als Vorbild, die es nicht mit dem FC Bayern halten. Weil er aber zögerte, sich gegen Corona impfen zu lassen, sah sich sogar die damalige Bundesregierung zu einem Statement genötigt. Der Impfstatus eines 26-Jähren bestimmte die Nachrichten. Auf eine zweimalige Quarantäne folgte die eigene Infektion und anschließend die späte Einsicht, er hätte sich doch besser impfen lassen. Kimmich empfand Schuld gegenüber Familie und Mannschaftskameraden, die aber auch ohne ihren Anführer weiter munter durch die Bundesliga siegten. Der Fußballgott könnte sich ja auch mal was anderes einfallen lassen.

    Standen 2021 in der Kritik: Sport-Funktionäre Franz Reindl und Alfons Hörmann.
    Standen 2021 in der Kritik: Sport-Funktionäre Franz Reindl und Alfons Hörmann. Foto: Tobias Hase, dpa - Ina Fassbender, dpa

    Franz Reindl  und Alfons Hörmann– umstrittene Funktionäre

    Wie man es auch dreht und wendet, die Erkenntnis ist die gleiche: Es mag einer noch so viel geleistet haben, am Ende bleibt hängen, wie er sich verabschiedet. Alfons Hörmann war viele Jahre der mächtigste Funktionär im deutschen Sport. Präsident des Dachverbandes DOSB. Zog Strippen bis in höchste politische Ämter. Doch am Ende war er der, den ein anonymer Brief aus den eigenen Reihen zu Fall brachte. Unter Hörmann herrsche eine Kultur der Angst, stand da. Sein Führungsstil: herrisch und respektlos. Hörmann wehrte sich lange gegen das Ende seiner Amtszeit, bewies beeindruckende Haftfähigkeit und trat dann doch nicht mehr zur Neuwahl an.

    In einem letzten Interview mit unserer Redaktion sprach er davon, dass er zwischenzeitlich ein sehr klares Bild habe und ihm „umfangreiche Hinweise und Belege“ dafür vorlägen, dass es sich um einen ganz gezielten Umsturz an der gesamten Spitze des DOSB gehandelt habe. Vorgelegt hat er diese Beweise nicht. Noch nicht?

    In einer ganz ähnlichen Situation befindet sich der Hörmann gut bekannte Funktionärskollege Franz Reindl, seines Zeichens Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Auch ihm wird aus den eigenen Reihen vorgeworfen, seinen Verband nach Gutsherrenart zu führen. Zudem soll er sich über Jahre in einem Gewissenskonflikt befunden haben. Reindl war zeitgleich ehrenamtlicher Präsident und bezahlter Geschäftsführer einer

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