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Interview: Magic Johnson: "Das hätte auch mein Todesurteil sein können“

Interview

Magic Johnson: "Das hätte auch mein Todesurteil sein können“

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    Als Teil des legendären Dreamteams gewann Earvin "Magic" Johnson 1992 Olympia-Gold. Mit seiner Art, die Rolle des Aufbauspielers im Basketball zu interpretieren, veränderte er seinen Sport grundlegend.
    Als Teil des legendären Dreamteams gewann Earvin "Magic" Johnson 1992 Olympia-Gold. Mit seiner Art, die Rolle des Aufbauspielers im Basketball zu interpretieren, veränderte er seinen Sport grundlegend. Foto: Ringo Chiu, dpa

    Mr. Johnson, Ihre Karriere als Profi-Basketballer begannen Sie 1979, 1992 gaben Sie nach dem Bekanntwerden Ihrer HIV-Infektion und dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen Ihren Rücktritt bekannt. Warum ist jetzt, 30 Jahre später, der richtige Zeitpunkt, mit dem Vierteiler "They Call Me Magic" (ab 22. 4. bei AppleTV++ zu sehen) erstmals Ihre Geschichte zu erzählen?

    Earvin "Magic" Johnson: Andere hatten das natürlich schon vorher gemacht, aber noch nie ich selbst. Nachdem die Doku-Serie "The Last Dance" über meinen Kollegen Michael Jordan so ein großer Erfolg wurde, stand mein Telefon nicht mehr still. Plötzlich wollten alle etwas Ähnliches auch mit mir machen – und mir war es wichtig, dabei auf die komplette Wahrheit zu setzen. Die Zeit war endlich reif für meine Geschichte, in allen Details.

    Haben Sie in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben noch etwas Neues über sich selbst gelernt?

    Johnson: Das nicht, denn ich kenne mich selbst eigentlich ganz gut (lacht). Aber teilweise war es für mich neu, was andere über mich denken, als Basketballer, als Vater und Ehemann oder als Geschäftspartner. Einige der Aussagen, die über mich getroffen wurden, haben mich durchaus überrascht.

    Als Sie 1979 anfingen in der NBA zu spielen, war die Liga eine ganz andere als heute. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Ihre Art, Basketball zu spielen, den Sport für immer veränderte?

    Johnson: Vermutlich war das 1984, als ich mit den Lakers erstmals gegen Larry Bird und die Boston Celtics um die Meisterschaft spielte. Plötzlich schaute die ganze Nation zu – und das war neu. Ein Jahr später standen sich unsere Teams abermals im Finale gegenüber, und die Aufmerksamkeit war noch größer. Die Menschen schalteten nicht nur ein, um die

    Michael Jordan ist für Magic Johnson der beste Basketballer aller Zeiten.
    Michael Jordan ist für Magic Johnson der beste Basketballer aller Zeiten. Foto: John Swart, dpa

    Sehen Sie Jordan als den neben Ihnen größten Spieler aller Zeiten?

    Johnson: Keine Frage, Michael Jordan war ein Ausnahmespieler. Seine Sprünge, wie er durch die Luft geradezu schwebte – das war einzigartig. Larry Bird gehört mit seinen Wurffähigkeiten und seiner Spielintelligenz ohne Frage auch in die ewige Bestenliste. Später dann natürlich auch Kobe Bryant mit seiner Mamba-Mentalität.

    Und wenn Sie auf Ihr eigenes Vermächtnis blicken: Worauf sind Sie als Sportler besonders stolz?

    Johnson: Auf meine Gewinner-Einstellung und meine Fähigkeit, meine Mitspieler zu stärken und besser zu machen. Ich habe den Sport immer geliebt, was keine Selbstverständlichkeit ist, und habe an jedem einzelnen Spiel Freude gehabt und stets alles gegeben. Ich habe nie betrogen oder geschummelt und bin – als Zuschauer – bis heute der größte Basketball-Fan. Na gut, und auf meine No-Look-Pässe bin ich vielleicht auch ein wenig stolz.

    Gibt es einen Titel, der Ihnen besonders viel bedeutet?

    Johnson: Als Teil des Dreamteams gemeinsam mit Michael Jordan und Larry Bird auf dem Platz zu stehen und 1992 in Barcelona die Olympische Goldmedaille zu gewinnen, das war schon der größte Moment meiner Karriere. Und auch wenn wir gegeneinander spielten, waren die Begegnungen mit den beiden immer etwas ganz Besonderes. Leider habe ich gegen Jordan nur ein einziges Mal in den NBA Finals gespielt – und verloren. Aber wissen Sie, was mir auch viel bedeutet? Dass ich heute hier sitzen und Ihre Fragen beantworten kann. Als ich damals meine HIV-Diagnose bekam, hätte das schließlich auch mein Todesurteil sein können.

    Sie haben dann später eine Stiftung gegründet, die sich nicht zuletzt in der Aids-Prävention und gegen die HIV-Ausbreitung engagierte. Wie schnell kamen Sie damit klar, dass Sie plötzlich auch jenseits des Spielfelds eine so große Vorbildfunktion übernehmen mussten?

    Johnson: So richtig wohl fühle ich mich damit ehrlich gesagt bis heute nicht. Aber natürlich habe ich schnell verstanden, dass man mich womöglich als Vorbild sieht, deswegen habe ich mir immer bewusst gemacht, welche Verantwortung damit einhergeht, und versucht, das Richtige zu tun. Und ich habe mich auch nie dagegen gesträubt, sondern bin stolz darauf, wenn ich mit meinem Tun etwas im Leben anderer Menschen bewirken kann.

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